Zürcher Charme im Zentrum Süd

Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) will auf dem ehemaligen Park&Ride Areal beim Bahnhof Wattwil eine neue Überbauung realisieren. Ein junges Architekten-Duo aus Zürich hat den Projektwettbewerb gewonnen.

Matthias Giger
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WATTWIL. Die Jury für den Projektwettbewerb der Überbauung Zentrum Süd, bestehend aus Bauherrschaft und Architekten, hat es nicht leicht gehabt. Aus 68 eingereichten Projekten hat sie 15 ausgewählt und genauer angesehen. Als Sieger des anonymen Wettbewerbs hat sie das Projekt «Corso» eines jungen Architekten-Duos aus Zürich ausgewählt. Dabei sind die Architektin Ana Sofia Gonçalves und der Architekt Stephan Hausheer erst als Dritte nachgerutscht. Wegen mehrerer Absagen bei den jeweils drei angefragten Nachwuchs-Architekturbüros sind sie somit zwei Monate später in den Projektwettbewerb eingestiegen.

Ladennutzung als Magnet

Ihr Projekt für Verkaufs-, Büro- und Wohnflächen erfüllte die Vorgaben der Bauherrin Schweizerische Südostbahn AG (SOB) – wirtschaftlich und funktional überzeugend sowie architektonisch und städtebaulich ansprechend – am besten. Noch eine Hürde galt es für die Teilnehmer am Projektwettbewerb zu nehmen: Es musste eine gute Lösung für den Anschluss an die bereits realisierte Parkgarage darstellen. Bruno Baumgartner, Leiter Immobilien der SOB, ist überaus zufrieden. «Der Projektwettbewerb und die Zeit, die wir in diesen investiert haben, hat sich gelohnt. Wir haben das gesetzte Ziel aus Sicht der SOB erreicht», sagte er an der gestrigen Pressekonferenz. Es bringe Zürcher Charme und Chic an die Bahnhofstrasse, fasste Jurymitglied und Architekt Christian Matt aus Bregenz zusammen, als er gestern das Projekt vorstellte.

Architekt Stephan Hausheer sagte, dass es seiner Kollegin und ihm wichtig war, den Bahnhofplatz auf der Südseite ebenso klar zu definieren, wie dies die Häuserzeile auf der Nordseite mit der Gebäudezeile, in der unter anderem der Manor untergebracht ist, der Fall ist. Zudem müsse das Projekt städtebaulich repräsentativ sein und die Ladennutzungen sollten als Magnet wirken, der auf den Bahnhofsplatz hin ausstrahlt. Hierzu setzt das Duo auf offene, flexibel nutzbare Ladenflächen. So, dass beispielsweise auch ein Café in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Platz fände.

Wohnraum für Pendler

Die eigentliche Herausforderung, so Architektin Ana Sofia Gonçalves, sei es gewesen, vom Grossen bis ins Kleine zu denken. «Auf der einen Seite musste sich die Überbauung städtebaulich gut ins Gesamtbild einfügen, auf der anderen Seite haben wir uns auch eingehend mit den Wohnbedürfnissen beschäftigt», sagte sie. So sind für die Wohnungen genügend Möglichkeiten vorgesehen, wo man sich zurückziehen könne, zumal die Wohnungen in einer urbanen Umgebung liegen. Ein weiterer Aspekt sei der Lärm, zumal die Überbauung zwischen den Gleisen und der Bahnhofstrasse liegt. Die Terrassen und Schlafräume sind gegen die Gleise ausgerichtet. Da nachts keine Güterzüge fahren und deshalb von dieser Seite her weniger Lärm zu erwarten ist. Architekt Stephan Hausheer umriss die Zielgruppe: «Die rund 60 Wohneinheiten, aufgeteilt in 21/2-, 31/2- und 41/2-Zimmer-Wohnungen eignen sich für Pendler und für ältere Menschen, welche die Bahnhofsnähe schätzen.»

Sie seien bewusst nicht für Familien konzipiert, da die Lage diese weniger anspricht, so Bruno Baumgartner. Wie viele Wohnungen Stockwerkeigentum und Mietwohnungen werden, stehe noch nicht fest. «Wir müssen zuerst die Nachfrage klären», sagte er. Baubeginn sei, wenn alles rund läuft, anfangs 2015. Denn, so Bruno Baumgartner: «Mit der Auswahl des Siegerprojektes ist es noch nicht getan.» Die baurechtlichen Hürden seien noch nicht genommen. Zudem laufe die Rekursfrist parallel zur Ausstellung.

Schrittweise Ortsentwicklung

Der Wattwiler Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner ordnete das Projekt Zentrum Süd in den grösseren Zusammenhang ein. Er betonte, den Schwerpunkt, den das Bahnhofgebiet Süd in der Ortsentwicklung Wattwils bildet und sagte: «Selbstverständlich will ich nicht den üblichen Bewilligungsverfahren vorgreifen, welche das Projekt wie jedes andere auch durchlaufen muss. Ich freue mich aber auf jeden Fall über das Engagement der SOB und über das professionelle Vorgehen, das meiner Meinung nach zu einem attraktiven Projekt für unser Zentrum führte.» Das Bahnhofsgebiet sei wichtig für die Identität des regionalen Zentrums Wattwil und nach der Tiefgarage sei die geplante Überbauung ein wichtiger weiterer Schritt. Bisher habe der Bahnhof das Ende des Zentrums markiert, das sich von der Poststrasse über die Bahnhofstrasse erstreckt. Mit dem Überbauungsprojekt der SOB werde das Zentrum gegen Süden hin verlängert.

Gewisse Verschiebungen der Geschäftslokale und Dienstleister von der Poststrasse an die neue Überbauung seien wahrscheinlich, so der Gemeindepräsident. Darauf würde man später mit der Strassenraumgestaltung reagieren, damit die Poststrasse attraktiver werde. Alois Gunzenreiner betonte zudem, dass die im Masterplan «Bahnhofsgebiet Süd» vorgesehene Zentrumsentwicklung etappiert werden könne, von der das aktuelle Projekt lediglich eines von fünf Planungsgebieten umfasst. «Es muss auf jedem Planungsgebiet etwas realisiert werden und die Entwicklung kann Schritt für Schritt voranschreiten. So kann die Investorenseite auf den Markt reagieren und muss nicht zwanghaft ein Projekt realisieren, für das kein Bedarf da ist.»

Das Siegerprojekt «Corso» und die weiteren 14 Wettbewerbsbeiträge sind von heute Freitag, 22. Februar, bis Freitag, 8. März, werktags jeweils von 8.30 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr im Gemeindehaus Wattwil öffentlich ausgestellt. Am Abstimmungssonntag, 3. März, ist die Ausstellung von 10 bis 13 Uhr geöffnet.