Urnäsch
Aus dem Bauch heraus: Eine Bäuerin schreibt erfolgreich Kolumnen

Die Urnäscherin Therese Looser schreibt seit vielen Jahren für die «Bauernzeitung». Noch lieber aber würde sie ein Bilderbuch gestalten.

Karin Erni
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Therese Looser bei der Naturerlebnishütte Urnäsch, wo sie als Geschichtenerzählerin tätig ist.

Therese Looser bei der Naturerlebnishütte Urnäsch, wo sie als Geschichtenerzählerin tätig ist.

Bild: Karin Erni

«Bäuerinnensicht» heisst die wöchentlich erscheinende Kolumne der «Bauernzeitung», für welche die Urnäscherin Therese Looser seit über zehn Jahren regelmässig schreibt. In ihren Texten verarbeitet sie persönliche Erlebnisse oder Gedanken zu unterhaltsamen Geschichten. Sie habe schon immer gern geschrieben, erinnert sich die gelernte Pflegefachfrau. Als sie ihr erstes Kind zur Welt gebracht hatte, schrieb sie Artikel für eine andere Fachzeitschrift. «Schon damals wollte ich lieber von meinen eigenen Erfahrungen berichten, und nicht einfach die gängige Lehrmeinung wiedergeben. Das wurde von den Leserinnen und Lesern sehr geschätzt.» Sie würden sich in den Texten wiedererkennen und freuten sich, dass es anderen auch manchmal so ergeht wie ihnen, ist Looser überzeugt.

«Das Recherchieren ist nicht meine Stärke, ich schreibe lieber aus dem Bauch heraus. Wenn das Herz dabei hüpft, dann wird der Text gut.»

Kolumnen schreiben aus Mangel an Zeit

Mit den Jahren wuchs die Familie auf vier Kinder, und die Arbeit auf dem Hof musste weiterhin getan werden. «Damals wollte ich aufhören mit dem Schreiben.» Doch dann sei das Angebot für die Kolumnen eingegangen. Alle sechs Wochen muss sie eine solche abliefern. Das sei machbar, sagt die 51-Jährige. «2800 Zeichen sind schnell geschrieben, wenn es gut läuft.» In der Regel könne sie sich auf ihre Intuition verlassen, so die Bäuerin. «Die Ideen liegen herum, ich muss sie nur aufschreiben.» Doch die Geschichten müssen für sie immer einen tieferen Sinn haben. Auch wenn sie «nur» die Beobachtung eines Eichhörnchens aufschreibt, blitzt doch zwischen den Zeilen ein Zusammenhang mit der menschlichen Existenz durch. Manche Texte haben gar philosophischen Charakter. Meist schreibt sie die Kolumnen in den letzten Stunden vor dem Abgabetermin.

«Ich brauche einen gewissen Druck. Doch meist trage ich die Textideen vorher schon länger mit mir herum und lasse sie reifen.»

Man sei schon ausgestellt, wenn man sich öffentlich äussere, sagt Therese Looser. «Bis jetzt habe ich allerdings noch fast nie negative Reaktionen aus der Leserschaft erhalten. Im Gegenteil. Oft schreiben die Leute: <Endlich sagt mal jemand, wie es ist.>» Es freue sie, wenn ein Text gut ankomme, so Looser. Eines ihrer Markenzeichen sei, dass sie versuche, in einen Dialog mit den Lesenden zu treten. Eine wichtige Inspirationsquelle ist die Natur. Auf ihren regelmässigen Spaziergängen im Schönauwald entdeckt Therese Looser immer wieder kleine Kostbarkeiten, die sie zu Papier bringt und mit der Leserschaft teilt. Die Themen ändern sich mit den Lebensumständen. «Früher ging es oft um Familiensachen. Seit alle Kinder erwachsen sind und ein eigenes Leben führen, wurde es naturgemäss weniger. Auch die Tiere auf dem Hof inspirieren mich», so Looser. «Gerade die Muttersauen sind unglaublich schlau, aber auch witzig.»

Geschichtenerzählerin in Naturerlebnishütte

Gerne denkt sie sich auch Geschichten mit Wesen wie Zwergenfrauen oder Waldfeen aus, die sie Interessierten manchmal in der Naturerlebnishütte erzählt. Begleitet wird sie dabei von selbst hergestellten Figuren. «Ich gestalte gerne Dreidimensionales mit den Händen.» Wegen Corona seien diese Anlässe etwas eingeschlafen, bedauert Looser. «Ich hoffe, dass bald wieder mehr Menschen hierherkommen. Es ist wunderschön zu sehen, wie Kinder, aber auch Erwachsene ganz in eine Geschichte eintauchen und dabei alles um sich herum vergessen.» Das sei in der heutigen Zeit nötiger denn je, findet sie. Ihr grosser Traum ist es, einmal ein eigenes Bilderbuch herauszugeben.

«Ich liebe schöne Bilder und kann stundenlang Bilderbücher anschauen.»

Aber nur zu schreiben würde sie niemals erfüllen, so die Bäuerin. «Dann wäre ich unzufrieden. Ich bin ein Bewegungsmensch. Am liebsten bin ich draussen und mit den Tieren auf dem Hof zusammen.» Sie sei heute auch froh, nicht mehr im Pflegebereich zu arbeiten, so Looser. «Das würde mir nicht guttun.»