Umfahrungsstrasse soll mehr genutzt werden: Teufen will grossflächig Tempo-30-Zonen einführen

Mehr Sicherheit, weniger Lärm, mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität: «Tempo 30 hat sehr, sehr viele Vorteile. Es wird langsam Zeit, Tempo-30-Zonen einzuführen», sagt die Teufner Vizegemeindepräsidentin Pascale Sigg.

Margrith Widmer
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Teufen plant die Einführung von Tempo-30-Zonen auf allen Nebenstrassen, die in die Kantonsstrasse einmünden.

Teufen plant die Einführung von Tempo-30-Zonen auf allen Nebenstrassen, die in die Kantonsstrasse einmünden.

Bild: Christian Beutler / KEYSTONE

In Trogen ist eine Tempo-30-Zone im Dorfzentrum seit Jahren Tatsache, samt aufgehobenem Rechtsvortritt und Fussgängerstreifen, was sonst laut Strassenverkehrsgesetz nicht erlaubt ist. Aber: In Ausserrhoden sind diese Ausnahmen – aufgehobener Rechtsvortritt und Fussgängerstreifen – möglich. «Im Dorfzentrum von Teufen geht das nicht anders», sagt Vizegemeindepräsidentin Pascale Sigg.

Noch vor einigen Jahren tönte es ganz anders. Da hiess es auf der offiziellen Teufner Website auf die Frage: «Kann eine Temporeduktion im Dorfzentrum (Kantonsstrasse) durchgesetzt werden?» wörtlich: «Das Strassenverkehrsrecht des Bundes regelt die Rahmenbedingungen für die Festlegung der Geschwindigkeiten auf dem ganzen Strassennetz abschliessend. Den Kantonen verbleibt zu Recht gesetzgeberisch kein Spielraum, damit auf diesem Gebiet gesamtschweizerisch die gleichen Regeln gelten. Gemäss Strassenverkehrsgesetz SVG Art. 32 beschränkt der Bundesrat die Geschwindigkeit der Motorfahrzeuge auf allen Strassen. Er hat die Höchstgeschwindigkeit innerorts auf 50 km/h festgelegt. Davon kann auf verkehrsorientierten Strassen nur in Ausnahmefällen abgewichen werden. Die Voraussetzungen in Teufen für eine Ausnahme sind eher nicht gegeben. Besser ist der Ansatz, den vernünftigen Automobilisten mit einer gelungenen Gestaltung dazu zu bringen, das Tempo selber zu reduzieren.»

Gemeinderat ist für Tempo 30

Nun, der «bessere Ansatz» mit freiwilliger Temporeduktion hat sich nicht bewährt. Die «Strassen-Philosophie» habe sich geändert, so Pascale Sigg. Schon 2012 und 2014 habe der Gemeinderat ein Verkehrskonzept mit Tempo-30-Zonen konkretisiert. 2019 sei das Verkehrskonzept anlässlich eines Workshops der Planungskommission aktualisiert worden.

Der Gemeinderat Teufen habe sich für Tempo-30-Zonen ausgesprochen, zumal Anwohnerinnen und Anwohner von Nebenstrassen entsprechende Anfragen vorgelegen hätten und der Kanton eine Tempo-30-Zonen ohne Rechtsvortritt und mit Fussgängerstreifen auf der Hauptstrasse im Zusammenhang mit der Doppelspur erlaube – was beispielsweise im Kanton St. Gallen nicht möglich sei. «Wir gehen da pragmatisch vor: Bei der Kirche, in Teufens Zentrum, geht es nicht ohne Fussgängerstreifen», so Pascale Sigg.

Tempo-30-Zonen auf Haupt- und Nebenstrasse

Seit Jahren wird auf dem Teufner Nebenstrassennetz Tempo gemessen: «Wir wollten wissen, wo und in welcher Kadenz zu schnell gefahren wird, welche Ausfahrten gefährlich sind», so Pascale Sigg. Da der Kanton im Zusammenhang mit der Doppelspur der Appenzeller Bahnen durchs Dorf Teufen eine Tempo-30-Zone auf der Kantonsstrasse plant, muss auch auf allen Nebenstrassen, die in die Kantonsstrasse einmünden, Tempo 30 gelten.

Im Vordergrund steht die Bächlistrasse, die zuerst noch fertig saniert werden muss. «Nicht, dass man später gleich wieder aufreissen muss», sagt Pascale Sigg. Denn: Zur Realisierung von Tempo-30-Zonen sind auch bauliche Massnahmen, etwa Engstellen zur Verkehrsberuhigung, nötig. Weitere «Kandidatinnen» sind die Zeughaus-, die Landhaus- und die Schützenbergstrasse. Auf Gemeindestrassen gilt bei Tempo 30 dann durchgehend Rechtsvortritt und es gibt auch keine Fussgängerstreifen. Fussgängerinnen und Fussgänger dürfen die Strasse überall queren.

Umfahrungsstrasse soll vermehrt genutzt werden

Pro Tag fahren rund 5000 Autos durchs Dorf Teufen – 16 Prozent davon sind Durchgangsverkehr; der Rest ist Ziel- und Quellverkehr. Eine Tempo-30-Zone im Dorf könnte mehr Autolenkerinnen und Autolenker dazu bewegen, die (schnellere) Umfahrungsstrasse zu benützen – zumal sich seit der Installation einer Lichtsignalanlage beim Bahnhof jeweils auf allen drei Strassen lange Staus bilden, sobald Züge in den Bahnhof ein- oder wegfahren.