Beim Toggenburger Jodelmusical «Stilli Zärtlichkeite» sind die Vorbereitungen weit fortgeschritten. Der Hemberger Initiant und Komponist Ruedi Roth macht zurzeit sein Ensemble für den Bühnenauftritt fit. Im Oktober ist Weltpremiere.
HEMBERG. Ruedi Roth nennt es Orchester – auch wenn es «nur» fünf Musiker sind. Um Willy Valotti, seinem einstigen Lehrmeister als Chorleiter, kam der Hemberger Komponist nicht herum. Valotti brachte seine «Wyberkapelle» mit Gaby-Isabelle Näf, Andrea Ulrich und Martina Rohrer ins Spiel. Als Verstärkung wurde Simon Lüthi vom Ländlerquartett Tanzboden engagiert. Alles versierte Musikerinnen und Musiker. «Das Projekt brauchte Leute, die an möglichst vielen Proben und an den 30 Aufführungen zur Verfügung stehen können», betont Ruedi Roth. Keine einfache Aufgabe, sind doch die meisten der Musikerinnen und Musiker keine Bühnenprofis, sondern gehen an Werktagen ihren Berufen nach.
Deshalb finden die Gesamtproben an Wochenenden statt. Unlängst hat man sich dazu in der Hemberger Turnhalle getroffen. Die Musik einstudieren, Singen und Johlen sowie Tanzszenen standen auf dem Programm. «Ohne Tanz geht es im Musical nicht, es muss sich auf der Bühne doch etwas bewegen», sagt Bethli Roth, Ruedi Roths Ehefrau und Strippenzieherin im Hintergrund. Das Tanzen ist den Jodlerinnen und Jodlern im Ensemble nicht fremd, jedenfalls nicht das traditionelle Paartanzen. Doch bei «Stilli Zärtlichkeite» sind anspruchsvollere Tanzschritte gefragt, auch Tangofiguren und synchrones Bewegen in der Formation.
Dabei mit Mimik und Gestik etwas auszudrücken, war bis anhin aber nicht jeden Jodlers oder jeder Jodlerins Sache. Franziska Flückiger, ausgebildete Choreographin, bringt das Ensemble unter anderem im Tango up to date. Die Mitglieder des Ensembles wurden von Ruedi Roth und dem Eventveranstalter Erwin «Buba» Bertschy aus der Deutschschweizer Jodelszene ausgesucht. Sandra Stalder, die die Rolle der «Annemarie» spielt, kommt aus dem Entlebuch ebenso wie Roman Wigger alias «Rolf» und Res Mathys als «Heiri». Aus dem Kanton Freiburg kommen Aline Bächler (Eliane) und Erwin Bertschy, der «Pfarrer» im Musical und gemäss Ruedi Roth der Impulsgeber des Projekts: «Er hatte mich ermuntert.» Jodlerin Karin Gwerder (Sepps Frau) kommt aus dem Muotathal, Barbara Klossner (Engel) aus dem Berner Oberland, Regula Ritler (Annemarie) aus dem Oberwallis. Aus dem Toggenburg stammen Katrin Abderhalden alias «Florence» und Roths Tochter Marlen als Zweitbesetzung sowie Werner Roth als «alter Sepp» und Christian Näf als «junger Sepp».
Ruedi Roth, Autor des Drehbuchs, Komponist der meisten Lieder und musikalischer Leiter, wagt mit «Stilli Zärtlichkeite» den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Er spannt eine Brücke zwischen Volksmusik und Modern Musical. Wird daraus also ein Volksmusical? Noch bleibt die Frage unbeantwortet. Auf jeden Fall wird viel gesungen, gejohlt und gejodelt, und es wird hochemotional. Das kann nach der äusserst ergreifenden Uraufführung von Roths Jodlermesse «Seeleklang» vor zwei Jahren erwartet werden. «Seeleklang» hat Roth für das Nordostschweizerische Jodlerfest in Wattwil geschrieben. Auch beim Nordostschweizerischen Jodlerfest vom 1. bis 3. Juli in Gossau ist Roth mit einer Komposition dabei: Das Ensemble wird mit einem Medley aus «Stilli Zärtlichkeite» auftreten. Und dabei auch Werbung für das erste Jodelmusical weltweit machen. Bethli Roth: «Der Vorverkauf ist sehr gut angelaufen, aber für alle dreissig Aufführungen sind noch einige Plätze zu haben.»
Die Premiere findet am 1. Oktober im Wattwiler Thurparksaal statt, weitere Vorstellungen an neun Orten. Tickets und Infos: www.jodel musical.ch.