«Am Bahnhof Herisau sollte man nur das Notwendige tun und das Überflüssige sein lassen»

Gegen den Teilrichtplan und den Teilzonenplan für die Arealentwicklung des Bahnhofs regt sich Widerstand. Ein Anwohner sagt, warum er das Referendum ergriffen hat.

Interview: Karin Erni
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Die Gebäude am Bahnhof (links im Bild) dürfen gemäss neuem Zonenplan fast 30 Meter hoch werden. (Bild: PD)

Die Gebäude am Bahnhof (links im Bild) dürfen gemäss neuem Zonenplan fast 30 Meter hoch werden. (Bild: PD)

Derzeit läuft die Referendumsfrist für Teilrichtplan und Teilzonenplan der geplanten Arealentwicklung des Bahnhofs Herisau. Einer der Einsprecher ist Martin Schraner.

Martin Schraner. Bild: PD

Martin Schraner. Bild: PD

Martin Schraner, der Bahnhof soll zu einem attraktiven «Tor zum Appenzellerland» gestaltet werden. Was stört Sie an dieser Idee?

Es scheint mir, dass mit dem Bahnhofsprojekt primär ein Potenzial für Investoren geschaffen werden soll. Der Einwohnerrat Herisau hat bereits beschlossen, dass Wohn- und Gewerbegebäude erstellt werden können, die eine Höhe von fast 30 Metern aufweisen – fast so hoch wie der Cilander-Viadukt. Ich bin der Meinung, dass das Bahnhofsareal erst dann neu bebaut werden soll, wenn ein Bedarf nachgewiesen ist. Es gibt in Herisau genügend leere Gewerbe- und Ladenlokale. Auch teurer Wohnraum steht in Herisau in genügendem Masse leer .

Aber für den öffentlichen Verkehr ergeben sich doch Verbesserungen?

Ich befürworte absolut, dass die Situation für Bus und Postauto verbessert wird. Wie im Projekt vorgesehen ist es sinnvoll, die Gleise der Appenzeller Bahnen nach Süden zu verlegen. Durch den Abbruch der Gleise 11 und 12 entsteht der notwendige Platz für den geplanten Bushof.

Was halten Sie von der geplanten Verschiebung des Kreisels in Richtung katholische Kirche?

Gemäss Projekt ist es vorgesehen, das Werkstattgebäude der Appenzeller Bahnen abzubrechen. Es entsteht also genügend Platz, den Kreisel am bisherigen Standort «erwachsen werden zu lassen» – und zwar ohne Beeinträchtigung des neuen Bushofs.

Warum glauben Sie, dass durch die Verkehrsberuhigung am Bahnhof an anderen Orten Mehrverkehr entsteht?

Als direkt Betroffener kann ich natürlich über diese St. Florians-Politik nur den Kopf schütteln: Das heute praktisch unbewohnte Bahnhofsareal soll besiedelt werden. Die Durchgangsachse in Richtung St. Gallen soll zwecks Beruhigung der neuen Siedlungsfläche «gesperrt» und der Verkehr anderen zugemutet werden. Der bestehende Autotunnel soll abgetragen werden, und aus dem Stück Gossauerstrasse bei der katholischen Kirche würde eine Brücke entstehen. Die Mühlestrasse soll auf einer relativ steilen Rampe zum neuen Kreisel führen. Der Verkehr von der Bahnhofstrasse in Richtung St. Gallen soll via neuen Kreisel über die Mühlestrasse zur Schwänli-Kreuzung umgeleitet werden. Das heisst, der Weg ab Kreisel zur Fluora wäre dann dreimal so lange wie heute. Der Verkehr wird sich neue Wege durch verschiedene Quartiere suchen.

Was wäre also Ihres Erachtens die richtige Lösung im Zusammenhang mit Bahnhof und Kreisel?

Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Hauptmotivation für das Bahnhofsprojekt ist, möglichst viel Bundesgelder «abholen» zu wollen. Ich würde das Notwendige tun und das Überflüssige sein lassen: Gleise der Appenzeller Bahnen verlegen, Bushof realisieren, Kreisel am heutigen Standort anpassen. Die Kosten dafür würden sich auf einen Bruchteil belaufen und die Bundesgelder würden auch nicht so dringend benötigt. Durch das meines Erachtens überflüssige Projekt «Tor zum Appenzellerland» würde die Gesamtheit der Attraktivität der Gemeinde Herisau in keiner Weise beeinflusst.

Sie plädieren dafür, dass die Bevölkerung bei er Gestaltung des Bahnhofs mitreden kann?

Für das fakultative Referendum gegen den Einwohnerratsbeschluss betreffend «Teilzonenplan mit Ergänzung Baureglement» braucht es bis zum 26. Juni 100 Unterschriften. Kommt es zustande, könnte die Gesamtheit der Herisauer Bevölkerung ein erstes Mal Stellung nehmen zum Bahnhofsprojekt, bevor es im Februar 2020 der Kantonsbevölkerung zur Abstimmung vorgelegt wird.