SPEICHER: Audienz beim Bundespräsidenten

Am Donnerstag ist die Klasse von Claude Heiniger von Johann Schneider-Ammann empfangen worden. Die Schülerinnen und Schüler hatten die einmalige Chance, den Bundespräsidenten mit Fragen zu löchern.

Lisa Wickart
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Wie die Grossen: Die Schüler sitzen dort, wo normalerweise Politiker diskutieren. (Bild: Lisa Wickart)

Wie die Grossen: Die Schüler sitzen dort, wo normalerweise Politiker diskutieren. (Bild: Lisa Wickart)

Der Konferenzraum im Bundeshaus ist rappelvoll. Doch anstatt Politiker sitzen Kinder auf den Stühlen. Vier Schulklassen aus der ganzen Schweiz sind ins Bundeshaus eingeladen worden. Mit darunter: die 5. Klasse aus Speicher von Claude Heiniger. Der Bundespräsident Johann Schneider-Ammann empfängt die Schülerinnen und Schüler und stellt sich ihren Fragen. Grund für die Einladung: Sie haben mit rund 20'000 Schülern aus der Schweiz geschnitzte Kugelschreiber aus Indien verkauft und damit 900'000 Franken eingenommen. Der Erlös kommt Selbsthilfeprojekten in neun Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zu.

«Wollten Sie schon immer Bundespräsident werden?»

Die Reise der Klasse begann frühmorgens. Die Schüler, begleitet von den Lehrern Claude Heiniger und Ursula Langenauer, fuhren mit der Bahn nach St. Gallen und von dort direkt nach Bern. Die Zeit reichte gerade noch für einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt und einen Blick auf die Zytglogge. Schon durften die Speicherer das Bundeshaus betreten.

Im rappelvollen Konferenzraum sucht sich jeder einen Platz. Alle Augen richten sich gespannt auf die Tür. Endlich! Der Bundespräsident betritt den Raum und schreitet zum Rednerpult. Jede Klasse hat eine Viertelstunde Zeit, dem Bundespräsidenten Fragen zu stellen und Geschenke zu überreichen. Schneider-Ammann betont, wie wichtig Sprachen sind. Ganz seiner Aussage folgend, beantwortet er der Klasse aus dem Kanton Freiburg die Fragen in holprigem Französisch. Die Speicherer Klasse hat sich etwas ganz Besonderes überlegt: Sie singt Schneider-Ammann ein Appenzeller Stück vor. Der Bundespräsident freut sich sichtlich über den Besuch der Kinder und beantwortet geduldig alle Fragen. «Wollten Sie schon immer Bundespräsident werden?», will ein Schüler wissen. «Ich wollte früher Zimmermann werden. Ich hätte gerne schöne Chalets gebaut», antwortet Schneider-Ammann. Auch kritische Fragen zum Asylwesen oder zum Atomausstieg lässt er nicht unbeantwortet. «Wenn ich Bundesrat wäre, würde ich noch mehr Flüchtlinge hereinlassen. Die könnten dann in der Fussballnationalmannschaft spielen», sagt ein Kind aus der Zürcher Klasse. «Weisst du, wie viele Schweizer Natispieler Albanisch können? Es sind sieben von elf. Wie viele Spieler der albanischen Nationalmannschaft sprechen Schweizerdeutsch?» «Es sind acht von elf», bemerkt der Politiker und schmunzelt.

Zum Thema Terror erzählt Schneider-Ammann eine persönliche Anekdote: «Vor einer Weile war Ban Ki Moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen, hier zu Besuch. Ich habe ihn abgeholt und bin mit ihm durch Bern spaziert, ohne Bodyguards. Ban Ki Moon fragte erstaunt: ‹Kann man das hier?›» Die Schweiz sei so sicher, weil wir eine stabile Politik haben, erklärt Schneider-Ammann. «Es ist wichtig, dass ihr euch mit unserer Politik beschäftigt», gibt er den Schülern mit auf den Weg. «Wir arbeiten an einer Politik, die euch neue Perspektiven eröffnen soll. Wenn wir das schaffen, haben wir die richtige Politik gemacht.»

«Wer will längere Ferien?»

Nachdem sich der Bundespräsident verabschiedet hat, geht es für die Schüler mit einer Führung durch das Bundeshaus weiter. Im Ständeratssaal angekommen, stellen die Kinder eine Debatte nach. «Wer will länger Ferien?», lautet die Frage. Die fiktiven Politiker sammeln Pro- und Kontra-Argumente. Der «Bundesrat» nimmt die Initiative an. Bei der Abstimmung gewinnen die Befürworter und jubeln. Leider ist das Ganze nur eine Fiktion.

Der Schülerin Camilla Luisa Benenati hat der Besuch im Bundeshaus sehr gefallen: «Ich war noch nie im Bundeshaus und fand es sehr spannend. Am besten gefallen hat mir, dass wir überall hineinschauen durften.»

Flavia Hirschi hat sich den Bundespräsidenten genauso vorgestellt, wie er war: »Ich fand ihn sehr nett, und das Bundeshaus ist megaschön.»