An den U20-Weltmeisterschaften im finnischen Tampere liefert der Steiner Simon Ehammer persönliche Bestleistungen im Multipack. Der Lohn für den besten Zehnkampf seines Lebens: Eine Bronzemedaille.
«Fantastique», «Die Schweizer Leichtathletik lebt!» oder «Super Leistung», lauten einige von zig Kommentaren in den sozialen Medien. Sie gelten Simon Ehammer, der am Dienstag und Mittwoch im finnischen Tampere an den U20-Weltmeisterschaften überraschend die Bronzemedaille im Zehnkampf gewonnen hat und in acht von zehn Disziplinen neue persönliche Bestleistung erzielte.
Auch persönliche Gratulationen hat Simon Ehammer viele erhalten, die er alle zu beantworten versuche. Unter den Gratulanten seien auch Vorbilder aus der Leichtathletik wie Elena Sprunger oder die Staffelläuferinnen Sarah Atcho und Ajla Del Ponte, freut sich der 18-Jährige. Er sagte am Donnerstag Nachmittag: «Die Leistung kann ich inzwischen einordnen, dass es für Bronze gereicht hat, fasse ich noch nicht.» Spätestens nach der Medaillenzeremonie am frühen Donnerstagabend dürfte sich dies geändert haben.
«Ich ging den Wettkampf erstaunlich locker an und war recht entspannt», so Ehammer. «Ich strebte persönliche Bestleistung im Zehnkampf an und wollte mein Bestes zeigen. Dass ich die Leistung abrufen konnte und damit Bronze gewonnen habe, ist umso schöner.»
Die Leistung verdient Respekt «In einem Zehnkampf acht persönliche Bestleistungen zu erzielen, gelingt dank extremer Fokussierung aller relevanten Faktoren auf diese zwei Tage. Höchstleistungen sind immer dann möglich, wenn nebst den technischen Voraussetzungen auch die Emotionalen sehr genau stimmen», kommentiert Alfred Stricker. Der Ausserrhoder Bildungsdirektor, wie Ehammer ein Steiner, beschreibt den Athleten als herrlichen jungen Menschen, der persönlich geformt und technisch auf hervorragendem Stand sei. Und auch Siegfried Dörig, Präsident von Ehammers Wohngemeinde, lobt: «In diesem Zehnkampf ist es Simon in allen Disziplinen aufgegangen, dass ist wunderbar.»
So freudig die Reaktionen, so zahlreich die Personen, die zum guten Resultat des Leichtathletik-Mehrkämpfers an den U20-Weltmeisterschaften beigetragen haben. Etwa die Betreuer im TV Herisau, die Simon Ehammer das Einmaleins der Leichtathletik beigebracht haben, die Trainer im TV Teufen, die ihr Wissen im Zehnkampf weitergeben oder die Zuständigen der Sportlerschule und seines Lehrbetriebs, die Ehammer optimale Trainingsbedingungen ermöglichen. Für die Sportlerschule ist es die erste Leichtathletikmedaille an internationalen Titelkämpfen. Yves Zellweger, stellvertretender Schulleiter, sagt: «Der Erfolg erfüllt uns mit Freude und Stolz. Es ist schön zu sehen, dass das System funktioniert.» Hinter dieser Medaille stünden viel investierte Zeit und Trainings. Simon Ehammers Exploit sei zwar überraschend, andererseits sei der Steiner einer, der Bestleistungen abrufen könne, wenn es darauf ankomme, so Zellweger.
Schon in der Startdisziplin machte Simon Ehammer auf sich aufmerksam. Im 100-Meter-Sprint belegte er mit 11,14 Sekunden den dritten Rang. Was folgte war ein regelrechter Steigerungslauf. Im Weitsprung (7,45), im Hochsprung (2,01) und über 400 Meter (50,15) realisierte Ehammer jeweils persönliche Bestleistungen. Zusammen mit einem soliden Auftritt im Kugelstossen (13,44) schloss der18-Jährige den ersten Tag auf dem dritten Zwischenrang ab. Doch es sollte noch besser kommen. Die ersten drei Disziplinen am zweiten Tag (110 Meter Hürden, 14,13, Diskuswerfen, 36,22 und Stabhochsprung, 4,70) absolvierte Simon Ehammer mit Bravour und realisierte auch hier jeweils persönliche Bestleistung. Vor den beiden abschliessenden Disziplinen Speerwurf und 1500-Meter-Lauf lag er gar auf dem Silberplatz.
Trotz zwei weiteren persönlichen Bestleistungen (Speer, 49,09 und 1500 m, 4.47,36) büsste er noch einen Rang ein und klassierte sich hinter den beiden Australiern Ashley Moloney und Gary Haasbroek auf dem Bronzeplatz. Ehammers Rückstand auf Gold beträgt 548 Punkte, jener auf Silber 156 Punkte. Seinen bisherigen Bestwert von 7309 Punkten übertraf der Steiner um mehr als 300 Punkte.Ehammers Bronze ist erst die siebte Medaille für die Schweiz an U20-Weltmeisterschaften, die seit 1986 ausgetragen werden. Der Steiner kann nun in einem Atemzug genannt werden mit Andre Bucher, Anita Weyermann oder Noemi Zbären.
Simon Ehammer wird nach Abschluss der U20-WM noch eine Woche Ferien in Finnland verbringen.