Seit das lange Regnen endlich aufgehört und die Sonne das Zepter übernommen hat, haben die Bauern alle Hände voll zu tun. Zuerst wurde wacker «gheued» und gleich darauf wird es Zeit «zom öberefahre».
So machten sich am letzten Samstag wieder viele Sennen auf den Weg auf die Schwägalp. Nach einem anstrengenden Tag mit viel Vorbereitungsarbeit klingelte der Wecker dann früh, sehr früh! Zwischen zwei und drei Uhr morgens wird «aabloh», denn es ist ein weiter Weg vom Tal hinauf auf die hoch gelegenen Alpen.
Zuerst ist es jeweils noch etwas hektisch, aber schnell geht’s ruhig und zügig voran, auch wenn von den quirligen Geissli allpott eins aus der Reihe tanzt, um husch ein paar frische Kräuter vom Wegrand zu stibitzen. Aber die flinken Gäsbuebe- und -määtle halten die Ausreisser gut im Zaum. Und wenn es dann so dahingeht, es langsam «tägeled» und ein wunderbarer Sonnenaufgang einen prächtigen Tag ankündigt, dann wird aus tiefstem Herzen «gsunge ond zaured». Die Senntumsschellen der Kühe und die Schölleli und Glöggli der Buscheli und Geissen gehören selbstverständlich mit zum, im wahrsten Sinne des Wortes, guten Ton!
Und natürlich ist das «Öberefahre» auch optisch eine wahre Freude, vor allem wenn, wie am Samstag, die Sonne die Farbenpracht der schönen Trachten leuchten lässt!
Unterdessen erwachen auch die Alpen, die Vögel zwitschern, der Kuckuck ruft und aus den Hütten vernimmt man das Knistern des Herdfeuers, wo ein währschafter Znüni bereit gemacht wird. Und schon hört man sie von weitem kommen, die Sennen. Die Tiere geniessen sofort das herrlich frische Gras, um sich bald darauf zutiefst zufrieden wiederkäuend darin niederzulassen.
Bei der Hütte wird noch «Schölle gschött ond gsunge ond zaured», glücklich darüber, gut angekommen zu sein – in einen hoffentlich guten und gefreuten Alpsommer!