SPEICHER: Der Zar und die Appenzeller

An der Jahresversammlung der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft (AGG) in Speicher ist die Gründungszeit der Institution ein Thema. Das Jahrbuch 2017 wird der Textilindustrie gewidmet.

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Laut Präsidentin Vreni Kölbener erhält die Appenzelleische Gemeinnützige Gesellschaft eher weniger Gesuche für Einzelfallhilfen. (Bild: JESKO CALDERARA)

Laut Präsidentin Vreni Kölbener erhält die Appenzelleische Gemeinnützige Gesellschaft eher weniger Gesuche für Einzelfallhilfen. (Bild: JESKO CALDERARA)

Flüchtlingsströme, Hungersnöte und kriegerische Auseinandersetzungen. Solche Ereignisse
prägen nicht nur die heutige Zeit, sondern waren bereits vor 200 Jahren in den Anfängen der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft (AGG) ein Thema. «Auch Schweizer waren einst zur Auswanderung gezwungen, weil sie in der Heimat kein Auskommen hatten», sagte AGG-Präsidentin Vreni Kölbener am Samstag an der 184. Jahresversammlung im Buchensaal in Speicher. 1816 und 1817 habe ausgerechnet der russische Zar mit einer Spende geholfen, das Elend zu lindern. «Anfang des 19. Jahrhunderts war die Appenzeller Bevölkerung sehr arm.» Ein Jahr ohne Sommer habe 1816 zu Ernteausfällen und zu einer Hungersnot im Appenzellerland geführt, sagte Kölbener den 125 anwesenden Mitgliedern. Wohl unter dem Eindruck dieser Katastrophe sei einige Zeit später die AGG gegründet worden.

Anschliessend stellte Michel Peter die Jahresrechnung 2015 vor. Diese schliesst bei Ausgaben von 180'000 Franken mit einem Verlust ab, der rund 55'000 Franken beträgt. Das Vermögen sank dadurch auf ungefähr 1,23 Millionen Franken. Letztes Jahr finanzierte die AGG der Stiftung Com-Viva in Gais mehrere Hochbeete. Zudem wurde das Buch «Appenzeller Welten» von Mäddel Fuchs mit einem grösseren Zustupf ermöglicht. Den grössten Ausgabenposten in der letztjährigen Rechnung stellt das Jahrbuch dar. Die aktuelle Ausgabe ist den Brüdern Sonderegger aus Heiden gewidmet. Eine Lösung fanden die Verantwortlichen für ein zinsloses Darlehen in Höhe von 20000 Franken, das vor 16 Jahren dem Verein Heilpädagogischer Grossfamilien gewährt wurde. Die finanziellen Mittel sollen nun bei Tipiti – wo Kinder und Jugendliche leben und lernen, wie die Organisation unterdessen heisst, für eine Velowerkstatt und Computer verwendet werden.

Vorstandsmitglieder werden wiedergewählt
2016 und 2017 wird die AGG Subventionen in Höhe von je 21'000 Franken ausschütten. Geld erhalten unter anderem die Stiftung Roothuus Gonten und der Appenzellische Hilfsverein für Psychischkranke. Ferner räumte die Versammlung dem Vorstand die Kompetenz ein, bis zu 50'000 Franken für ausserordentliche Beiträge aufwenden zu können. Rücktritte im Vorstand gab es keine zu verzeichnen. Dem Gremium gehören weiterhin Vreni Kölbener, Michel Peter, Gaby Bucher, Ueli Widmer, Hanspeter Spörri, Max Frischknecht, Ruedi Eberle und Katrin Alder an.