Suchthilfe
Mehr Suchterkrankungen wegen Corona? ‒ Die Innerrhoder Beratungsstelle für Suchtfragen hat ihr Angebot erweitert

Die kantonale Beratungsstelle für Suchtfragen in Appenzell Innerrhoden bietet seit Anfang dieses Jahres auch Mittwochs Beratungstermine an. Im vergangenen Jahr wurde das Gesprächsangebot öfter als zuvor von Suchtbetroffenen und deren Angehörigen genutzt. Die gesteigerte Nachfrage könnte nicht zuletzt der Coronapandemie geschuldet sein.

Lilli Schreiber
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Mit 222 Gesprächen verzeichnet die Beratungsstelle für Suchtfragen des Kantons Appenzell Innerrhoden einen deutlichen Anstieg an Beratungen für Suchtfragen im Jahr 2020.

Mit 222 Gesprächen verzeichnet die Beratungsstelle für Suchtfragen des Kantons Appenzell Innerrhoden einen deutlichen Anstieg an Beratungen für Suchtfragen im Jahr 2020.

Symbolbild: Getty

Die Beratungsstelle für Suchtfragen des Kantons Appenzell Innerrhoden wird durch das Blaue Kreuz St.Gallen-Appenzell im Auftrag des Gesundheits- und Sozialdepartements des Kantons geführt. Das Angebot der Beratungsstelle richtet sich an suchtgefährdete und bereits suchtabhängige Menschen mit Fragen oder Problemen bezüglich legaler oder illegaler Substanzen, aber auch Verhaltenssüchten wie Spielsucht. Dabei machen Personen, die unter einem problematischen Konsum von Alkohol leiden, den Grossteil der Suchthilfe in Anspruch nehmenden Personen aus, teilt Vitus Hug, Leiter der Beratungsstelle für Suchtfragen in Appenzell, mit.

Aufgrund der Coronapandemie war die Suchtberatungsstelle im ersten Lockdown von März bis Juni 2020 geschlossen. Ein Alternativangebot für Suchtkranke wurde dennoch durch die Fachstelle des Blauen Kreuzes St.Gallen-Appenzell vor Ort in St.Gallen oder telefonisch gewährleistet.

Nachfrage steigt erheblich an

Trotz der temporären Schliessung wurde im Jahr 2020 ein Rekord an Beratungsgesprächen für Suchtfragen verzeichnet. Mit insgesamt 222 Gesprächen lag die Anzahl der Suchthilfe-Beratungen deutlich höher als noch im Vorjahr 2019 mit 172 Beratungsgesprächen. Die Neuanmeldungen belaufen sich auf 21 und fallen somit ebenfalls etwas höher aus als 2019.

Als Reaktion auf die wachsende Nachfrage wurde das Angebot der Beratungsstelle ab Januar 2021 erweitert. «Die steigende Nachfrage ist ein deutliches Signal dafür, dass solche Leistungen wichtig sind», teilt das Innerrhoder Gesundheitsamt mit. Neu können Termine in der Beratungsstelle für Suchtfragen auch für Mittwoch vereinbart werden.

Die offene Sprechstunde, die jeweils freitags von 13 bis 14 Uhr stattfindet, bleibt weiterhin bestehen. Die telefonische Erreichbarkeit ist wie zuvor werktags während der Büroöffnungszeiten gewährleistet. Termine können je nach Wunsch in Appenzell, Oberegg oder St.Gallen vereinbart werden.

Die Gründe sind vielseitig

Dass die Zahl der sich Hilfe holenden Suchtkranken gerade im vergangenen Jahr und somit während der Coronapandemie angestiegen ist, wirft Fragen auf. Könnten die Auswirkungen der Coronakrise einen Einfluss auf das Suchtverhalten haben?

Vitus Hug, Leiter der Beratungsstelle für Suchtfragen in Appenzell.

Vitus Hug, Leiter der Beratungsstelle für Suchtfragen in Appenzell.

Bild: PD

Auf Anfrage teilt das Gesundheitsamt mit, dass es sich nicht abschliessend beurteilen lasse, ob die coronabedingten sozialen Einschränkungen tatsächlich negativen Einfluss auf das Suchtverhalten vieler Menschen nehmen würden. Ausgeschlossen sei das allerdings nicht.

Die möglichen Ursachen, die für die erhöhte Nachfrage bei der Beratungsstelle für Suchtfragen sprechen, sind laut Innerrhoder Gesundheitsamt vielseitig. «Stress, Sorgen und Zukunftsängste können zu einem problematischen Umgang mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln führen oder diesen ungünstig beeinflussen», sagt Vitus Hug, der Leiter der Beratungsstelle für Suchtfragen. Und weiter:

«Viele Menschen haben während der Pandemie mehr Zeit. Auch bleibt die Möglichkeit, in Gesellschaft zu beispielsweise Alkohol zu greifen, aus. Viele Suchtgefährdete und bereits Süchtige trinken nun vermehrt zu Hause.»

Zudem wachse die Bereitschaft sowohl der Betroffenen als auch deren Umfelds, Hilfsangebote wie die Beratungsstelle für Suchtfragen in Anspruch zu nehmen. Die grössere Bekanntheit solcher Angebote dürfte sich ebenfalls auf die erhöhte Nachfrage ausgewirkt haben, so Hug.

Informationen zur Suchtberatung sind online unter www.ai.ch/suchtberatung verfügbar. Die Beratungsstelle kann telefonisch unter 071 788 92 59 oder via E-Mail an suchtberatung@gsd.ai.ch kontaktiert werden.