Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die bereits mit zehn Jahren wussten, welchen Beruf sie erlernen – ich wusste es auch mit 15 nicht. Nach einem Jahr in der Westschweiz absolvierte ich das Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnenseminar.
Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die bereits mit zehn Jahren wussten, welchen Beruf sie erlernen – ich wusste es auch mit 15 nicht. Nach einem Jahr in der Westschweiz absolvierte ich das Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnenseminar. Diesen Beruf übte ich während zehn Jahren aus. Mir gefiel daran vor allem die Vielseitigkeit, der Kontakt mit Menschen und die Selbständigkeit.
Trotzdem verspürte ich irgendwann den Wunsch nach einer Veränderung – in welche Richtung war mir nicht klar. Ich entschied mich für die Zweitweg-Matura, mit dem Wissen, nach dem Abschluss mehrere Möglichkeiten zu haben. Es war hart, arbeitete ich doch nebenbei immer noch zu 70 Prozent als Lehrerin. Es forderte viel Verzicht bei den Hobbies, Organisation, beides unter einen Hut zubringen, Verständnis vom Partner und die Erkenntnis, dass das Lernen mit 30 Jahren nicht mehr so leicht fällt, wie dies im Semi noch der Fall war.
Dafür erarbeitete ich mir ein Allgemeinwissen, das mir täglich von Nutzen ist. Ich lernte, strukturiert zu arbeiten und Prioritäten zu setzen. Und mir wurde bewusst, was ich unter Druck leisten kann. Ich bin sicher, über die Zweitweg-Matura mehr profitiert zu haben, als wenn ich diesen Weg direkt nach der Sekundarschule gewählt hätte.
Die Zweitweg-Matura war ein erster Schritt in meiner beruflichen Weiterentwicklung. Es folgte eine weitere berufsbegleitende Weiterbildung zur diplomierten Erwachsenenbildnerin HF. Heute bin ich verantwortlich für die Berufsbildung bei den Altersheimen der Stadt Zürich, wo 180 Lernende in sechs verschiedenen Berufen an 27 Standorten ihre Grundbildung absolvieren. (mpa)