«Wir wurden vom Riesenansturm überrascht»: Tourismuschef weist Bschiss-Vorwurf beim Verkauf von Alpstein-Wegweisern zurück

Zahlreiche Alpsteinfans sind enttäuscht. Beim Verkauf der ausgedienten Wegweiser fanden sie das Gesuchte nicht. Für Tourismuschef Guido Buob gibt es dafür verschiedene Erklärungen.

Karin Erni
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Noch vor Anbruch des Tages hatten sich am Mittwoch viele ihren Lieblingswegweiser bereits gesichert. Bild: KER

Noch vor Anbruch des Tages hatten sich am Mittwoch viele ihren Lieblingswegweiser bereits gesichert. Bild: KER

Um acht Uhr sollte auf dem Appenzeller Chlausmarkt programmgemäss der Verkauf der ausgemusterten Wanderwegtafeln beginnen. Doch schon eine halbe Stunde vor Verkaufsbeginn bildete sich vor den Ständen von Appenzellerland Tourismus AI eine Menschentraube. Zahlreiche Alpsteinfans versuchten, einen Wegweiser mit der Aufschrift ihres Lieblingsbergs zu ergattern. Viele der Frühaufsteher fanden das Gesuchte allerdings nicht und waren entsprechend enttäuscht. «Ich habe etwas mit Säntis oder Altmann gesucht, doch das gab es alles nicht, obwohl ich schon um 7.15 Uhr hier war», sagt Angelika Wessels. Die Schriftstellerin, die sich mit Romanen über den Alpstein einen Namen gemacht hat, vermutet einen Bschiss. Es sei ihr zwar bekannt, dass die Bergwirte ihre eigenen Tafeln im Voraus hätten kaufen können. Doch das allein könne nicht der Grund sein.

«Solche mit der Aufschrift Bollenwees müsste es eigentlich Dutzende geben.»

Die begehrten Wegweiser würden sicher bald für viel Geld im Internet verkauft, vermutet Wessels.

Nicht alle Wegweiser stehen in Innerrhoden

Guido Buob, Geschäftsführer von Appenzellerland Tourismus AI, widerspricht der Aussage von Angelika Wessels. «Die grosse Mehrheit der Besucher war zufrieden mit dem Verkauf. Wir haben im Vorfeld immer gesagt, dass es keine Garantie auf bestimmte Orte und Namen gibt.» Teilweise hätten die am Markt stark nachgefragten Wegweiser im Wandergebiet stehen gelassen werden können, weil sie noch relativ neu waren. Einige seien von den Bergwirten gekauft worden. «Das ist auch gerecht, denn sie leisten pro Jahr rund 1000 Stunden Fronarbeit für die Instandhaltung der Wanderwege.» Die Bergwirte hätten nur für den Eigenbedarf einkaufen dürfen und nicht für Dritte. Man sollte auch nicht vergessen, so Buob weiter, dass längst nicht alle Wanderwegweiser im Alpstein auf Innerrhoder Kantonsgebiet liegen. «Viele Tafeln stehen auf Ausserrhoder oder St.Galler Boden.»

Wir wurden von dem Riesenansturm selber überrascht.»

Es habe konsequent keine Sonderbehandlungen gegeben, versichert Buob. «Meine Schwester, die in Appenzell wohnt, musste ebenfalls in der Menge anstehen. Obwohl sie keinen einzigen, der von ihr ursprünglich geplanten Wegweiser ergattern konnte, hat sie an den drei stattdessen gekauften eine Riesenfreude.» Natürlich tue es ihm leid, dass nicht jeder Käufer seinen persönlichen Lieblingswegweiser gefunden habe, so der Tourismuschef. «Wir wurden von dem Riesenansturm selber überrascht.» Eine Internetauktion wäre nachträglich betrachtet wohl gerechter gewesen und hätte wohl auch mehr Geld in die Kasse gespült. Aber sie wäre auch mit einem riesigen Aufwand verbunden gewesen, so Buob. «Und so ein Verkauf auf dem Markt, das ist doch eine coole Geschichte.»

Sogar «Alteisen» ging weg

Trotz einiger Unstimmigkeiten fanden die Wanderwegweiser an diesem Morgen reissenden Absatz. Manche Leute füllten grosse Taschen und Einkaufswagen mit den ergatterten Stücken. Eineinhalb Stunden nach Beginn des Verkaufs waren die Stände leer gekauft. Sogar die eiligst aus dem Lager geholten verbogenen und abgebrochen Exemplare fanden noch Käufer. Über 25000 Franken habe die Aktion eingebracht, sagt Guido Buob. Das Geld wird von den Bezirken im inneren Land wieder zum Wohle der Wanderer verwendet. «Der Betrag dürfte reichen, das geplante Projekt mit den geplanten neuen Übersichtstafeln zu realisieren.»