Obwalden
Die aufgestaute Spielfreude macht das Jahreskonzert zum Hörgenuss

Das Konzert der Musikgesellschaft Sonnenberg Schwendi liess keine Zweifel offen: Endlich wieder ein Konzert, das macht Spass.

Primus Camenzind
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Jahreskonzert der Musikgesellschaft Sonnenberg Schwendi mit Dirigent Norbert Kiser.

Jahreskonzert der Musikgesellschaft Sonnenberg Schwendi mit Dirigent Norbert Kiser.

Bild: Primus Camenzind (Stalden, 4. Juni 2022)

«Wir sind abwechslungsreich unterwegs», betonte Co-Präsident Urs Kiser in seinen Grussworten. Die Tatsache, dass der Verein zwei Jahre kein Konzert mehr spielen konnte sei Grund genug, jetzt eine grosse Bandbreite der Blasmusik zu präsentieren. Tatsächlich, unter der kompetenten Führung von Dirigent Norbert Kiser hörte sich das anspruchsvolle Konzertprogramm durchgehend kurzweilig an. Zur Eröffnung gaben die rund 35 Musikantinnen und Musikanten den Konzertmarsch «Arsenal» von Jan van der Roost (1956* Belgien) zum Besten. Die wohlklingenden Themen des Stücks waren geeignet, in der voll besetzten Turnhalle den ausgewogenen Klang der «Schwander Muisig» zum Tragen zu bringen. Zu Recht bezeichnete die gut gelaunte Moderatorin Sonja Britschgi diesen Marsch als «würdevoll».

Gegensätze gut gemeistert

Jacob de Haan (1959* Niederlande) verbindet mit seinem Werk «Concerto d’Amore» drei grundverschiedene Stilrichtungen: Barock, Jazz und Pop. Was wie eine barocke Ouvertüre begann, nahm den weiteren Verlauf als energiegeladene Popmusik mit swingenden Passagen. Ein gefälliges Adagio, getragen von Euphonien, Saxophonen und Waldhörnern, rundete das faszinierende Werk und dessen geschmackvolle Interpretation durch das Blasorchester ab.

«Cassiopeia» von Carlo Marques (1973* Portugal) lehnt sich an die griechische Mythologie und die schöne, aber auch eitle Königsgattin an. In diesem sinfonischen Gedicht konnte sich das Ensemble durch präzise rhythmische Figuren, schöne Motive des Altsaxophons und hervorragende Gegenbewegungen der Waldhörner auszeichnen.

Jahreskonzert der Musikgesellschaft Sonnenberg Schwendi mit Dirigent Norbert Kiser.

Jahreskonzert der Musikgesellschaft Sonnenberg Schwendi mit Dirigent Norbert Kiser.

Bild: Primus Camenzind (Stalden, 4. Juni 2022)

Vor der Pause kam mit Bert Appermont (1973*) erneut ein belgischer Komponist zum Zug. Sein Werk «Winds on Fire» baut auf gegensätzlichen Elementen auf: schnell, rhythmisch, charaktervoll, sowie melodisch, einfühlsam und gemächlich. In diesem Wechselbad der Gefühle, wussten sich die Musikantinnen und Musikanten ansprechend zu behaupten.

Dirigentenwechsel steht bevor

Seit 2015 dirigiert der «Urschwander» Norbert Kiser die Musikgesellschaft seines Dorfes. Obwohl er das Blasorchester in musikalischer Hinsicht kontinuierlich voran brachte, wird er sich Ende dieses Jahres verabschieden. Co-Präsident Urs Kiser bedauert diesen Schritt ausserordentlich, äusserte sich jedoch zuversichtlich zur Zukunft des Vereins. «Wir glauben an einen nahtlosen Übergang». Die Vereinsleitung ist mit zwei möglichen Nachfolgern im Gespräch. «Mir läuft in meinem Beruf als Berufstrompeter, Musiklehrer und Dirigent von Jungmusiken allmählich die Zeit davon», liess Norbert Kiser schweren Herzens wissen.

Veteranenehrung (von links): Urs Kiser (Co-Präsident) Fridel Britschgi (35 Jahre), Dominique Wirz (25 Jahre), Norbert Kiser (35 Jahre), Samuel Burch (Co-Präsident).

Veteranenehrung (von links): Urs Kiser (Co-Präsident) Fridel Britschgi (35 Jahre), Dominique Wirz (25 Jahre), Norbert Kiser (35 Jahre), Samuel Burch (Co-Präsident).

Bild: Primus Camenzind (Stalden, 4. Juni 2022)

Melodien aus Film und Musical

Zurück zum gelungenen Konzertabend: «La Storia» von Jacob de Haan stand auf dem Programm. «Es kann sich jede und jeder aus diesem Stück seine eigene Geschichte reimen», liess die Moderatorin verlauten. Wie auch immer: Spannungsvolle Musik für kreative Musikanten und Zuhörer war angesagt. Verblüffend, wie selbstverständlich das Orchester - natürlich bei unmissverständlicher Taktgebung des Dirigenten - die ständigen Wechsel von Rhythmen und Tempi meisterte. In «Madagaskar», der Filmmusik von Hans Zimmer (1957* Deutschland) fanden weltbekannte Motive einen leichten Zugang zum Publikum, während «La la Land», die Musik zur gleichnamigen romantischen Filmmusical von Justin Hurwitz (1985* USA) im facettenreichen Latin Sound mit kurzen Instrumental-Solis das Publikum in Bann zog. Der bestens bekannte Traditional «Bella Ciao» setzte einen Schlusspunkt unter die in allen Teilen erfreuliche Darbietung der Musikgesellschaft Sonnenberg. Und weil das Publikum seiner Begeisterung mit kräftigem Applaus Ausdruck verlieh, gab’s mit dem Marsch «Century» einen tonalen Nachschlag.