WIL: Schweres Material schwebend leicht

Der Künstler Tilmann Zahn erinnert in der feinfühligen Ausstellung «Zerrissen» in der Kunsthalle Wil an die Vergänglichkeit der Dinge. Am Samstagabend war Vernissage.

Rolf Hürzeler
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Bei einer der Installationen in der Kunsthalle handelt es sich um ein Triptychon namens «Epitaph». (Bilder: Erna Hürzeler)

Bei einer der Installationen in der Kunsthalle handelt es sich um ein Triptychon namens «Epitaph». (Bilder: Erna Hürzeler)

WIL. Sonnenförmig angeordnet liegen angejahrte Metallteile kreisförmig am Boden in der Kunsthalle Wil. Zwei grossartige Reisschnitte reflektieren sie an den Wänden, der eine stark, der andere sachte. Das ist die Welt des Tilmann Zahn, Künstler und Oboist im Basler Sinfonieorchester.

Die Kunsthalle Wil lud am Samstagabend zur Vernissage der neuen Ausstellung «Zerrissen» des 50Jährigen. Der Mann liebt das Vergängliche, und der Besucher erhält zuerst den Eindruck, hier hat einer kurz den Herbst ins Haus gebracht. Bei näherem Hinsehen ist viel mehr zu entdecken: Zahn reisst grossformatiges Büttenpapier zu einem Scherenschnitt mit ausgefransten Kanten. Dann zeichnet er mit Graffit und Kohle auf das papierene Material, das er zuletzt in ein Ölfarbebad tunkt. Das alles ist so kompliziert, wie es tönt. Aber der Eindruck ist schwebend leicht.

Die Basler Künstlerin Jasmin Glaab hat diesen Auftritt Zahns gastkuratiert. Sie stellt die Schau auf eine metaphorische Ebene: «Wie dieses Material geht in der Gesellschaft vieles vergessen, auch das Menschliche.» Kunsthalle-Co-Leiterin Gabrielle Obrist ist fasziniert «vom melancholischen Zusammenspiel der Arbeiten». Der bei Basel lebende Familienvater hat seine Materialien auf Reisen durch sämtliche Kontinente gesammelt, wie er sagt. Der Besuch dieser Ausstellung lohnt sich. Wer in Zahns Welt eintaucht, ist eigenartig berührt von seinen filigranen Werken und verlässt das Haus mit neuer Nachdenklichkeit.