Auf dem Areal des grossen Schulhauses Dorf wird klipp und klar das geltende Rauch- und Alkoholverbot in Erinnerung gerufen. Eine derartige Tafel war beim Schulhausbezug vor 125 Jahren überflüssig.
Früher waren die Verhältnisse klar: rauchende Lehrer auf dem Pausenplatz waren alltäglich, und hin und wieder ein kurzer Abstecher in eine der nahen Wirtschaften soll ebenfalls vorgekommen sein. Jugendliche mit Zigaretten hingegen wären mit Ohrfeigen oder Nachsitzen bestraft worden, so dass Oberstufenschüler für ihre ersten Erfahrungen mit Rauchwaren und Alkohol Orte weitab vom Schul- und Elternhaus aufsuchten. Doch diese Zeiten haben sich grundlegend geändert. Und so muss eine Tafel am Schulhaus Dorf in Erinnerung rufen, dass man sich hier in einer rauchfreien Zone befindet.
Nachdem früher der Schulunterricht im Pfarrhaus und in Wohnhäusern der Lehrer stattfand, entstand 1848 im Unterdorf ein einfaches Schulgebäude, das bis auf den heutigen Tag nach seinem langjährigen Lehrer «Schulhaus Nef» benannt wird. Die ab 1850 einsetzende Blüte der Stickerei führte zu vielen neuzuziehenden Einwohnern. Überdies waren die damaligen Familien kinderreich, so dass Walzenhausen in den 1890er-Jahren rund tausend Einwohner mehr als heute zählte. So wurden denn in den Ortsbezirken Lachen (1877 und 1907) und Platz (1888) neue Schulhäuser gebaut. 1892 dann war auch der Dorfbezirk an der Reihe.
Vor allem fehlte Schulraum für die 1869 eröffnete Realschule (später Sekundarschule), die unter anderem im heutigen Haus Druckerei Walz und der Rheinburg eingemietet war. Für die Planung des Neubaus wurde der Herisauer Architekt Johann Jakob Mettler beigezogen, und der Gemeinderat schlug der Stimmbürgerschaft die Errichtung eines zweigeschossigen Hauses vor. Die fortschrittlich gesinnte Stimmbürgerschaft entschied sich aber für ein dreigeschossiges Gebäude, das 1892 bezogen werden konnte. Später wurde das stattliche Haus verschiedentlich renoviert, und in den 1980er-Jahren erfolgte dessen Miteinbezug in die neuerstellte Schul- und Mehrzweckanlage.
Peter Eggenberger
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