Der Frauenfussball wird in der Schweiz immer beliebter. Das spürt auch die Wilerin Cinzia Zehnder, die gestern mit der Nationalmannschaft Richtung EM in Holland aufgebrochen ist. Es ist ihr zweites grosses Turnier.
Simon Dudle
Viel ist gegangen im Schweizer Frauenfussball in den vergangenen Jahren. Wurde er bis 2015 belächelt, so sind die Erwartungen vor der morgen beginnenden Europameisterschaft grösser denn je. Dies liegt hauptsächlich an Trainerin Martina Voss-Tecklenburg, welche die Strukturen professionalisiert hat. Nicht zufällig wurden alle Qualifikationsspiele für die bevorstehende Endrunde gewonnen.
Mit dem Erfolg steigt aber auch der Druck auf die Fussballerinnen. Dies bestätigt die Wilerin Cinzia Zehnder, welche an der WM in Kanada vor gut zwei Jahren noch das «Küken» war, mittlerweile aber ins Team hineingewachsen ist. Zu ihrer neuen Rolle sagt sie: «Ich bin nun nicht mehr das Küken und beteilige mich mehr an den Diskussionen in der Mannschaft. Allerdings bin ich vom Typ her immer noch eine Person, die lieber beobachtet und Konflikten aus dem Weg geht.» Sie erwartet sich keinen Stammplatz, hofft aber selbstredend auf möglichst viele Einsatzminuten. Zu überbieten sind zwei Teileinsätze mit total 48 Minuten von der WM 2015 in Kanada
Zu überbieten ist aber auch die Mannschaftsleistung von damals. Es war vor zwei Jahren das erste grosse Turnier für die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft. Dabei wurde im Land zwar eine Euphorie ausgelöst, allerdings gingen drei von vier Spielen verloren. Dies soll sich ändern. «Als erstes Ziel wollen wir die Viertelfinals erreichen. Dann schauen wir weiter», sagt Zehnder. Gelingt dies nicht, müsste von einer Enttäuschung gesprochen werden. Denn mit Österreich und Island sind zwei Teams in der Gruppe, welche in der Weltrangliste hinter der Schweiz liegen. Einzig Frankreich, letzter Widersacher in der Vorrunde, wird gegen die Schweizerinnen Favorit sein.
Zehnder, die im Mittelfeld eingesetzt wird, reiste gestern auch mit einem persönlichen Traum nach Holland: ein erstes Tor in der Schweizer A-Nationalmannschaft erzielen. «Das wäre das i-Tüpfelchen», sagte sie vor der Abreise. Trotz mittlerweile 18 Einsätzen und 749 Minuten Spielzeit ist ihr dieses persönliche Erfolgserlebnis bisher verwehrt geblieben. Ganz im Gegensatz zur U19-EM im vergangenen Jahr in der Slowakei, wo sie mit drei Toren massgeblichen Anteil hatte, dass die Schweizerinnen bis in den Halbfinal vorstiessen. Nach dem Abenteuer Nationalmannschaft wird Zehnder nicht zum Bundesligaclub Freiburg zurückkehren, wo sie die letzten beiden Saisons gespielt hat. Die knapp 20-Jährige hat sich entschieden, künftig auf Profifussball zu verzichten und wieder bei ihrem ehemaligen Verein FC Zürich zu spielen. Im Herbst beginnt sie in Zürich ein Medizinstudium.
Dienstag, 18. Juli, 18 Uhr: Schweiz – Österreich. Samstag, 22. Juni, 18 Uhr: Schweiz – Island. Mittwoch, 26. Juli, 20.45 Uhr: Schweiz – Frankreich (jeweils live auf SRF 2).