Brosmete
Also wenn ich oder mein Freund Beaujolais anstatt der Sportart Synchronschwimmen auf «Synchronschwingen-Einzel» gesetzt hätten, würden wir nach jedem Kranzfest, ja sogar nach jedem Training aussehen wie eine «Pizza Ticino». Der Körper flach und rot-blau, wie das Tessiner Wappen. Wir haben höchste Achtung vor den Bösesten des Landes und sind heissblütige Fans der Appenzeller Schwinger. Geballte Power aus Inner- und Ausserrhoden.
Es überrascht, dass die Landteilung entweder den Gründern des Appenzeller Turnerschwingerverbandes keine Rolle spielte oder aber sie schon früh die Fusion der Kantone herbeigesehnt hatten. So oder so wurde am 25. Januar 1910 in Speicher mit 44 Mitgliedern aus den acht Turnvereinen Appenzell, Bühler, Herisau, Herisau-Säge, Hundwil, Rehetobel, Speicher und Stein der Grundstein gelegt.
Noch heute gibt es die Unterscheidung zwischen Turner- und Sennenschwingern. Aus meiner Sicht ein alter Zopf. Vielleicht täusche ich mich aber auch und es gibt tatsächlich noch Schwingclubs mit reinen Turnern und andere mit nur Sennen und dass es Alpsennen gibt, welche mit lavendelfarbigen Kaufhemden mit Reissverschluss zur Alp gehen.
Übrigens ist der knausrige Beaujolais seit dem Schwägalp-Schwingfest Mitglied der «Whats-App»-Gruppe SRG, was ausgeschrieben «Schwingfest Rangliste Gratis» heisst. So spart er jeden Sonntag sechs Franken, weil er auf den Kauf von Zwischen- und Endranglisten verzichten kann. Jemand aus der Gruppe fotografiert nämlich ein Blatt und sendet es an alle weiter. Clever, hä? Bereits geht im Gemsli das Gerücht herum, dass das OK des Schwägalp-Schwingets diesem gaunerhaften Treiben den Garaus machen möchte und bereits nächstes Jahr eine elektronische Anzeigetafel in Betrieb nimmt, so dass jeder Anwesende auf einen Blick sieht, wer wo sich die Hand gibt und welche Note es gegeben hat. Auch Ranglisten und organisatorische Hinweise werden so regelmässig mitgeteilt. Die Jodelclubs haben diese Nachricht mit grosser Genugtuung zur Kenntnis genommen. Endlich werden ihre musikalischen Beiträge nicht mehr durch Speaker-Durchsagen gestört.
Hingegen wurde die Idee mit dem Anbringen von Sensoren auf den Schulterblättern der Schwinger wieder verworfen. Dieses hätte zur Folge gehabt, dass ein akustischer Ton dem Kampfrichter, beim Kontakt beider Sensoren mit dem Sägemehl, das Ende ein Ganges mitgeteilt hätte. Die Sensoren haben den Test nicht bestanden. Nach einem Blattwurf sind sie jeweils in 1000 Teile zersprungen.
Emanuel Steiner