Elsbeth Lüber-Melchior 1937 – 2013 Elsbeth Melchior wurde am 31. Januar 1937 in Chur geboren und wuchs als ältestes von sieben Geschwistern auf. Schon früh musste sie ihrer Mutter zur Hand gehen und Verantwortung übernehmen, um bei der Führung des Grosshaushalts mitzuhelfen.
Elsbeth Melchior wurde am 31. Januar 1937 in Chur geboren und wuchs als ältestes von sieben Geschwistern auf. Schon früh musste sie ihrer Mutter zur Hand gehen und Verantwortung übernehmen, um bei der Führung des Grosshaushalts mitzuhelfen. Ihr Vater arbeitete in leitender Stellung bei der Zeughausverwaltung in Chur. Militärische Disziplin war er von Berufes wegen gewöhnt. Er forderte deshalb auch zu Hause Zucht und Ordnung. Der zweite Weltkrieg und die durch diesen bedingten Ängste und Einschränkungen prägten den Alltag der jungen Familie. Elsbeth war ein sportliches Mädchen. Sie turnte in der Jugendriege, lief elegant mit ihren Schlittschuhen übers Eis und war eine gute Skifahrerin. Etwas älter focht sie mit dem Florett. Das bereits im jungen Alter von ihr geforderte Verantwortungsbewusstsein färbte auch auf Elsbeths Einstellung und Leistung als Schülerin ab.
Gerne hätte sie Jurisprudenz studiert. Bitter war die Enttäuschung, als ihre Eltern Elsbeth trotz eindeutig ausgewiesenen Fähigkeiten den Besuch der Kantonsschule verweigerten. Elsbeth hatte keine andere Wahl, als sich mit der Situation abzufinden und das Beste aus dieser zu machen. Sie mochte Kinder sehr und war den Umgang mit ihnen durch ihre Position als älteste von sieben Geschwistern auch gewohnt. So lag es nahe, dass sie sich in einem Internat in Klosters zur Kindergärtnerin ausbilden liess. Mit diesem Abschluss trat sie ihre erste Stelle in einem Kinderheim in Silvaplana an.
Bereits als 21-Jährige lernte sie nach einem Skitag in Valbella den Wattwiler Ingenieur Ernst Lüber kennen. Das junge Paar traf sich in der Folge oft im Bündnerland und bald schon wurde im Jahr 1958 in Masans geheiratet. Aus Fräulein Melchior wurde Frau Elsbeth Lüber-Melchior und bald schon eine Mutter von vier Kindern. Zuerst wohnte die Familie auf dem Gurtberg, später an der Bahnhofstrasse und ab 1967 im Haus an der Thuraustrasse 15 in Wattwil. Elsbeth Lüber-Melchior war ihrem Mann eine wichtige Stütze in seinem Ingenieur- und Vermessungsbüro. Sie erledigte jahrelang einen grossen Teil der Administration und des Personalwesens dieser KMU. Durch ihre vielen Engagements war Elsbeth Lüber schnell im Toggenburg integriert. Der Dienst an der Öffentlichkeit, das Mittragen und Weiterentwickeln von gemeinnützigen Institutionen durch selbstloses und in der Regel ehrenamtliches Engagement waren ihr wichtig. Sie war vor allem in den Bereichen der Kranken- und der Schulpflege eine weitherum bekannte und geschätzte Kraft. Durch jahrzehntelange Erfahrung entwickelte sie ihre einfühlsamen Führungsqualitäten und ein rares und feines Gespür für politisch Machbares und finanziell Tragbares. So war es naheliegend, dass sie in den diversen Vereinigungen, Verbänden, Kommissionen, Räten, Schulen, Stiftungen und Arbeitsgruppen früher oder später den Vorsitz übernahm und oft lange ausübte. Auch politisch war Elsbeth Lüber eine aktive Frau. In der FDP und in der Europäischen Frauen-Union setzte sie sich engagiert und erfolgreich ein für die Interessen der Frau.
Ihr Terminplan war stets voll und minutiös organisiert. Ihr Mann und ihre Kinder unterstützten Elsbeth Lüber bei ihren vielen Aktivitäten. Sie waren es gewohnt, anstatt eines duftenden Mittagessens einen Einkaufszettel zu Hause vorzufinden und sich selber zu helfen. Es ist an dieser Stelle aber zu betonen, dass Elsbeth Lüber sehr gerne und sehr gut kochte und auch zu Hause nachhaltig präsent war. Die Familie Lüber pflegte ein offenes Haus und Elsbeth Lüber-Melchior empfing sehr gerne Gäste. Besonders beeindruckt waren die drei Lüber-Buben als junge Gymnasiasten als ihre Mutter ihnen erklärte, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, wo die Kinder sie an Ausbildung zu überholen begännen. In ihrer anpackenden Art, gepaart mit einem Quentchen Bündner Sturheit, schrieb sie sich bei der AKAD Samstagsschule ein und holte die ihr in der Jugend verwehrte Maturität in kürzester Zeit erfolgreich nach. Ihren Kindern war es ein Rätsel, wie es möglich ist so viel Energie und Effizienz zu entwickeln. Der familiäre Zusammenhalt war Elsbeth Lüber stets ein Anliegen. Die traditionellen Zusammenkünfte mit den Familien ihrer sechs Geschwister jeweils am ersten Dezembersonntag genoss sie sehr. Auch den regelmässigen Kontakt mit ihren erwachsenen Kindern und den elf Enkeln war ihr wichtig und angenehm. Sie war eine sehr populäre und liebe Grossmutter.
Als ihr Mann Ernst schwer erkrankte, war es für Elsbeth Lüber-Melchior selbstverständlich, dass sie es ihm mit ihrer eigenen unermüdlichen Pflege und Dank der durch sie geführten Spitex ermöglichte, bis wenige Tage vor seinem Tod zu Hause bleiben zu können. Diese schonungslose Aufopferung ging nicht spurlos an ihr vorbei. Erste Herzbeschwerden machten sich bemerkbar und zwangen zur Drosselung der Aktivitäten. Diese wurden fortan zwar etwas selektiver ausgewählt, gearbeitet wurde aber weiterhin viel. Die Hände in den Schoss legen, war nicht Elsbeth Lübers Art. Aufgeben, Schwächen zeigen oder kapitulieren fehlten im Repertoire. So erfahren und so professionell sie sich während vielen Jahrzehnten für die Krankenpflege eingesetzt hat, so schlecht war es für sie vorstellbar, selber von Pflege abhängig zu werden. Leider hörte sie zu wenig auf die immer lauter werdenden Signale ihres Körpers, überspielte vieles mit ihrem eisernen Willen und dem legendären Bündner Grind. Das führte im vergangenen November zu einem Kreislaufzusammenbruch. Sie wurde mit schweren Herzproblemen hospitalisiert und konnte sich nicht mehr erholen. Sie war glücklich darüber, an Weihnachten nochmals ihre vier Kinder und elf Enkelkinder sehen zu dürfen, die sie während dieser Leidenszeit so oft wie möglich besuchten. Mit der Verlegung ins Pflegeheim anfangs Jahr verliess Elsbeth Lüber der Lebensmut und sie durfte spät in der Nacht vom 13. Januar im Beisein ihrer Tochter sanft entschlafen.
Elsbeth Lüber-Melchior war eine unermüdliche Macherin. In ihrem Auftritt eher sanft, bescheiden und kultiviert, erreichte sie mit ihrem eindrücklichen und vielseitigen Engagement in allen ihren Tätigkeitsfeldern eine grosse und nachhaltige Wirkung. Sie war kein Mensch der lauten Worte. Sie wirkte durch ihre Taten. Sie war auch unter Druck stets unaufgeregt. Selbstdisziplin und Selbstkontrolle waren oberstes Gebot. Als gute Menschenkennerin und Menschenfreundin fand sie stets auch die richtigen Worte, um selbst in schwierigen Situationen vermittelnd zu wirken. Wenn nötig zeigte sie Härte in der Sache, nie aber im Ton.
Elsbeth Lüber-Melchior hat ein intensives und vielseitiges Leben gelebt. Sie hat viel gegeben und dadurch hoffentlich noch mehr Befriedigung zurückbekommen. Wir nehmen Abschied mit Trauer und grossem Respekt vor einem vorbildlichen Menschen, dem das Gesamtwohl stets wichtiger war als der Eigennutz. Hans Lüber