Die HWB Kunststoffwerke AG produziert ab Herbst in Tschechien. Aus zwei Gründen gibt das Unternehmen den bisherigen Standort auf. Die Zukunft der Gewerbeliegenschaft ist offen.
Jesko Calderara
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Die Gemeinde Wolfhalden verliert nach dem Wegzug der Medicel AG im Frühjahr 2016 erneut ein Industrieunternehmen. Die HWB Kunststoffwerke AG verlagert ihre Produktion nach Tschechien. Dadurch verlieren rund 25 Mitarbeitende den Arbeitsplatz. Ihnen wurde auf Ende August gekündigt. Einzig das fünfköpfige Verkaufsteam bleibt in der Schweiz. Diese Abteilung wird zu Beginn des kommenden Jahres an einen neuen Standort in der Ostschweiz ziehen. Der Mietvertrag für die Räumlichkeiten in Wolfhalden läuft Ende 2017 aus.
Die HWB Kunststoffwerke ist spezialisiert auf individuelle Lösungen aus Kunststoff und Sonderanfertigungen für Büro, Schule, Industrie, Tourismus, Banken und weitere Branchen. Unter anderem stellt das Unternehmen Ausweis- und Tablethüllen sowie Mappen in verschiedenen Formen her. Der Betrieb gehört zur international tätigen tschechischen Firmengruppe Pro Office s.r.o. Diese wurde Mitte Juni durch die französische Groupe Hamelin übernommen.
Ab Herbst werden die HWB-Produkte am Betriebsstandort der Pro Office s.r.o in Tschechien hergestellt. Als Grund für diesen Schritt nennen die Verantwortlichen die schwierige Lage der Branche. Das Marktumfeld für Büroartikel und Organisationsprodukte ist umkämpft und geprägt von Konsolidierungen. «Auch der starke Schweizer Franken war ausschlaggebend für den Entscheid, die Kapazitäten zusammenzufassen», sagt Stefan Dudli, Verwaltungsratspräsident der HWB Kunststoffwerke AG. Dadurch würden die Unternehmen fit bleiben. Dies sei essenziell, um langfristig Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze zu sichern. Was mit der Gewerbeliegenschaft in Wolfhalden geschieht, ist offen. Die HWBconsult AG als Eigentümerin des Objekts prüft zurzeit verschiedene Optionen.
Keine Freude am Entscheid der HWB Kunststoffwerke AG hat Gemeindepräsident Gino Pauletti. «Für die Betroffenen ist das eine tragische Sache.» Innerhalb kurzer Zeit verliere die Gemeinde insgesamt über 100 Arbeitsplätze, bedauert er. Trotz des Bevölkerungswachstums habe Wolfhalden in dieser Hinsicht im Augenblick eher wenig anzubieten. Welche Auswirkungen der Verlust auf die Steuereinnahmen hat, lässt sich laut Pauletti nicht abschätzen. Ein grosses Anliegen ist dem Gemeindepräsidenten die künftige Nutzung des zentral gelegenen HWB-Areals. Er könne sich dort beispielsweise ein Gewerbepark mit verschiedenen kleineren Firmen vorstellen. Dazu würde es aber einen Investor brauchen. Die Gemeinde sei nur am Rande in die Gespräche involviert und könne nicht viel unternehmen, sagt Pauletti. «Ich hoffe, dass es für alle Beteiligten eine Lösung gibt.»