Geschichten über Menschen jenseits der Norm – so lässt sich der Inhalt von Esther Ferraris neuem Buch zusammenfassen. Etwas hat sie dabei besonders gefordert.
Roger Fuchs
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Was für ein schöner Zufall für Autorin Esther Ferrari aus Urnäsch: Exakt am 77. Geburtstag Anfang September kann sie ihr viertes Buch mit dem Titel «Vo äägelige Urnäscher» in den Händen halten. Seit Jahren bereits liebäugelte sie mit der Idee, ein Werk über Dorforiginale zu schreiben. Im letzten Herbst kontaktierte sie den Appenzeller Verlag, kein Jahr später liegt das Buch in einer Erstauflage von 1000 Stück vor.
Wer Esther Ferrari kennt, weiss: Sie liebt Geselligkeit und sie liebt die Menschen. Seit 1965 lebt sie in Urnäsch und hat sich seither immer wieder mit offenem Geist für alles um sie herum interessiert. Und so hat sie denn auch regelmässig Geschichten von Urnäscher Originalen mitbekommen. Mit diesem Buch sollen Erinnerungen an diese wachgehalten werden, sagt sie. Zudem wertet sie das Ganze als Zeitzeugnis für all jene, die sich in Urnäsch auf die Suche nach ihren Wurzeln machen. Während die Geschichten in der ersten Buchhälfte in urchigem Dialekt erzählt werden, so findet sich zum besseren Verständnis für Auswärtige dasselbe in der zweiten Hälfte auf Hochdeutsch.
Auch wenn die Hauptprotagonisten des Buchs allesamt verstorben sind, versichert Esther Ferrari: «Alles, das ich schreibe, ist wahr. Ich habe nichts erfunden oder dazugedichtet.» Viele der Urnäscher Originale hat sie selbst gekannt. Anderes bekam sie in Erzählungen zu hören. Mit einer besonders grossen Herausforderung hatte sie dennoch zu kämpfen — dem Finden der exakten Jahreszahlen. Letztlich ist ihr aber auch das gelungen. Die ältesten im Buch beschriebenen Persönlichkeiten kamen um 1875/85 zur Welt. «Einer von ihnen war der Urgrossvater meiner Kinder», sagt die Autorin. Ein anderer Protagonist, der Möslis Hanes, war jedes Jahr Thema an Weihnachten. Stets habe der Schwiegervater erzählt, wie sich der Hanes mit dem Urgrossvater gestritten und wieder versöhnt hätte.
Originale aus jüngerer Zeit, die alle Urnäscher noch kennen würden, seien der Blaari Alder, die Huenze Emme, der Pfändlers Willi oder die Gäälers Määrti. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Mehrheit der beschriebenen Originale sehr einfache Leute waren. Die Einfachheit, gepaart mit Schlagfertigkeit und Spontanität ist es denn auch, was Esther Ferrari an all den Dorforiginalen begeistert. Den eher vornehmeren Kreisen zuzuordnen sind gemäss der Autorin die ebenfalls im Buch vorkommenden Ernst Schopp, der Onkel ihres Ex-Manns, oder die Handarbeitslehrerin Emma Krüsi.
Eine Geschichte für sich ist das Titelbild des Buchs mit der Huenze Emme und dem Bueche Jöckli. Wein hat die beiden dermassen gelöst, dass sie nicht merkten, als der Fotoapparat «klick» machte. Nachzulesen im Vorwort von Esther Ferrari.
Morgen Freitag ist Esther Ferrari Gast bei «WortOrt» im Verlagshaus Schwellbrunn, Beginn um 19.30 Uhr. Am Samstag, 23. September, 16 Uhr, gibt es eine Lesung in der Kirche Urnäsch.