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Der St.Galler Lichtplaner Mathias Benz hat sich mit der Beleuchtung des Rutschenturms im Säntispark einen Namen gemacht. Nun inszeniert er gigantische Wasserrutschen von China bis Katar.
Mathias Benz rutscht hie und da Wasserrutschbahnen hinunter – nicht nur zum Spass. Er tut das berufshalber. Der bald 50-jährige Elektroingenieur und Lichtplaner hat sich auf die Beleuchtung von Rutschenwelten und Bäderparks spezialisiert.
Angefangen hat es mit dem Säntispark. Von Benz stammt unter anderem die Inszenierung des neuen Rutschenturms, der vor zwei Jahren eröffnet wurde. Er hat ihn mit Licht- und Soundeffekten in Szene gesetzt. Ganze Showblöcke lassen sich computergesteuert abspielen – passend zur jeweiligen Tages- oder Jahreszeit. An Weihnachten können zum Beispiel Gold, Glitzer und weihnachtliche Motive auf die Röhren projiziert werden. Dazu gibt es passende Musik. Der Rutschenturm kam so gut an, dass neue Projekte nicht lange auf sich warten liessen.
Benz wurde bald darauf angefragt, ob er das erste «Slidewheel» der Welt beleuchten wolle. Es handelt sich um eine gigantische Kombination aus Riesenrad und Wasserrutschbahn, 24 Meter hoch und 150 Tonnen schwer. «Die Idee dazu hatte ein Bub aus der Schweiz», sagt Benz bei einem Gespräch in seinem Büro, das er sich in seinem Wohnhaus in einem ruhigen St. Galler Quartier eingerichtet hat. Entwickelt und konstruiert wurde die Rutsche in Deutschland. Zu stehen kam sie schliesslich in einem Wasserpark in Guangzhou, einer Stadt mit fast 15 Millionen Einwohnern in China. Seit dem 1. April dieses Jahres ist sie in Betrieb.
Besucherinnen und Besucher, die sich auf die Rutsche wagen, sitzen auf einem Plastikring und rutschen – weil sich die Konstruktion dreht – nicht einfach in eine Richtung, sondern vorwärts und wieder zurück, hin und her. Sie fühlen sich wohl, als wären sie in eine Waschtrommel geraten. Das sei das Faszinierende an der Rutsche, sagt Benz: «Man weiss nie, in welche Richtung es geht.»
Er hat das Slidewheel zweimal selber ausprobiert. Allerdings sei der Adrenalinkick weniger gross als bei der Fallrutsche im Säntispark. Obwohl: «Eigentlich bin ich gar kein Adrenalinjunkie», sagt er. Was ihm an seiner Arbeit gefällt, ist etwas anderes: Ihn reize es, dass er etwas Einmaliges entwickeln und dabei Technik und Kreativität miteinander verbinden könne. «Visual Engineering» nennt er das, was er in seinem Ein-Mann-Betrieb lichtstark macht.
«Man kann unheimlich viel mit Licht gestalten und diverse Stimmungen schaffen.»
Auf Fotos und Videos wirkt das Slidewheel wie ein Regenbogenrad. Es wird knallbunt, wild und hektisch beleuchtet. «So lieben es die Chinesen», sagt Benz. «Würde die Riesenrutsche in Europa stehen, hätte ich die Beleuchtung anders geplant.» Es wäre zu viel des Guten.
Den grössten Teil seiner Arbeitszeit verbringt Benz also nicht auf der Rutsche, sondern am Computer in seinem Büro in St. Gallen. Hier hat er auch das Lichtkonzept für die Riesenrutsche in China entwickelt. Er plante die Position der Strahler, die in die Rutsche hineinleuchten, und die transparenten Stellen in der Röhre, durch die Licht eindringt. Er berechnete und kontrollierte die Ausleuchtung, kümmerte sich um die Sicherheitsüberwachung und um die Stromzufuhr.
Viermal ist Benz bisher nach China gereist. Spannend, aber auch anstrengend sei das gewesen. Im November wird er zum fünften Mal hinfliegen. Im Wasserpark steht die Winterpause an. Nun müssen Wartungen durchgeführt werden. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Wasserrutschbahnen, bei denen lediglich von Zeit zu Zeit die Fugen ausgebessert werden müssen, sei hier der Unterhalt gross. «Diese Rutsche ist eine Maschine mit Verschleissteilen», sagt Mathias Benz.
Während es für ihn darum geht, Anfangsprobleme auszumerzen, sind bereits Aufträge für vier weitere Slidewheels eingegangen. Zwei kommen in China zu stehen, je eines wird in Polen und in Katar aufgebaut. Zudem hat der Lichtdesigner weitere Pläne. Er will sich nicht auf Wasserrutschbahnen beschränken, sondern künftig auch Riesenräder, Achterbahnen und Freefall-Towers ins richtige Licht rücken.