LICHTENSTEIG. Er hätte eigentlich bereits im Herbst 2012 seine Arbeit aufnehmen sollen: Der Lichtensteiger Städtlimanager, der über Kultur mehr Wertschöpfung in die Restaurants und Läden bringen soll. Nach der ersten Bewerbungsrunde hiess es: Zurück zum Start. Die Stelle wird nochmals ausgeschrieben.
LICHTENSTEIG. Rund 15 000 Besucherinnen und Besucher zählen die vier Lichtensteiger Museen im Jahr. Darauf ist man in Lichtensteig stolz und fühlt sich – auch weil das Chössi-Theater vor den Stadttoren steht – als Toggenburger Kulturzentrum. «Gemessen an dieser hohen Zahl ist allerdings die Wertschöpfung durch diese Touristen in den hiesigen Restaurants und Läden im Städtli relativ gering», sagt Stadtpräsident Mathias Müller. «Hier liegt noch grosses Potenzial.» Ein Städtlimanager soll nun dieses Potenzial ausschöpfen und für zusätzliche Franken in den Ladenkassen sorgen. Die Politische Gemeinde Lichtensteig stellt für die zweijährige Pilotphase jedes Jahr 20 000 Franken bereit. Weitere 11 000 Franken pro Jahr kommen vom kantonalen Amt für Kultur. Die restlichen 19 000 Franken pro Jahr sollen durch die Abgeltung von Dienstleistungen für die Kulturanbieter und als Provision für die Vermittlung von Ladenkunden und Restaurantbesucher eingenommen werden. So kommt man auf ein Jahresbudget von 50 000 Franken.
Das Projekt «Städtlimanager» wurde im vergangenen Jahr als bedeutendes Element der Städtli-Entwicklung angekündigt: «Das Konzept sorgt dafür, dass Lichtensteig auch in Zukunft das kulturelle Zentrum im Toggenburg ist.» So stand es im Amtsbericht vor der Bürgerversammlung 2012. Auch der neu gewählte Stadtpräsident Mathias Müller hatte sich im Wahlkampf zum Städtlimanager geäussert: «Das Projekt Städtlimanager ist eine riesige Chance. Die Idee ist schon lange in den Köpfen der Kulturanbieter. Der Städtlimanager soll Gesamtpakete schnüren. Gruppen, die ein Museum besuchen, sollen möglichst noch andere Kulturangebote nutzen, Apéros oder Mittagessen gehören dazu, vielleicht noch eine Führung in der Spezialitätenkäserei.» Deshalb ist es erstaunlich, dass sich der Start dieses ambitiösen Projekts nun so lange verzögert.
Das Anforderungsprofil für den künftigen Städtlimanager sei wohl zu breit gewesen, sagt der Lichtensteiger Stadtpräsident Mathias Müller durchaus selbstkritisch: In einem 30- bis 40-Prozent-Pensum hätte der Städtlimanager dafür sorgen sollen, dass die Kulturtouristen für mehr Umsatz in den Restaurants und Läden sorgen sollen. Gesucht war eine Person mit Flair für Kultur und Kenntnissen der lokalen Kulturlandschaft, eine Person, die Kulturanbieter und Gewerbler vernetzt, touristische Produkte entwickelt, das Marketing leitet und die Administration der Angebote übernimmt. Diesem breiten Profil entsprechend haben sich im vergangenen Sommer 15 Personen beworben. «Darunter waren einige spannende Personen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund, mit Schwerpunkten in Marketing, Kommunikation oder Kultur», sagt Mathias Müller.
Nach zwei Runden mit Bewerbungsgesprächen habe der Vorstand des Trägervereins, bestehend aus Vertretern der Museen, der Gastronomie, des Chössi-Theaters, des Gewerbes und des Gemeinderates, entschieden, die Stelle neu auszuschreiben: «Wir hatten keine Bewerbung, welche unsere breiten Anforderungen zu hundert Prozent erfüllt hätte», sagt Stadtpräsident Mathias Müller. Seither sind vier Monate vergangen, in denen nichts mehr über das Projekt «Städtlimanager» zu lesen war, auch weil das Stadtpräsidium und mit diesem die Leitung des Trägervereins gewechselt hat. Nun soll es aber vorangehen. Das neue Stelleninserat liegt im Entwurf vor, muss noch im Trägerverein abgesegnet werden und wird voraussichtlich innerhalb der nächsten zwei Wochen publiziert.
Konkrete Ideen hat Mathias Müller: Eine neue Sparte an touristischen Angeboten hat sich nämlich in den letzten Wochen eröffnet: Diejenige der Kulinarik-Ausflüge. Die national bekannte Städtlichäsi von Willy Schmid baut aus und die Schokoladenfabrik Kägi an der Loretostrasse wäre wohl für touristisch vermarktete Führungen ein attraktiver Partner.
Eine wesentliche Lehre aus der ersten Bewerbungsrunde zieht Mathias Müller: «Wir sind von der ursprünglichen Idee abgekommen, dass der Städtlimanager auch Ticketverkauf und Reservationen erledigen soll. Er soll sich nun auf die Vernetzung und Produktentwicklung konzentrieren können.» Die administrativen Aufgaben, also Ticketverkauf, Buchung von Museumsführungen, Reservationen oder Anfragen zu Öffnungszeiten, sollen in Zukunft von der Gemeindeverwaltung erledigt werden – falls dies die Kulturanbieter wünschen. Das Chössi-Theater ist hier schon einen Schritt voraus: Seit kurzem kann man zu Büroöffnungszeiten telefonisch auf der Gemeindeverwaltung Karten fürs Theater bestellen und Reservationen für das Chössi-Restaurant vornehmen. Die Gemeinde bekommt dafür eine Jahrespauschale vom Chössi-Theater. Chössi-Präsident Bruno Sutter sagt denn auch: «Wir sind sehr glücklich über diese organisatorische Vereinfachung.»
Dass das kantonale Amt für Kultur für die Jahre 2013 und 2014 Geld gesprochen hat, heisst nun nicht, dass dieses wegen der Verzögerung bei der Stellenvergabe verloren ist. Das Amt für Kultur habe ihm zugesichert, dass der versprochene Kantonsbeitrag auch später ausbezahlt werde, für zwei Jahre nach Arbeitsbeginn des Städtlimanagers, sagt Stadtpräsident Mathias Müller.