LICHTENSTEIG. Lichtensteig will mit einem Kulturvernetzer den Kulturtourismus im Städtli fördern und im Gewerbe zusätzliche Wertschöpfung schaffen. Die professionellen Touristiker von Toggenburg Tourismus aber waren und sind am Projekt nicht beteiligt. Erste Gespräche sind nun vereinbart.
Roger Meier, seit drei Monaten Geschäftsführer von Toggenburg Tourismus, hat erst durch den Zeitungsartikel im Toggenburger Tagblatt von letzter Woche vom Projekt Städtlimanager erfahren. «Grundsätzlich finde ich dieses Projekt interessant. Und ich bin überzeugt, dass die Kultur-Nische attraktiv ist.» Die Lichtensteiger Verantwortlichen hätten allerdings bisher das Gespräch mit Toggenburg Tourismus noch nicht gesucht. Auch bei der Übergabe des Amtes von seiner Vorgängerin Christine Bolt sei davon nicht die Rede gewesen, sagt Roger Meier. Er habe unterdessen den Kontakt mit dem Lichtensteiger Stadtpräsidenten Mathias Müller gesucht, ein Treffen ist bereits vereinbart. «Wir sind offen für Kooperationen mit Toggenburg Tourismus», sagt Mathias Müller. Das Stelleninserat, das letzten Samstag publiziert worden ist, sei bewusst so formuliert, dass auch bestehende Organisationen oder Marketingbüros die Aufgabe des Städtlimanagers im Mandatsverhältnis übernehmen könnten.
«Wir sind per Leistungsvereinbarung mit dem Kanton verpflichtet, alle touristischen Angebote im Toggenburg zu berücksichtigen», sagt Roger Meier. Darum findet man auf der Homepage von Toggenburg Tourismus von den Eselwanderungen und der Käseakademie in Wildhaus bis zum Ackerhus in Ebnat-Kappel und Fredy's mechanischem Musikmuseum in Lichtensteig eine umfassende Übersicht über Dutzende von Natur-, Sport- und Kulturangeboten. Den Vorwurf, Toggenburg Tourismus kümmere sich nicht um Anliegen der Gemeinden im mittleren und unteren Toggenburgs, kenne er zwar. «Diesen Vorwurf können wir mit Fakten widerlegen», sagt Roger Meier. Jährlich besuchen rund 400 000 Leute die Homepage von Toggenburg Tourismus – die durchschnittliche Verweildauer beträgt drei Minuten. «Wir können detailliert auswerten, wie viele Besucher von unserer Homepage auf die einzelnen Angebote klicken. Es ist eine beträchtliche Zahl.» Zudem gebe es auch eine Bringschuld: Gemeinden, Organisationen und Veranstalter könnten sich mit ihren Anlässen bei Toggenburg Tourismus melden. Bei seinen Antrittsbesuchen in allen Toggenburger Gemeinden habe er unter anderem auch den Verkehrs- und Kulturverein Lichtensteig besucht. Erste Kontakte seien demnach schon geknüpft.
Das Lichtensteiger Projekt, das mit der Kombination von Kulturanlässen und gewerblichen Angeboten Wertschöpfung erzeugen soll, findet Roger Meier sehr interessant. Auch weil er selbst diese Art der touristischen Vermarktung in diesem Jahr forcieren will: «Wir sind bereits mit vielen Firmen in Kontakt, denen wir ganze Pakete mit Toggenburger Angeboten verkaufen möchten.» Die Idee: Firmenausflüge sollen Erlebnistage sein – zum Beispiel als Kombination von Käse-Akademie, Klangkursen und Schneeschuh-Ausflug. «Toggenburg Tourismus stellt das komplette Paket inklusive Anreise, Reservationen, Begleitungen zusammen und nimmt davon zehn Prozent Provision», konkretisiert Roger Meier das Angebot.
Der Lichtensteiger Städtlimanager soll ebenfalls solche touristischen Pakete schnüren und verkaufen. In Lichtensteig gibt es vier Museen, drei Galerien und das Kleinkunsttheater «Chössi». Ebenfalls werden hier Grossanlässe wie die Jazztage, der Photoflohmarkt und das Weinfest organisiert. Das Projekt «Städtlimanager» ist bisher allerdings noch ohne Beteiligung von Toggenburg Tourismus entwickelt worden. Das hat mit der lokalen Besonderheit des Kulturstädtchens Lichtensteig zu tun. Seit Jahren bemühen sich die Kulturanbieter um eine bessere Zusammenarbeit. Einen gemeinsamen Flyer aller Museen gibt es erst seit Herbst 2011. Und auf Anregung des Kantonalen Amtes für Kultur hat eine vorwiegend aus Lichtensteiger Freiwilligen bestehende Gruppe einen Marketing-Leitfaden für die ländlichen Museen im Kanton St. Gallen entwickelt. Der Städtlimanager als touristischer Kulturvernetzer war darin ein wichtiger Baustein. Mathias Müller sagt denn auch: «Der Städtlimanager basiert auf lokalen Bedürfnissen und dem Engagement der hiesigen Kulturanbieter und Gewerbler.» So kam es denn auch, dass im Vorstand des Fördervereins lauter Lichtensteiger sitzen, aber keine Tourismus-Profis (siehe Stichwort). Die erste Bewerbungsrunde für den Städtlimanager wurde im Herbst 2012 ergebnislos abgebrochen. Einige der lokalen Bewerber fühlten sich deshalb vor den Kopf gestossen, besonders weil sich der Förderverein nicht über das Stellenprofil einigen konnte. Nun gehen laufend neue Bewerbungen ein. Ob Toggenburg Tourismus ebenfalls ein Angebot macht, ist noch nicht entschieden. Eines ist aber klar: «Wenn wir das Mandat übernehmen, müssen wir unser Personal aufstocken», sagt Roger Meier.