Sinneserfahrung gegen Bestechung

Brosmete

Fabienne Erpen-Diem
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Gärtnern mit Kindern. Da geht einem das Herz auf – so viel Sinneserfahrung! Im Dreck nodere und gspüre, wie die Erde sich anfühlt, in den Händen und zwischen den Zähnen. Super! Und so mach ich mich auf, um mit meinen Kindern im Garten zu arbeiten. Jäten ist angesagt und das ­sogar gegen Entgelt: Wer jätet, kriegt einen Stutz. Ja, nicht umsonst hab ich vier Kinder! So jäten wir durch das Gärtli und werden dann und wann von meinem jüngsten zweieinhalbjährigen Sprössling mit einem Schüfeli voller Dreck, so zack in den Nacken, überrascht. Döreschnuufe, sag ich mir und jedes Mal, wenn er daherkommt mit seiner Schaufel, mach ich mir weniger Sorgen um meinen Nacken als um unsere Kürbisse oder die Kohlräbli. Haarscharf stolpert er an ihnen vorbei und ich seh’ vor meinem inneren Auge schon die Gewächse zerstört daliegen, zertrümmert vom Juniorgärtner. Ernte dahin, Juniors Motivation auch! Während wir arbeiten, mutiert der Zehnjährige zum Hackenkrieger und vergisst, wer sich um ihn herum auch noch um das Wohl des Gartens sorgt. Jätend überleg ich mir, ob ich das nächste Mal die ganze Familie mit Schutzbrillen ausstatte, damit der Krieger seinen Löwenzahnkrieg weiterführen kann, ohne, dass wir Mitkrieger blaue Augen davontragen. Die Mädchen kümmern sich ums Unkraut und stocken irgendwelche Gewächse aus, um an andern Stellen, neben Wassermelone und Salat, wieder einzupflanzen und geben mir den Auftrag, dieses ihre Pflänzchen jeweils mitzugiessen, schliesslich habe man sich Mühe gegeben und extra ein schönes Stäämüürli dafür gebaut. Eigentlich ist Gärtnern sehr meditativ, man kann in seinen Gedanken versinken, schöne Lieder summen und den Zucchetti gut zureden. Eigentlich. Ausser, man hat ­ vier Kinder mit einem Stutz bestochen.

Fabienne Erpen-Diem