Salome Hengartner hat den Maturapreis der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg gewonnen. Mit ihrer Maturaarbeit um die Stellung der Frau in der Religion will sie zum Nachdenken anregen.
SPEICHER. «Ich war wirklich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit meiner Arbeit einen Preis gewinnen würde», sagt Salome Hengartner, die dieses Jahr das Gymnasium an der Kantonsschule Trogen abgeschlossen hat. Der Grund für ihre Freude: Sie hat ihre Maturaarbeit auch der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg vorgelegt. Mit Erfolg. Die 18jährige Maturandin ist die Gewinnerin des diesjährigen Maturapreises der Theologischen Fakultät.
Ihr Werk trägt den Namen «Die Frau – Perle des Mannes oder doch minderwertiges Geschöpf? Die Stellung der Frau im Judentum, Christentum und Islam». Auf das Thema sei sie durch langes Hin und Her gekommen. «Die Ideenfindung fiel mir sehr schwer, doch schliesslich war ich sehr zufrieden mit meiner Themenwahl.» Auf das Thema sei sie durch ein Mind-Map gekommen. «Als ich meine Interessen aufgeschrieben und auf dem Papier gesehen habe, habe ich lediglich die Themen miteinander verwoben. Aus den Interessen Frauenrechte, Kulturen und Religionen ist das dabei herausgekommen.» Momentan befindet sich Salome Hengartner im Zwischenjahr. Sie arbeitet bei einer Versicherung im Büro, bis sie sich einen grossen Traum verwirklicht: Im Frühling reist die Speicherin ins Ausland, um Entwicklungshilfe für Kinder zu leisten. «Wie es danach weitergeht, weiss ich noch nicht. Bezüglich meiner Studienwahl bin ich mir noch nicht sicher.» Obwohl sie das Thema Religion spannend findet, habe sie eher nicht vor, ein Studium in dieser Richtung zu beginnen. «Doch wer weiss, vielleicht entscheide ich mich doch noch dafür.»
In Salome Hengartners Maturaarbeit geht es um die Stellung der Frau in den drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Dafür hat sie die Heiligen Schriften gelesen. «Die Bücher habe ich hauptsächlich in den Sommerferien studiert. Ich habe ab und zu einen schrägen Blick kassiert, als ich am Strand im Bikini den Koran gelesen habe. Das war schon irgendwie seltsam», lacht die Speicherin. Nachdem sie sich über die Stellung der Frau informiert hatte, wollte sie wissen, wie Frauen, welche heute fest im Glauben verwurzelt sind, das Frauenbild umsetzen. Sie sprach mit einer orthodoxen Jüdin, einer Muslima, einer Nonne und einer reformierten Pfarrerin. Der Titel der Arbeit sei bewusst provokativ. «Er soll zum Nachdenken anregen», so Hengartner. Besonders der Islam stehe immer wieder in Kritik, Frauen zu unterdrücken. «Der Islam ist die jüngste der drei Religionen. Deren Heilige Schrift enthält jedoch am wenigsten Unterdrückung von Frauen. Viele sind sich dessen gar nicht bewusst. Im alten Testament kommen Frauen wohl schlechter weg als im Koran.» Keine ihrer Interviewpartnerinnen fühle sich von ihrer Religion unterdrückt. Vielmehr seien die Vorurteile ein Problem.
«Was mich erstaunt hat, ist, wie viele Parallelen es in den drei Religionen im Allgemeinen gibt. Trotzdem wird in Kriegen darüber gestritten», beschreibt Hengartner ihre Erkenntnis. Bei der Preisverleihung wird sie nicht dabei sein können. «Im Frühling werde ich schon im Ausland sein.»