Michael Litscher ist der einzige Kandidat, der von der Findungskommission für das Gemeindepräsidium vorgeschlagen wird. In der Bevölkerung sorgt das für Unverständnis.
Gianni Amstutz
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Aus zwölf Interessenten bleibt nur noch einer übrig, der für das Gemeindepräsidium in Walzenhausen kandidiert. Eine überparteiliche Findungskommission mit Vertretern aus SP, SVP, FDP, der Lesegesellschaft Lachen-Walzenhausen und des Gewerbevereins hat sich in den vergangenen Monaten der Suche nach einem Nachfolger für den Ende September zurücktretenden Hansruedi Bänziger gewidmet.
Anfang August liess Hans-Ulrich Sturzenegger, Leiter der Findungskommission, noch verlauten, es habe einige vielversprechende Bewerbungen unter den zwölf Interessenten. Dass am Dienstagabend mit Michael Litscher nur ein Kandidat präsentiert wurde, sorgte bei der Bevölkerung für Unverständnis. Dies hatte weniger mit der Person Litschers zu tun, als mit dem Gefühl, um eine richtige Wahl gebracht worden zu sein.
Mehrmals nutzen die Anwesenden die Fragerunde an die Kandidaten dafür, stattdessen Hans-Ulrich Sturzenegger nach den Gründen für die Einzelnomination zu befragen. Dieser rechtfertigte den Vorschlag von nur einem Kandidaten damit, dass mache Bewerber im Gespräch einen schlechteren Eindruck gemacht hätten als auf dem Papier. Zudem erhielt die Findungskommission von einer Wunschkandidatin eine Absage. «Wir wollten zwei Personen nominieren. Die zweite Kandidatin hat ihre Bewerbung jedoch zurückgezogen.» Eine Anfrage an den Gemeinderat, den Wahltermin zu verschieben, sei mit der Begründung abgewiesen worden, dass dadurch eine Vakanz entstehen würde und die amtierenden Gemeinderäte den Mehraufwand nicht tragen könnten. So steht an der Wahl am 24. September nur der Name Michael Litschers auf dem Wahlzettel. Seine Wahl wird also zur Formsache, sollte nicht bald ein Überraschungskandidat auftauchen, der ohne die Unterstützung der Findungskommission antritt. Sollte Litscher das absolute Mehr im ersten Wahlgang wider Erwarten nicht erreichen, käme es zu einem zweiten Wahlgang. «Dann würde die Findungskommission versuchen, einen zweiten Kandidaten zu finden», verspricht Sturzenegger.
Ob der Diskussionen um einen fehlenden zweiten Kandidaten ging die Vorstellung von Michael Litscher beinahe unter. Der 33-jährige Parteilose, der sich politisch Mitte-Rechts verortet, versprach, sich im Falle seiner Wahl als Erstes der Raumplanung, einer Lösung für das Dorfzentrum und dem «Sonneblick» zu widmen. Im Hinblick auf das geplante Asyldurchgangszentrum Sonneblick würde er eine «im Dialog mit dem Kanton erarbeitete Lösung» anstreben, die «für alle Seiten verträglich» sei. Auch wenn das dem Kanton nicht gefalle. Angesprochen darauf, ob er seine Wahl annehmen würde, wenn die geplante Pensumerhöhung auf 80 bis 100 Prozent nicht zustande kommen würde, verneinte Litscher. Seine Tätigkeit als Schulleiter könne er nicht nebenamtlich ausführen. Da die Erhöhung des Pensums für den Gemeindepräsidenten in der Kompetenz des Gemeinderats liege und von diesem bereits abgesegnet wurde, sei er zuversichtlich, die Stelle im Falle einer Wahl antreten zu können.
Neben Litscher stellten sich auch zwei Kandidaten für die vakante Stelle im Gemeinderat vor. Sollte Litscher als Gemeindepräsident gewählt werden, dürften sowohl Walter Zünd als auch Hanspeter Züst dank der zusätzlichen Vakanz kampflos in den Gemeinderat kommen. Eine Wahl bietet sich den Stimmbürgern auch hier nicht wirklich.