Acht Kandidierende stellen sich in Ausserrhoden und Innerrhoden zur Wahl. Intakte Chancen haben die beiden Kandidatinnen.
Die Ausgangslage vor den Wahlen verspricht im Appenzellerland Spannung. So sind die Sitze der beiden etablierten Parteien (CVP in Innerrhoden und SVP in Ausserrhoden) in Gefahr. In Ausserrhoden hat die FDP mit Jennifer Abderhalden in letzter Minute dafür gesorgt, dass der bisherige SVP-Nationalrat David Zuberbühler seinen Sitz nicht kampflos verteidigen kann. In Innerrhoden dagegen muss sich die CVP Sorgen machen: Weil gleich zwei CVP-Kandidaten im Rennen sind, läuft die Partei Gefahr, den Sitz zu verlieren.
Nach vier Jahren im Nationalrat kämpft David Zuberbühler (SVP) am 20. Oktober um seine Wiederwahl. Der 40-Jährige erzielte 2015 einen historischen Sieg, indem er sich gegen FDP-Kandidat Markus Bänziger durchsetzte. Der Mitinhaber zweier KMU mit 70 Mitarbeitenden gehört in der grossen Kammer der Sicherheitspolitischen Kommission an. Daneben setzte sich «Zubi» in seiner ersten Legislatur auch für gewerbliche Anliegen und jene des Kantons ein.
Sie ist die Hoffnungsträgerin der Ausserrhoder FDP. Nach dem Rückzug der Kandidatur von Daniela Merz hat Jennifer Abderhalden aus Gais sich bereit erklärt, «Zubi» herauszufordern. In der Ausserrhoder Politik ist die 41-Jährige bislang wenig in Erscheinung getreten. Mit Politik beschäftigt sie sich aber im beruflichen Alltag. Seit 2016 ist sie Stabschefin der Direktion Inneres und Finanzen der Stadt St. Gallen.
In Innerrhoden hat es Tradition, dass ein Mitglied der Standeskommission (Regierung) im Nationalrat sitzt. Mit der Wahl von Antonia Fässler könnte sich diese Tradition fortsetzen. Seit neun Jahren übt sie das Amt der Frau Statthalter (Gesundheits- und Sozialdirektorin) aus. Mit der Umsetzung des an der Landsgemeinde 2018 angenommenen Neubaus des Spitals Appenzell hat sie eine anspruchsvolle Aufgabe vor sich. Antonia Fässler könnte Historisches schaffen: Würde sie gewählt, wäre sie die erste Bundesparlamentarierin in der Geschichte Innerrhodens. Die 50-Jährige ist politische Quereinsteigerin, sie politisierte zuvor weder im Grossen Rat noch in einem der Bezirksräte. Ein Bonus könnte sein, dass sie den Parlamentsbetrieb bereits kennt: Nach ihrem Studium an der Universität St.Gallen arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die CVP Schweiz in Bern.
Der zweite Kandidat aus den Reihen der Standeskommission ist Säckelmeister (Finanzdirektor) Ruedi Eberle (SVP). Im Unterschied zu Antonia Fässler gehört er noch zu den Neulingen innerhalb der Regierung, politische Erfahrung konnte er aber im Grossen Rat sowie im Bezirksrat Gonten sammeln. Auch Eberle könnte Geschichte schreiben: Er wäre der erste Innerrhoder SVP-Nationalrat. Eberle selbst bezeichnet sich aber nicht als typischen SVPler. So politisiert er hie und da auch abseits der Parteilinie. Der 52-Jährige ist gebürtiger St. Galler Oberländer und bringt einen landwirtschaftlichen Hintergrund mit. Heute ist er Geschäftsführer des Golfplatzes Gonten.
Mit Eberles Vorgänger Thomas Rechsteiner (CVP) strebt auch ein ehemaliges Regierungsmitglied den Sprung nach Bern an. Der 47-Jährige wurde zusammen mit Antonia Fässler der Parteiversammlung als Kandidat vorgeschlagen. Letztere entschied sich aber mit deutlicher Mehrheit dafür, offiziell mit Antonia Fässler ins Rennen zu gehen. Nichtsdestotrotz hält Rechsteiner an seiner Kandidatur fest. Er vergleicht es mit dem Schwingen: «Wenn ein Schwinger in die Schwinghose steigt, so will er auch in den Schlussgang kommen.» Unterstützung erhält Rechsteiner vom kantonalen Gewerbeverband, der in Innerrhoden eine starke politische Stimme hat. Rechsteiner ist Versicherungsfachmann und Finanzplaner und leitet seit 2015 die Generalagentur der Schweizerischen Mobiliar in Appenzell.
Martin Pfister, der Parteipräsident der Innerrhoder SP, trat bereits 2015 und 2011 bei den Nationalratswahlen an. Damals war er gegen seinen Gegner, Alt-Landammann Daniel Fässler, chancenlos. Auch wenn Pfister von der aktuellen Ausgangslage mit zwei CVP-Kandidaten ebenso profitieren kann wie Ruedi Eberle, werden seine Chancen 2019 nicht grösser sein. Dies, weil er in Innerrhoden die politische Mehrheit gegen sich hat. Seine 2012 gegründete SP AI zählt 18 Mitglieder. Pfister geht es mit seiner Kandidatur vor allem darum, seine Partei bekannter zu machen.
Lange Zeit war der bisherige Amtsinhaber Andrea Caroni (FDP) der einzige Interessent für den Ausserrhoder Ständeratssitz. Nun muss sich der 39-jährige Anwalt doch noch einem Wahlkampf stellen. Reto Sonderegger (SVP) fordert ihn heraus. Alle Parteien im Kanton unterstützen jedoch Caroni. Der FDP-Politiker bezeichnet sich als «Freigeist» und hat sich im Ständerat konsequent für liberale Anliegen eingesetzt.
Er sorgte für die grosse Überraschung im Ausserrhoder Wahlkampf: Reto Sonderegger (SVP). Gegen den Willen seiner Partei tritt der 43-Jährige zu den Ständeratswahlen an. Reto Sonderegger politisierte bis anhin nur auf kommunaler Ebene. So ist er seit 2015 Einwohnerrat in Herisau und Vizepräsident der SVP-Ortspartei.
Am 20. Oktober wählt die Schweiz ihr eidgenössisches Parlament. Alles zu den Wahlen von National- und Ständerat, und was sie für die Ostschweiz bedeuten, finden Sie in unserem Dossier.