Schwindelfrei und ohne Platzangst sollte sein, wer im Baumhaus nächtigen möchte. Das B&B Schachen bietet diesen exklusiven Schlafplatz auf fünf Quadratmetern im Geäst einer Weisstanne an.
Andy Lehmann
andreas.lehmann@appenzellerzeitung.ch
«Zu ihrer Sicherheit stellen wir einen Sicherungsgurt mit Fallbremse am Fixseil zur Verfügung», heisst es unter anderem auf einem Formular des Bed & Breakfast (B&B) Schachen in Stein. Fast senkrecht führt die Holztreppe hinauf zum Baumhaus. Zwei hölzerne Handläufe wirken unterstützend beim Auf- und Abstieg. Das Baumhaus ist nur fünf Quadratmeter gross und verschwindet fast in den Ästen einer stämmigen Weisstanne. Zwei schmale Betten mit rot-weiss karierten Bezügen und gleichfarbene kleine Vorhänge an den Fenstern strahlen Wärme und Gemütlichkeit aus. Ein kleines Tablar an der Seitenwand, Garderobenhaken und ein Hocker bilden das weitere Mobiliar dieser Miniunterkunft mit «Jöö-Charakter».
Hanspeter und Annagreth Krüsi sind die Eigentümer des B&B Schachen. «Nachdem unsere drei Kinder ausgeflogen waren, haben wir uns überlegt, wie die leer stehenden Zimmer sinnvoll genutzt werden können», sagt Annagreth Krüsi. Bald wurde die Idee des Bed & Breakfast geboren und 2011 in die Tat umgesetzt. Das B&B Schachen bietet nebst dem Baumhaus drei weitere Zimmer an. Diese sind Themen wie Nostalgie, Sternenhimmel und einem Doppelzimmer-Separee gewidmet. Heimelig und liebevoll sind die Zimmer eingerichtet. Man fühlt sich als Gast rasch wohl bei den Krüsis im Schachen.
Annagreth ist die Chefin des B&B und kümmert sich um das Haus sowie das Wohl der Gäste, während ihr Mann administrative Aufgaben übernimmt und die Finanzen im Auge behält. Rund 300 Übernachtungen werden jährlich gebucht. Annagreth Krüsi beherbergt öfters Gäste aus der Westschweiz, und sie spricht selber gut und gerne Französisch. «Wir hatten auch schon Gäste aus Korea, Kanada oder aus Australien bei uns», sagt die 60-Jährige. Sie liebe den Kontakt mit Menschen, und deren Geschichten seien oft spannend, so die B&B-Chefin. Sie erinnert sich noch gut an die Anfangszeit und räumt ein, dass sie es schon ein wenig unterschätzt habe damals. In den vergangenen Jahren, seit das B&B eröffnet wurde, sind viele Gäste im Schachen ein- und ausgegangen. Annagreth Krüsi erinnert sich an so manche lustige und skurrile Episode: «Ein älterer Herr hatte für drei Tage ein Zimmer im Haus gebucht. Am Abend stand er unvermittelt in unserer Stube, welche für Gäste eigentlich tabu ist. Er fragte, wo denn der Fernseher in seinem Zimmer sei. Als ich ihm sagte, dass kein Zimmer über einen solchen Apparat verfüge, zog er entrüstet von dannen. Am nächsten Morgen reiste er mit Sack und Pack ab.»
Infos: bnb-schachen-stein.ch