Der HSC Suhr Aarau dreht auswärts beim BSV Bern einen Sieben-Tore-Rückstand und gewinnt 30:29. Für vier Wochen verstärkt der Slowake Patrick Hruscak das Team. Die grosse Geschichte schreibt aber Goalie Dragan Marjanac.
Wahnsinn! Anders lässt sich die Leistung von Dragan Marjanac in den zweiten 30 Minuten der Partie des HSC Suhr Aarau beim BSV Bern nicht zusammenfassen. Da liegt sein Team zur Pause 11:18 in Rückstand und dann hält der 37-Jährige gefühlt jeden Ball.
21 Paraden sind es am Ende, 43 Prozent der Bälle auf sein Tor hat Marjanac gehalten und nach der Pause nur noch elf Gegentore kassiert. Am Ende siegt der HSC 30:29.
Unglaublich. Egal, mit wem man nach der Partie spricht, es ist das meistgenannte Worte. Auch in den Reihen des Gegners. Und was sagt Marjanac selbst? «Am Ende hätte ich noch ein paar Bälle mehr halten können.»
Dieser Ehrgeiz zeichnet ihn aus. Im Mai 2021 hat Marjanac einen Hirnschlag erlitten. Es war unklar, ob er je wieder spielen kann. Nur er glaubte stets daran. Und der Serbe schaffte das schier Unmögliche und kehrte zurück. Vielleicht besser denn je. Er sagt: «Ich geniesse einfach jeden Moment. Vielleicht bin ich darum so gut.»
Marjanac war selbstredend der gefeierte Matchwinner, doch mit ihm steigerte sich das ganze Team des HSC und agierte wie verwandelt. Trainer Aleksandar Stevic wechselte nach der Pause das System und nahm Marjanac bei Angriffen aus dem Spiel und ersetze ihn durch einen zusätzlichen Feldspieler.
Und plötzlich funktionierte alles. Die Fehler und Ungenauigkeiten, die den HSC zur Pause deutlich in Rückstand gebracht hatten, waren wie weggeblasen. Und damit auch die verletzungsbedingten Ausfälle der Leistungsträger Tim Aufdenblatten und João Ferraz zumindest für den Moment vergessen.
Kurz vor dem Spiel wurde bekannt, dass der HSC auf die Ausfälle reagiert und mit Patrick Hruscak einen Linkshänder für den Rückraum für vier Wochen verpflichtet hat. Der 33-Jährige hat viele Jahre in der Bundesliga gespielt und 2018/19 auch in der Schweiz für Gossau.
Mittlerweile ist der Vater eines Sohnes in seiner Heimat Slowakei aktiv und nicht mehr Profi. «Als mich mein Berater kontaktierte, ob ich mir den Aushilfseinsatz in Aarau vorstellen könnte, habe ich meine Frau gefragt. Und sie sagte, geniess die vier Wochen Ferien.»
Mit vier Treffern hat sich der 2,06 Meter grosse Hruscak, der erst am Dienstag um kurz vor Mitternacht in der Schweiz ankam, sofort gut ins HSC-Spiel integriert. Und auch sein Dress ist bereits mit seinem Namen beschriftet. Ein Indiz, dass es nicht bei vier Wochen bleiben wird? Hruscak lacht. «Träumen darf man immer. Aber ich habe einen guten Job als Sportlehrer und eine Firma im Immobilienbereich.»
Die ganze grosse Geschichte an diesem Donnerstag schrieb aber Dragan Marjanac. Oder wie es der Speaker des Gegners sagte: «So etwas habe ich noch nie erlebt. Respekt.»
Gümligen Mobiliar Arena. – 563 Zuschauer. – SR: Boshkoski/Stalder.
BSV Bern: Ferrante (5 Paraden, 1 Treffer), Bringolf (6); Jauer (1 Terfer) Kaleb (1), Baumgartner (2), Getzmann (5), Aellen (11), Strahm (4), Nyström (2), Rohr (1), Gantner (1).
HSC Suhr Aarau: Marjanac (21 Paraden), Pantelic; Willecke, Sarlos (3 Treffer), Faluvégi (2), Kreuzer, Hofer (4), Kalt (3), Pejkovic (2), Muggli (3), Strebel, Hruscak (4), Maric (3), Slaninka (6).