Auf seinem Weg zum urbanen Zentrum setzt Wattwil als erste Gemeinde im Thur- und Neckertal auf die Erfahrung und das Wissen eines Kommunikationsprofis.
Marc Bohnenblust, wie beschreiben Sie einem Wattwiler Ihre Aufgaben?
Ich bin damit beauftragt, die Politische Gemeinde und die Schulgemeinde kommunikativ zu begleiten, zu betreuen und zu verstärken im Hinblick auf das Wachstum und die grossen Veränderungen, die das Ortsbild und das Selbstverständnis prägen und verändern werden.
Sie sprechen von der Neugestaltung von Bahnhof- und Poststrasse, dem Neubau der Kantonsschule, der Renovation des Berufs- und Weiterbildungszentrums, der Erweiterung des Spitals, dem Baubeginn für die Umfahrungsstrasse …
… ja. Und der Thursanierung, der Überbauung Bahnhof Süd, den Planungszonen Wenkenrüti und Austrasse. Insgesamt investieren Kanton, Gemeinde und private Bauherren in den nächsten fünf Jahren eine halbe Milliarde Franken in Wattwil. Der in der Aussenwahrnehmung etwas verschlafene, in die Jahre gekommene Ort wird sich städtebaulich verändern und nicht wiederzuerkennen sein. Sein verkehrsberuhigtes Zentrum wird einen neuen Mittelpunkt für das ganze Tal bilden – wie ein einziges, grosses Einkaufszentrum unter freiem Himmel. Wattwil wird den Charakter eines urbanen Regionalzentrums und einer lebendigen Schüler- und Studentenstadt annehmen. Ich bin mitverantwortlich dafür, dass das Gewerbe und die Bevölkerung diese Pläne mittragen, die Chance packen, positive Energie aufnehmen, an die Zukunft Wattwils glauben und entsprechend in ihre Liegenschaften und in ihr Gewerbe investieren.
Sprechen Sie nun als Kommunikations- oder als Standortmarketingfachmann?
Die Funktionen gehen ineinander über. Es ist meine übergeordnete Aufgabe, bei den Medien Wattwil als Zentrum des Toggenburgs besser zu verankern.
Wie stellt sich Wattwil zum veränderten Projekt für die Überbauung Bahnhof Süd? Dieses entspricht, wie das «Toggenburger Tagblatt» am Dienstag berichtete, in Dimension und Ausgestaltung nicht mehr dem ursprünglichen Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs.
Das neue Projekt musste vor zwei Jahren grundlegend überarbeitet werden. Es ist ein gutes Projekt, die Gemeinde steht voll dahinter. Einsprachen sind keine eingegangen, so dass es im Interesse Wattwils liegt, dass es möglichst schnell realisiert werden kann. Alles andere wäre ein Rückschritt.
Nach 100 Tagen im Amt: Wie lautet Ihre Bilanz? Wie wurden Sie aufgenommen?
Offen, freundlich, herzlich, kollegial. Meine Arbeit wird wertgeschätzt. Und ich habe den Eindruck, ich würde eine wertvolle Aussensicht mit einbringen, die es mir ermöglicht, Themen anzusprechen und zu adressieren, die andere selbst nicht angefasst hätten, weil es immer schon so war. Ich spüre eine grosse Offenheit: Gewerbe und Gemeinde wollen die anstehenden Veränderungen mittragen und mitgestalten. Noch läuft alles rund, doch ich mache mir keine falschen Vorstellungen: Widerstände werden kommen.
Welche einzigartigen Verkaufsargumente für Wattwil sieht der Werber in Ihnen?
Grossartige Landschaft, zentrale Lage im Herzen des Toggenburgs, Berg- und Flusslandschaft, grosses Ladenangebot, Bildungszentrum, offener Geist, grosse Gastfreundschaft, Begeisterung für Kunst und Kultur.
Wo steht Wattwil in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass Wattwil schon in fünf Jahren in neuem Glanz erstrahlt. Bahnhof- und Poststrasse werden eine blühende Einkaufsmeile bilden. Aktuell denken wir über eine Beschallungsanlage für einen Klangteppich und ein multifunktionales Informationssystem nach, das auch für Werbezwecke genutzt werden kann. Wir überlegen uns, moderne, digitale Zahlungsmethoden einzuführen. Und viel wollen wir in eine neue Aufenthaltsqualität mit Cafés, Bars und Aussenplätzen investieren. Die Thursanierung wird uns dafür hoffentlich eine Uferterrasse bescheren, die ins Ortsbild integriert werden kann. Der Besucher soll sagen können: Wattwil, ich komme wieder.
Wir haben Ihnen, kleiner Scherz, einen Werbeslogan mitgebracht: «Mein Ziel – Wattwil».
Den gibt es natürlich schon für andere Orte. Tatsächlich aber haben wir uns den Slogan «Mehr fürs Dorf» überlegt. Er soll das Bewusstsein für das anstehende Generationenprojekt schaffen, das nur funktionieren kann, wenn alle mitmachen und es uns gelingt, auch die junge Bevölkerung ins Boot zu holen. Dazu benötigen wir ein kollektives Momentum.
Die Kick-off-Veranstaltung findet am 19. September statt. Später Afterparty mit DJ Zone auf dem Bräkerplatz in Wattwil ab 21 Uhr.