URNÄSCH: Ein Blick in die Vergangenheit

Am kommenden 5. Oktober ist es 600 Jahren her, dass Urnäsch kirchlich und politisch unabhängig wurde. Die Gemeinde will diese Tatsache gebührend feiern und hat eine Vielzahl an Veranstaltungen geplant.

Alessia Pagani
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Am Wochenende stellte das achtköpfige OK-Team seine grossen Pläne für das kommende Jubiläumsjahr der Öffentlichkeit vor. (Bild: PD)

Am Wochenende stellte das achtköpfige OK-Team seine grossen Pläne für das kommende Jubiläumsjahr der Öffentlichkeit vor. (Bild: PD)

2017 wird für Urnäsch ein besonderes Jahr werden. Die flächenmässig grösste Gemeinde im Kanton feiert ihr 600-Jahr-Jubiläum. Von Januar bis Oktober werden zahlreiche Veranstaltungen die Urnäscher Geschichte und Bräuche beleuchten. Der Hauptanlass findet vom 1. bis 3. September unter dem Motto «Mir fiired wie früehner» statt. Die Enderlin Chicks und die Festbänkler werden für musikalische Klänge sorgen, und Urnäscher Vereine gestalten das Abend- und Rahmenprogramm, um nur einige Highlights zu nennen. Am
5. Oktober findet das Jubiläumsjahr mit einer Gedenkfeier seinen Abschluss. Über ein Jahr hat ein achtköpfiges Team um OK-Präsident Hans Frick und Vizepräsident und Gemeinderat Iwan Schnyder die Jubiläumsveranstaltungen organisiert. Gestern wurden die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt. «Wir sind bestrebt, dass es ein unvergessliches Fest wird», sagt OK-Mitglied Stefan Waldburger.

Schuppel, Winkelstobete und die Köhlerei
Der erste Anlass findet am 7. Januar statt und ist Teil einer Serie, die der Frage auf den Grund geht, wie in der Vergangenheit Kino gemacht wurde. Im Rossfall wird Regisseur Thomas Rickenmann den Film «Silversterchlausen» zeigen. Am 19. Mai folgt mit «z’Alp» der zweite Filmabend, und am 26. August bildet «Alpzyt» den Abschluss des Kinos im Rossfall. Auch Urnäschs berühmtester Brauch kommt nicht zu kurz. So werden ab dem 12. März jeden Sonntag um 20 Uhr Chlausenschuppel an verschiedenen Orten im Dorf ihr Können zum Besten geben. 27 Gruppen haben sich angemeldet – 27mal kommen Einheimische und Zugereiste in den Genuss von Chlausenzäuerli. Ebenfalls musikalisch wird es am Kirchenkonzert am Striichmusigtag vom 29. April. Unter dem Motto «Geschichte der Appenzeller Musik» werden die Alderbuebe sowie Urs Klauser und Daniel Somm vom Ensemble Tritonus Appenzeller Tänze aus verschiedenen Epochen vortragen. Dabei erklingen neben den bekannten Instrumenten der Appenzeller Streichmusik alte Volksmusikinstrumente wie Schalmei oder Drehleier.

Am 3. und 4. Juni lädt der Verkehrsverein zu einer zweitägige Wanderung entlang der rund 50 Kilometer langen Gemeindegrenze. Wer die stattliche Wegstrecke im Jubiläumsjahr lieber in Eigenregie absolvieren möchte, erhält eine Wegkarte und zum erfolgreichen Abschluss ein Geschenk. Der pensionierte Sekundarlehrer Hans Hürlemann wird am 11. Februar im Rahmen einer Sonderausstellung sein Buch «Urnäscher Geschichten» vorstellen. «Im Gemeindearchiv haben wir viele unentdeckte Schätze, und Hürlemann ist einer der wenigen, der sie kennt», erklärt Schnyder. Auch die Schule Urnäsch wird eingebunden: In einer Projektwoche werden Werkarbeiten zum Mittelalter ausgestellt. Zudem stellen die Kinder Grillkohlesäcke her. Diese werden benötigt, um Kohle aus Urnäscher Holz zu verpacken: Vom 1. bis 9. Juli wird im Chräg ein Kohlenmeiler aufgebaut und betrieben. «Einige Urnäscher haben in der Frühen Neuzeit von der Köhlerei gelebt», erklärt Schnyder. Interessierte haben die Möglichkeit, der Köhlerin bei der Arbeit über die Schulter zu blicken. Noch offen sind der Durchführungsort und das Datum der Winkelstobete. Diese hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert, als Spiel und Tanz verboten waren. Wie damals findet sie an einem geheimen Ort statt, der erst kurz vorher durch Hausierer oder Gerüchte publik gemacht wird. Wie die Verantwortlichen stolz erklären, kann sich die Bevölkerung auf einen besonderen Abschluss freuen: «Alle Urnäscher können am 5. Oktober für 600 Batzen, also sechs Franken, mit der Bahn auf den Säntis fahren», so Waldburger.