Im August endete die Seilziehkarriere von Hanspeter Brändle. Der Mosnanger Ausnahmeathlet und «Seilzieher des Jahres 2011» möchte es in Zukunft etwas ruhiger angehen.
Beat Lanzendorfer
«Für mich war es immer faszinierend, mit einer Mannschaft auf ein Ziel hinzuarbeiten. Die Kameradschaft untereinander ist beispielhaft. Da spielt es keine Rolle, wie alt die einzelnen Athleten sind», erklärt Hanspeter Brändle seine Beweggründe, weshalb er im «hohen» Alter von 43 Jahren noch immer am Seil gezogen hat. Nach dem letzten Meisterschaftsturnier in Wal- tenschwil hat er seinen Rücktritt verkündet. Diesem ist eine 27-jährige Karriere vorausgegangen, die mit unzähligen Höhepunkten gespickt war.
Angesprochen auf seine schönsten Erinnerungen, kommt er ins Grübeln. «Das ist gar nicht so einfach, weil ich viele unvergessliche Momente erleben durfte.» Da wäre ganz am Anfang seiner Karriere der Sieg 1991 bei den Junioren in Stans. «Wir gewannen mit Mosnang die Europameisterschaft der Clubmannschaften.» Dieser Triumph trug ihm die Nomination zur Juniorennationalmannschaft und den damit folgenden Gewinn der WM-Goldmedaille an der Weltmeisterschaft 1992 in Irland ein. «Mit Albert Kläger, Roman Brändle und Silvan Bechtiger sowie Trainer Othmar Schuler gehörten weitere vier Mosnanger zum Team.» Damals als Trainer schon dabei war der Waltenschwiler Daniel Strebel, der heute noch als U 23-Nationaltrainer im Amt ist.
Das historische Jahr rundete der Schweizer-Meister-Titel bei den Junioren mit dem Seilziehclub Mosnang ab. Zwei Jahre, nachdem Hanspeter Brändle erstmals am Seil zog, schwebte er im siebten Seilziehhimmel. Nach seinem Übertritt zu den Aktiven, er startete in der 560er- (später 580er-) und 640er-Gewichtsklasse, vergingen einige Jahre, bis sich ein weiterer Meistertitel einstellte. Unvergessen das Jahr 1997: Mosnang holte zum ersten Mal den SM-Titel bei den 560ern und auf der Kreuzegg begegnete Hanspeter Brändle erstmals seiner späteren Ehefrau Jasmin. Es war der Beginn der goldenen Jahre, denn Mosnang gewann fünf Titel in Serie. 2002 folgte dann der erste Titel bei den 640ern – der Königsklasse der Seilzieher.
Als «Olympiade der Randsportarten» bezeichnet der sympathische Sportsmann die «World Games», die alle vier Jahre stattfinden und von denen Hanspeter Brändle 2005 (Duisburg) und 2009 (Taipeh) mit jeweils einer Goldmedaille in die Heimat zurückkehrte. National hat er in den letzten zwei Jahrzehnten rund 25 Titel und international 11 WM-/EM-Titel eingeheimst. Als Anlagewart der Trainingsanlage sowie als Bauchef der Heimturniere 2000 und 2001 stellte der Bauspengler seine Dienste dem Seilziehclub auch in anderen Funktionen zur Verfügung. Hinzu kommt sein zwölfjähriges Engagement (2002 bis 2013) als Elite-Trainer.
Die vorbildliche Einstellung zum Sport und die daraus resultierenden Erfolge trugen Hanspeter Brändle den Titel «Seilzieher des Jahres 2011» ein. «Drei bis vier wöchentliche Trainings sind nötig, um an der Spitze mithalten zu können», erwidert er auf die Frage, mit welchem Aufwand er sein Hobby betreibt. Ein Hobby, das Entbehrungen erfordert, auch finanzielle: «Ein grosser Teil wird selber bezahlt, auch die internationalen Auftritte.» Die Reisen führten ihn unter anderem nach Irland, Jersey, England, Deutschland, Schweden, Belgien, Spanien, Holland oder Italien. «Südafrika, Taipeh oder die USA zählen auch dazu.»
«Spass bereitet das Seilziehen nach wie vor. In meinem Alter braucht es aber mehr Überwindung für das Training, weil es doch des Öfteren irgendwo zwickt», meint er lachend. Das wär’s dann bereits mit den «Wehwehchen», denn während seiner ganzen sportlichen Karriere ist er von schwerwiegenden Verletzungen zum Glück verschont geblieben. Nun gehört die Zukunft vermehrt seiner Familie, zu der nebst Ehefrau Jasmin auch Linda (3) und Giulia (1) gehören. Mit dem Seilziehen bleibt Hanspeter Brändle aber weiterhin verbunden. «In den kommenden Monaten gehe ich es gemütlicher an, danach ist es aber durchaus möglich, dass ich hie und da im Trainingslokal anzutreffen bin.» Langweilig wird es ihm trotzdem nicht, mit dem Sammeln von Bildern von Ostschweizer und regionalen Künstlern mit Schwerpunkt Mosnang hat er schon vor Jahren einen idealen Ausgleich zum Kraftsport Seilziehen gefunden.