Nach dem Rücktritt von Nicole Brander Nisple aus dem Schulrat Appenzell galt es am Freitagabend eine Neuwahl vorzunehmen. Vorgeschlagen wurden Barbara Manser und Irina Künzle-Fässler. Die Mehrheit der Schulbürger entschied sich für Barbara Manser. Der Antrag des Schulrates, den Steuerfuss bei 40 Prozent zu belassen, wurde gutgeheissen.
Schulratspräsident Daniel Brülisauer informierte am Freitagabend an der Schulgemeindeversammlung Appenzell eingangs über verschiedene Aufgaben, mit denen sich der Rat im letzten Jahr beschäftigte. Ende Januar 2023 konnte der Betrieb der schulergänzenden Betreuung Appenzell (SEBA) aufgenommen werden. Die Belegung habe sich in den ersten Wochen sehr erfreulich entwickelt. Beim Tarifplan für die Nutzung der Anlagen seien im vergangenen Jahr vereinzelt Anpassungen in den Formulierungen, vor allem aber bei den Preisen für auswärtige Nutzer vorgenommen worden. «Die Tarife für die einheimischen Vereine und Veranstalter sind nach wie vor deutlich billiger», versicherte Brülisauer.
In der Schulgemeinde Appenzell steigen die Schülerzahlen wieder merklich an und dürften gemäss Berechnungen im Schuljahr 2029/30 mit 1’212 Lernenden den Höchststand erreichen. Das werden rund 240 Schüler bzw. rund 12 Klassen mehr sein als heute. «Das bedeutet, dass jedes Jahr im Durchschnitt zwei neue Klassen eröffnet werden müssen beziehungsweise dürfen», so der Schulratspräsident.
Mit der Inbetriebnahme des Gringel 2, in welchem die Sekundarschule beschult wird, sowie des sanierten Schulhauses Hofwies 5, in dem vorwiegend Klassen des ersten Zyklus (Kindergarten sowie 1. und 2. Klasse) untergebracht sind, konnten die räumlichen Voraussetzungen für die nahe Zukunft geschaffen werden.
«Nach wie vor stellt die Beschulung von Flüchtlingskindern aus der Ukraine, aber auch anderen Regionen der Welt eine grosse Herausforderung dar», sagte Daniel Brülisauer. Aktuell werden in der Schulgemeinde Appenzell rund 20 Flüchtlingskinder beschult. Eine Integration in die Regelklassen sei aufgrund der fehlenden Deutschkenntnisse meist nicht, oder mindestens nicht von Anfang an, möglich. Das Gefäss der Willkommensklasse an zwei Vormittagen der Woche sei nach wie vor installiert und stelle insbesondere für die Primarstufe eine gewisse Entlastung dar.
Baupräsident Adrian Baumann informierte, dass die Sanierung des Schulhauses Gringel 2 mit 12,45 Millionen Franken abgeschlossen werden konnte. Bei den Aussenanlagen sei man in den letzten Zügen, sodass die Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien in den Genuss des neuen Sportplatzes kommen. Die Kommission Bauten und Anlagen geht momentan von Mehrkosten in der Höhe von rund 150’000 Franken aus. Adrian Baumann begründete das: «Ursprünglich hatten wir geplant, den Asphalt unter dem Gummigranulat bestehen zu lassen, ist dieser doch keinen grossen Belastungen ausgesetzt. Während der Bauphase zeigte sich aber zunehmend, dass es unumgehbar ist, den gut 30-jährigen Belag doch zu wechseln, da dieser an diversen Stellen brüchig und nicht mehr tragfähig ist».
Für den Velounterstand beim Gringel 2 beginnen demnächst die Arbeiten. Der Kommission sei es wichtig, für die fast 200 Velos pro Tag einen Unterstand zu realisieren, der nicht zu grob wirkt und sich gut in die Umgebung integriert. Gebaut wird ein Holzbau mit einer Fläche von 345m2 bzw. ca. 20 x 18 Metern. Gerechnet wird mit Kosten in der Höhe von 680’000 Franken.
Sanierungsbedarf besteht bei der im Jahr 1997 gebauten Sporthalle Wühre. Die Anlage sei grundsätzlich in einem guten Zustand. Trotzdem zeige sich an gewissen Stellen Handlungsbedarf. Die Arbeiten werden nach Priorität in Etappen ausgeführt. Ein erster Teil wird voraussichtlich den Hallenboden und das Vordach beinhalten und im Frühling/Sommer 2024 ausgeführt. Aktuell noch in Abklärung sei eine genauere Analyse der Heizanlage. Ziel sei es, eine Effizienzsteigerung zu erreichen sowie den Umstieg auf erneuerbare Energien zu prüfen und möglichst auch umzusetzen.
Als nächstes Projekt wird sich die Kommission mit dem Kindergarten beim Hallenbad beschäftigen. «Entgegen aller Meinungen wurde dieser nicht als Provisorium erstellt. Der Zahn der Zeit nagt auch an diesem Gebäude. Wir müssen uns überlegen, in welcher Form wir hier sanieren oder allenfalls einen Neubau realisieren wollen», schloss Adrian Baumann.
Steuerfuss bleibt unverändert
Schulkassier Lukas Enzler gab einen umfassenden Einblick in die Finanzen der Schulgemeinde Appenzell. Wie private Hausbesitzer auch, habe man im letzten Jahr eine Bank für die Finanzierung gebraucht. Neben den kurzfristigen «festen Vorschüssen» habe sich die Schulgemeinde noch zu Tiefst-Zinssätzen mit 7,45 Millionen Franken verschulden können. «Diese Schulden sind insofern nicht schlimm, da auf der Aktivseite mit den Schulanlagen ein effektiver Wert besteht», so Enzler. Die Schulgemeinde sei in der Lage, diese Schulden – noch bevor alle Liegenschaften abgeschrieben sind – vollständig zurückzubezahlen. Bei den Steuern konnte im letzten Jahr, trotz unverändertem Steuerfuss, ein Mehrertrag von 605’000 Franken verbucht werden.
Gerechnet wird dieses Jahr mit einer erneuten Steigerung der Personalkosten, da voraussichtlich auf den Schuljahresstart im Sommer 2023 weitere Klassenzüge gebildet werden müssen.
Das Budget 2023 geht von einem Rückschlag von rund zwei Millionen Franken aus. «Ein solcher Rückschlag, sofern er in dieser Höhe anfallen wird, ist problemlos über die vorhandenen Eigenmittel finanzierbar», sagte der Schulkassier und fügte hinzu: «In den guten Jahren konnten wir zudem ein schönes Polster mit den «finanzpolitischen Reserven» anlegen. Diese wird helfen, dass wir den tiefen Steuersatz von 40 Prozent auch in der wohl anspruchsvoller werdenden Zukunft ziemlich lange beibehalten können».
Dem Antrag des Schulrates, den Steuerfuss bei 40 Prozent zu belassen, stimmten die Bürger diskussionslos zu.
Rücktritt und Neuwahl
Nach neun Jahren hatte Nicole Brander Nisple ihren Rücktritt aus dem Schulrat Appenzell eingereicht. Mit Barbara Manser und Irina Künzle-Fässler stellten sich zwei Kandidatinnen der Neuwahl. Die erstgenannte Barbara Manser erhielt mehr Stimmen und durfte auf dem freigewordenen Stuhl sofort Platz nehmen. Alle anderen Amtsträgerinnen – und träger wurden ohne Gegenvorschläge wiedergewählt.
Seit Anfang dieses Jahres werden die Lernenden aus dem Gebiet Eggerstandenstrasse und obere Hirschbergstrasse mit dem Schulbus transportiert. Wie Daniel Brülisauer, Präsident der Schulgemeinde Appenzell informierte, wurde diese vierte Schulbusstrecke installiert, nachdem die bisher praktizierte Lösung mit dem Postauto und gelegentlichen Publicar-Fahrten in dieser Kombination nicht mehr möglich war. «Sicherheitsaspekte rund um die relativ unübersichtliche - und aus Sicht der Beratungsstelle für Unfallverhütung als unzumutbar qualifizierte - Situation im Bahnhofareal führten schliesslich dazu, dass sich der Schulrat gezwungen sah, diese vierte Schulbusstrecke ins Leben zu rufen», so Brülisauer. Weiterhin sei der Schulrat auf der Suche nach der besten Lösung für den Transport auf diesem Streckenbereich.