Wer bremst, verliert

Kolumne

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Per Wasserrutsche kämen die Teufner schneller ins Stadtzentrum. (Bild: Michel Canonica, 30.7.2016)

Per Wasserrutsche kämen die Teufner schneller ins Stadtzentrum. (Bild: Michel Canonica, 30.7.2016)

Nur gerade 10,6 Kilometer beträgt die Distanz zwischen dem Redaktionsbüro der Appenzeller Zeitung und dem St. Galler Rathaus. Für eine Schnecke ist dies wohl eine Lebensreise. Doch auch wer per Telefon im Regierungsquartier der Ostschweizer Metropole eine simple Information abholen möchte, muss sich mit viel Geduld wappnen.

Die Schreibende wollte nämlich von Stadtingenieur Beat Rietmann wissen, wie sich die Stadt zum Vorschlag des Ausserrhoder alt Regierungsrats Jakob Brunnschweiler stellt. Dieser möchte bekanntlich, dass das Trassee der Appenzeller Bahnen an der Ruckhalde dereinst dem Autoverkehr zur Verfügung gestellt wird, um das Verkehrsproblem zu lösen. Doch die Fragende wird während zweier Tage unzählige Male vom Vorzimmer des Baumeisters auf dessen baldigen Rückruf vertröstet.

Um sich die Wartezeit zu verkürzen, begibt sich die Journalistin auf Facebook und schaut, was das gemeine Volk in den Kommentarspalten zu diesem Thema meint. Da schreibt ein gewisser Heinzpeter Studer: «Typisch: Erst nimmt man mit Hilfe von fragwürdigen Effizienz-Argumenten den Bahnfahrenden den herzigen und gemütlichen Ruckhaldenrank weg (für mich war er täglicher Kult, als ich in Teufen wohnte) und verbannt sie unter den Boden – und dann sollen sich hier Autofahrende auf dem Gelände tummeln?» Untermalt ist das Ganze mit einem giftig roten Teufelchen-Smily. «Schnapsidee», findet ein gewisser Benjamin Schlegel. «Dadurch würde nämlich das Autofahren zusätzlich gefördert, und wir hätten im Riet- hüsli noch mehr Verkehr. Die Appenzeller sollen mit der Durchmesserlinie möglichst alle auf die Bahn umsteigen. Wenn sie unbedingt einen direkten Autobahnanschluss wollen, sollen sie aber bitte auch dafür zahlen. Denn tiefe Steuern haben auch ihren Preis.» Ebenfalls nichts von der Brunnschweiler’schen Idee hält David Keel: «Wenn eine Regel punkto Strassen gilt, dann die: Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten.» Urs Weishaupt, seines Zeichens ehemaliger Kommunikationsverantwortlicher der Stadt St. Gallen, meint in seinem Kommentar: «Ich finde die Idee gut. Die Strasse muss aber mautpflichtig sein. Tarif mindestens 2 × französische Autobahnen. Dann bleibt es ein Wanderweg.»

Man könnte zur Lösung des leidigen Verkehrsproblems im Riethüsli auch eine andere Idee wieder aufleben lassen: Im letzten Sommer war auf der Teufenerstrasse bekanntlich eine Wasserrutschbahn installiert, die von Jung und Alt freudig genutzt wurde. Vielleicht liesse sich solch eine spassige Einrichtung permanent auf der Ruckhaldenstrecke realisieren. So könnten die Appenzeller dereinst umweltfreundlich auf dem eigenen Hosenboden in die Stadt hinunterrutschen. Das Tempo bestimmen sie für einmal selbst, denn es gilt das bewährte Säntispark-Motto: «Wer bremst, verliert.»