Wasser pendelt sich selbst aus

Zwei Reservoirs, eines auf der Sonnen-, das andere auf der Schattenseite, sorgen dafür, dass in Wildhaus die Wasserversorgung sichergestellt ist. Beide Gebäude sind mit 1201 Metern über Meer auf genau der gleichen Höhe erbaut worden.

Adi Lippuner
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Brunnenmeister Norbert Fischbacher (im grünen T-Shirt) erklärt den Besuchern die Funktionsweise des Reservoirs. (Bilder: Adi Lippuner)

Brunnenmeister Norbert Fischbacher (im grünen T-Shirt) erklärt den Besuchern die Funktionsweise des Reservoirs. (Bilder: Adi Lippuner)

WILDHAUS. Wasser, da sind sich alle einig, ist das wichtigste Lebensmittel, das Menschen und Tiere benötigen. Doch was braucht es, damit die Versorgung in einer Ortschaft sichergestellt ist? Ein Gespräch mit Norbert Fischbacher, Brunnenmeister der Dorfkorporation Wildhaus und damit «oberster Wasserherr» im höchstgelegenen Dorf des Kantons St. Gallen, bringt Klarheit.

Genügend Schüttung

Eines gleich vorweg: «Um die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen, braucht es einwandfreie Quellfassungen mit genügend Schüttung», so der Brunnenmeister. «Nötig ist auch ein ausgeklügeltes und gut funktionierendes Leitungssystem sowie die technische Überwachung der Wasserversorgung.» Das Trinkwasser der Dorfkorporation wird mittels UV-(Ultraviolett-)Strahlen aufbereitet. 95 Prozent des in Wildhaus benötigten Wassers stammt aus den Quellen Flüren, Gamplüt, Oberhag und Oberdorf, der Rest kommt aus der Pumpstation Widen in Unterwasser.

Doch nun zu den beiden Reservoirs, die auf genau der gleichen Höhe erbaut wurden: Das Reservoir Fausler – oberhalb des Chuchitobels am Weg zum Gamplüt – fasst 150 Kubikmeter Lösch- und die gleiche Menge Brauchwasser. Im Reservoir Hägis – dieses steht in der Nähe der Talstation des Sessellifts Oberdorf–Gamsalp – sind 200 Kubikmeter Lösch- und 800 Kubikmeter Brauchwasser vorrätig.

Beide Talseiten versorgt

«Weil beide Reservoirs auf genau der gleichen Höhe stehen, pendelt sich das Wasser selbst aus, es braucht keine technischen Vorrichtungen, damit ein Ausgleich möglich ist», erklärt Norbert Fischbacher. In der Regel werde die Wildhauser Sonnenseite zwischen Befang und Schönenboden vom Reservoir Fausler versorgt, das Gebiet Schwendi bis Oberdorf erhalte das Wasser vom Reservoir Hägis. «Sollte aber auf der einen Talseite zu wenig Wasser vorhanden sein, können wir dieses von der Gegenseite beziehen – dies funktioniert problemlos.»

Mittlere Wasserhärte

In Wildhaus werden – Bezug von Hotels und Landwirtschaft eingerechnet – jährlich rund 480 000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Insgesamt werden gut 1200 Einwohnerinnen und Einwohner über 1050 Anschlüsse mit Wasser versorgt. «Allerdings kann der Gesamtverbrauch nicht einfach durch die Anzahl Einwohner oder Anschlüsse geteilt werden, um den Bezug zu berechnen», so der Brunnenmeister. «In einem Hotel oder auf einem Bauernhof braucht es wesentlich mehr Wasser als in einem Ferienhaus.»

Ein Blick auf die Homepage der Dorfkorporation zeigt, dass die Wasserhärte in Wildhaus zwischen 15 und 22 französischen Härtegraden liegt und damit als mittelhart bezeichnet werden kann. Beim Nitrat sind es drei bis vier Milligramm pro Liter, der Toleranzwert liegt bei 40 Milligramm pro Liter. Diese Angaben zeigen, dass sich die Bevölkerung in Wildhaus über hervorragende Trinkwasserqualität freuen darf. Das Motto der Dorfkorporation lautet: «Unser Wasser ist gut, gesund, günstig, erfrischend, macht nicht dick und ist immer verfügbar.»

Das Wasserreservoir Faulser auf 1201 Metern über Meer, fotografiert am Tag der offenen Türe.

Das Wasserreservoir Faulser auf 1201 Metern über Meer, fotografiert am Tag der offenen Türe.