SCHWINGEN: «Wir müssen Geduld haben»

Köbi Roth, Präsident des Schwingclubs Wattwil und Umgebung, erklärt, weshalb sich die Schwinger in diesem Jahr mit lediglich 17 Kränzen begnügen mussten.

Beat Lanzendorfer
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Köbi Roth arbeitet als Lastwagenmechaniker bei der Firma Altherr Nutzfahrzeuge AG in Nesslau. (Bild: Beat Lanzendorfer)

Köbi Roth arbeitet als Lastwagenmechaniker bei der Firma Altherr Nutzfahrzeuge AG in Nesslau. (Bild: Beat Lanzendorfer)

Beat Lanzendorfer

beat.lanzendorfer@

toggenburgmedien.ch

Herr Roth: Wie schätzen Sie aus Ihrer Sicht die Situation der Toggenburg Schwinger ein?

Sie ist tatsächlich nicht berauschend. Ich habe die Kranzzahlen studiert und mit deren 17 in der abgelaufenen Saison sind wir ganz klar hinter den Erwartungen geblieben. Gegenüber dem Vorjahr, als es noch dreissig waren, ist das es ein happiger Rückgang. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass Daniel Bösch zwischenzeitlich verletzt war, Daniel Rhyner wegen seines Kreuzbandrisses die ganze Saison verpasste, Beat Wickli mit seinem lädierten Meniskus ebenfalls angeschlagen war und Nöldi Forrer nicht wie erhofft auf Touren kam. Hinzu kamen die Rücktritte von Martin Knechtle und Gerry Süess. Alles sichere Kranzschwinger, die fehlten oder länger ausfielen.

Kann man anhand der Resultate von einer Krise im Toggenburger Schwingerveband sprechen?

Von einer Krise zu sprechen, wäre etwas überspitzt ausgedrückt. Wir haben in den Jahren von 2000 bis 2013 halt etwas über unseren normalen Verhältnissen gelebt.

Einfach ausgedrückt, wir sind von den glorreichen Zeiten zu verwöhnt?

Eigentlich schon. Die Konstellation damals war herausragend und absolut einmalig. So etwas gibt es wahrscheinlich nie mehr. Wer kann schon von sich behaupten, zwei Schwingerkönige aus dem gleichen Tal zu stellen. Jetzt müssen wir die Erwartungshaltung etwas zurückschrauben.

Wie viel Kränze gab es im Vergleich zu heute in jenen Jahren?

Die genauen Zahlen sind mir nicht geläufig, aber allein in der Saison 2007 holten die Schwinger des Schwingclubs Wattwil und Umgebung deren unglaubliche 41. Hinzu kommen jene aus den Clubs aus Wil, Uzwil und Flawil.

Was war für Sie das Toggenburger Highlight 2017?

Ganz klar die Siege von Daniel Bösch auf der Schwägalp und beim St. Galler Kantonalen sowie sein starker Auftritt beim Unspunnen in Interlaken.

Wie sehen Sie die Zukunft? Hat es junge Schwinger im Tal, die das Zeug zum Kranzschwinger haben?

Die gibt es. Weil es aber ab Jahrgang 1985 bis Ende der neunziger Jahre ein Loch gegeben hat, müssen wir Geduld haben. Wir dürfen nicht vergessen, Schwingen ist für die jungen Burschen nach wie vor ein Hobby. Zudem werden die Anforderungen mit Schule und Berufslehre immer anspruchsvoller. Bis Stufe Eidgenosse braucht es aber sicher noch einen Zacken mehr. Ich sehe das Ende der Talsohle nicht unbedingt beim nächsten Eidgenössischen. Für das übernächste im Jahr 2022 und darüber hinaus sind die Perspektiven sicher wieder besser.

Genug Jungschwinger wären aber vorhanden?

Ja, beim Schwingclub Wattwil und Umgebung trainieren wöchentlich über 50 Jungschwinger.

Was dürfen die Anhänger des Schwingsports im kommenden Jahr von den Toggenburger Schwingern erwarten?

Die Hoffnungen ruhen sicher ­einmal mehr auf Daniel Bösch. Schön wäre, wenn Beat Wickli und Daniel Rhyner etwas reissen könnten. Und vielleicht überraschen uns einige Junge mit einem Kranzgewinn. Dann müssen wir sicherlich abwarten, was Nöldi Forrer vor hat und in welcher Verfassung er aufs Sägemehl zurückkehrt. Er hat ja nach wie vor das Ziel, 150 Kränze zu gewinnen. (Anmerkung der Redaktion: Er ist bei 145.)

Wagen Sie eine Prognose betreffend Anzahl Kränze?

Wenn alles optimal läuft und zu den oben Erwähnten noch ein Damian Ott, Rico Baumann und Dominik Bäbler hinzukommen, dann müssten eigentlich 25 bis 30 Kränze drinliegen. Das wäre aus meiner Sicht das Normale. Immer vorausgesetzt, die Schwinger bleiben gesund und verletzen sich nicht.