Zum traditionellen Neujahrskonzert hat Bratschist Nicola Corti diesmal Töbi Tobler in die Mosnanger Kirche geholt. Hackbrett und Viola – das versprach Spannung. Zu Recht.
Peter Küpfer
Schon die Eröffnung machte deutlich, was diese ungewöhnliche Kombination leistete. Die beiden Musiker, beides Meister ihres Faches, begannen sofort mit ihrem Spiel: zunächst ein Zäuerli, komponiert vom Töbi Tobler. Unter seinen virtuos gehandhabten Klöppeln erklangen anfangs traditionelle Harmonien. Sie wurden ergänzt durch bald urtümlich raunende, dann plötzlich wieder jauchzende Naturjodeltöne aus dem Munde Töbi Toblers, welcher dem Schmelz der Viola immer wieder auch reibende Akkorde unterlegte.
Die volltönende Bratsche gebärdete sich im schnellen Teil bald wie eine Bassgeige, dann wieder wie die jubilierende Violine. Quasi übergangslos schloss sich an diese spannende Ouvertüre der klassische Musikstil an, das melodiöse Cantabile von Paganini. Während im ersten Stück das Hackbrett die Melodieführung übernahm, schwelgte die melancholische Bratsche im zweiten. Da zauberte das Hackbrett ein ganzes Begleitorchester herbei. Dieser blitzschnelle Wechsel der Melodieführung, dieses Sichzuspielen und Weiterführen der Bälle blieb das ganze vielseitige Konzert hindurch erhalten und faszinierte das Publikum von Beginn an. Manchmal schienen die beiden Solisten selbst über die Effekte zu staunen, die sie mit ihrem Spiel auslösten und immer neu variierten.
Das Programm war geeignet, die Eigentümlichkeit der Instrumente zur Geltung zu bringen, auch die musikalischen Sparten, die sie repräsentieren. Neben der Appenzeller und Toggenburger Tradition, oft in Kompositionen von Töbi Tobler modern ausgelegt, erschien auch Klassik, vom schon erwähnten Nicolo Paganini über Heinrich Neumann («Serenade») bis zur «Valse triste» von Jean Sibelius. Der Hauptreiz des ungewöhnlichen Konzerts lag aber in seinen spannungsvollen Kombinationen. So hat man das Hackbrett, so die Viola selten gehört. Wenn die Bratsche schwelgte, inszenierte das Hackbrett Sommergewitter oder, je nachdem, auch Schneegestöber. Und umgekehrt: Jodelte und jubilierte das Hackbrett, riss eine temperamentvolle tiefe Viola den spielenden Senn aus seinen Träumen wie eine ungarische Dorfmusik beim Aufspielen zum ausgelassenen Tanz. Sogar Bluesiges bis Rockiges tönte das Hackbrett an («Feeling blue»), und die Viola antwortete mit einem wilden Pizzicato, das an Jimmy Hendrix erinnerte.
Das Publikum applaudierte anhaltend für das spannungsvolle Konzert. Gemeindepräsident Renato Truniger bedankte sich bei den beiden Vollblutmusikern mit Blumenbuketts für die faszinierenden, «ungewöhnlichen Töne». Diese revanchierten sich mit zwei weiteren Titeln als Zugabe. Beide Solisten zeigten sich nach dem Konzert befriedigt über ihr musikalisches Husarenstück, für das sie sich intensiv vorbereitet hatten. «Das war sagenhaft», äusserte ein Besucher beim Hinausgehen. Und traf damit den Nagel auf den Kopf.