Den ganzen Tag über wusste gestern niemand, was der Rückzug von Paul Bannwarts Initiative für die Landsgemeinde bedeutet. Dies erschwerte die Vorbereitungen für die Vorversammlungen. Bannwart spricht von «freiwilligem Rückzug».
APPENZELL. Gestern haben mit der Innerrhoder CVP und der SVP die ersten Parteien ihre Landsgemeinde-Vorversammlungen abgehalten. Verständlich, dass deren Präsidenten für die Vorbereitung wissen wollten, wie es nach dem Rückzug von Paul Bannwarts Initiative «Für eine starke Volksschule» weitergeht. Ist ein Rückzug so kurz vor der Landsgemeinde überhaupt möglich? «Es wird heute keine Medienmitteilung mehr geben», heisst es dann am späteren Nachmittag seitens des Kantons. CVP-Präsident Ruedi Angehrn und SVP-Präsident Ruedi Eberle blieb nichts anderes übrig, als zu warten – und verschiedene Szenarien vorzubereiten. Spätestens im Rahmen der abendlichen Versammlung dürften sie vom anwesenden Standeskommissionsmitglied den Stand der Dinge erfahren haben.
Sollte aufgrund juristischer Gegebenheiten über die Initiative abgestimmt werden müssen, so gibt sich Ruedi Angehrn überzeugt, dass diese an der Landsgemeinde durchfallen wird. Er begründet es mit vergangenen Veranstaltungen, bei denen eine ablehnende Stimmung gegenüber der Initiative, die sich gegen die Einführung des Lehrplans 21 richtet, vorherrschte.
Ganz ohne Befürworter stand Paul Bannwart mit seiner Initiative allerdings nicht da. Als SVP-Mitglied durfte er gerade in eigenen Parteikreisen auf einige Sympathisanten zählen, wie Parteipräsident Ruedi Eberle bestätigt.
Der Rückzug kommt für alle überraschend. Noch am 11. März verfasste Paul Bannwart letztmals in dieser Zeitung einen Leserbrief, der seine ablehnende Haltung gegen den Lehrplan 21 ausdrückte. In bezug auf die künftigen Kosten schrieb Bannwart: «Wenn die Landsgemeinde 2016 den Lehrplan 21 nicht stoppen sollte, öffnet sich auch für unsere Schulen nach Ansicht vieler Experten ein <Fass ohne Boden>.»
Zweieinhalb Wochen später scheint auf einmal alles im grünen Bereich zu sein. Bannwart zieht seine Einzelinitiative «Für eine starke Volksschule» zurück. Was ist passiert? «Ich bin nicht unter Druck gesetzt worden», hält er fest. Der Rückzug der Initiative sei ein freiwilliger Entscheid, den «wir miteinander getroffen haben». Mit «wir» meine er gewisse Unternehmer und pädagogisch geschulte Leute. Angesichts der geführten Gespräche und der erhaltenen Zusicherungen verschiedener Exponenten habe er nun das Vertrauen, dass der neue Lehrplan pragmatisch, moderat und unter Berücksichtigung der Appenzeller Eigenheiten umgesetzt werde.
Dieses Vertrauen hat auch Ruedi Angehrn als pensionierter Berufsschullehrer. Beispielsweise werde der klassengeführte Unterricht in Innerrhoden sicher beibehalten. Auch gehe er davon aus, dass man sich einen Umbau der Schulzimmer in Lernateliers finanziell nicht leisten könne.