WATTWIL: Wohnen, wo man einst paukte

Das frühere Schulhaus Bunt wurde umgebaut. Es enthält nun vier Eigentumswohnungen mit zeitgemässem Komfort und grossen Wohnküchen. Auffällig sind die hohen Räume auf allen Stockwerken.

Martin Knoepfel
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Das Gebäude wurde in den Jahren 1864 und 1865 im klassizistischen Stil erbaut. (Bild: PD)

Das Gebäude wurde in den Jahren 1864 und 1865 im klassizistischen Stil erbaut. (Bild: PD)

«Still ist es geworden um das Schulhaus Bunt seit der Schliessung des Kindergartens», schrieb das «Toggenburger Tagblatt» vor knapp vier Jahren. Nun soll wieder Leben im repräsentativen Gebäude an der Wilerstrasse einkehren. Der Ebnat-Kappler Tobias Brunschwiler hat das Haus der Schule Wattwil-Krinau abgekauft und für rund anderthalb Millionen Franken renovieren lassen. Die Schule hatte die früheren Schulhäuser Bunt und Hummelwald 2013 zum Verkauf ausgeschrieben. Anfang Januar 2015 hat Tobias Brunschwiler mit dem Rückbau nicht tragender Elemente begonnen. Nun sind die vier Eigentumswohnungen bezugsbereit. Den Ausbau haben Handwerker besorgt. Er selber fungierte als Bauleiter.

«Das Haus ist sehr solid konstruiert. Ich musste keinen Balken ersetzen lassen», schwärmt er. Das Sockelgeschoss sei gemauert. Die Obergeschosse bestünden aus ausgemauertem Fachwerk. Eine Verzögerung habe es gegeben, da der Kanton verlangte, dass die Linde vor dem Haus wegen des Winkels der Einfahrt gefällt würde. Tobias Brunschwiler hätte sie lieber stehen lassen. An der Südfassade wurden Balkone angebaut. Er habe die Aussenwände restaurieren und schlechte Teile flicken lassen, sagt Brunschwiler. Die Fassade wurden neu und heller gemalt.

Alle Räume sind sehr hoch

Die Wohnungen weisen grosse Wohnküchen auf. Im ersten Stock lagen früher die Schulzimmer. Das grosse hat laut Tobias Brunschwiler eine Fläche von 110 Quadratmetern. Gross musste der Raum auch sein, denn früher umfassten die Klassen mehr Kinder als heute. (Die Beschränkung der Klassengrösse auf 80 Kinder stammt allerdings aus dem Jahr 1835, ist also eine Generation älter als das Schulhaus Bunt.) Auffällig sind zudem die grossen Raumhöhen in allen Stockwerken. Tobias Brunschwiler freut sich, dass das repräsentative Treppenhaus – auch mit Hilfe der Gemeinde – so wie bisher erhalten werden konnte. Das sei angesichts der heutigen Auflagen zum Brandschutz nicht einfach, sagt er. Das Dach hat er abdecken, isolieren und neu decken lassen. Neu erschliesst ein Lift sämtliche Etagen.

Im Parterre lagen die Garderoben und Duschen. Deshalb sei dort wenig alte Bausubstanz erhalten, sagt Tobias Brunschwiler. Die Raumaufteilung wurde teilweise verändert. In der Dachwohnung, die dank zwei zusätzlicher Gauben mehr Licht erhält, sieht man die Holzbalken, die das Dach stützen. Man nennt diese Konstruktion Sprengwerk. Balken herauszuschneiden, war deshalb unmöglich. Der turmartige Anbau an der Ostfassade nahm früher die sanitären Anlagen auf. Jetzt sind dort «Multioptionsräume» zu finden, wo man etwa eine Waschmaschine aufstellen kann. Das Haus hat keinen Keller.

Hinter dem Haus hat Tobias Brunschwiler den verwilderten Garten roden und vier Garagen bauen lassen. Zudem erhielt das Gebäude neue Fenster im alten Stil, 106 an der Zahl. Bei geschlossenen Fenstern ist der Verkehrslärm fast nicht zu hören. Das ehemalige Schulhaus wurde in den Jahren 1864 und 1865 im klassizistischen Stil erbaut. Die Textilindustriellen-Familie Anderegg aus Wattwil und deren geschäftliche Teilhaber bezahlten die Rechnung und schenkten das Haus der damaligen Schulgemeinde Bunt. Georg Friedrich Anderegg war Unternehmer, Politiker – unter anderem Nationalrat – und ein grosser Wohltäter. Das repräsentative Gebäude steht unter Schutz. Zusammen mit der früheren Färberei auf dem südlichen Nachbargrundstück bildet es ein architektonisch wertvolles Ensemble.

Bis 1973 wurde im Haus Schule gehalten. Bis 2011 war noch ein Kindergarten im 1. Stock angesiedelt. Zudem war die Wohnung im 2. Stock vermietet. Das Dachgeschoss war Estrich und Werkstatt. Die Fussballer des FC Wattwil Bunt nutzten die Garderoben und Duschen im Parterre, da dem Fussballplatz Garderoben fehlen. Und je nachdem, wer die Wohnungen kauft, wird man im Haus künftig wieder pauken, etwa für Hausaufgaben oder für Weiterbildungen.