In einer neuen Abteilung zeigt das Museum im Kornhaus Rorschachs Geschichte von Eisenbahn, Schiff- und Luftfahrt. Neben einer Modelleisenbahn sind Stücke aus 180 Jahren Bahngeschichte ausgestellt – und eine Anlage zum Mitmachen.
RORSCHACH. Sie ist das Herzstück der neuen verkehrstechnischen Abteilung des Museums im Kornhaus: die grosse Modelleisenbahn mitten im Ausstellungsraum. «Es war keine leichte Aufgabe, die Anlage in den dritten Stock zu tragen und aufzubauen», sagt Gerd Oberdorfer vom Museumsteam. Die Mühe hat sich gelohnt. Die detailreiche Schauanlage ist ab kommendem Samstag im Rorschacher Museum zu bestaunen – und mit ihr zahlreiche andere Stücke aus der Geschichte von Eisenbahn, Schiff- und Luftfahrt.
«In dieser Ausstellung steckt wahnsinnig viel Herzblut», sagt Museumsleiter Hermann Fuhrimann an der offiziellen Einweihung. Die neue Abteilung «Verkehrsknotenpunkt Rorschach» soll Einblick geben in eine Zeit, in der Rorschach als «Bermudadreieck der Ostschweiz» fungierte. Bahn-, Schiff- und Luftfahrt kamen hier zusammen. Die Hafenstadt war von zentraler regionaler Bedeutung und sozusagen der Versorger des Handelsplatzes St. Gallen. «Rorschach war das verkehrstechnische Nadelöhr», sagt Fuhrimann. Dieser Ausgangspunkt bildet die Grundlage für die Ausstellung. Die Ausstellungsstücke stammen aus Privatbesitz. Die grosse Modelleisenbahn stellt Kurt Eggmann aus Berneck zur Verfügung. Massgeblich an der Ausstellung beteiligt ist auch Werner Stübi, Präsident des Modellbahnclubs Rorschach. Er zeigt der Öffentlichkeit seine wertvollsten Stücke aus Jahren des Sammelns – seien dies Kartonbillette, Fahrpläne, Signallampen oder Schilder.
Im «Erlebnismuseum» Kornhaus sollen die Besucher aber nicht nur «luege», sondern auch anfassen dürfen. «Uns war es deshalb wichtig, neben der Schauanlage eine Eisenbahnanlage aufzustellen, die Kinder selber bedienen können», sagt Museumspädagoge Gerd Oberdorfer. So können Museumsbesucher ab acht Jahren in die Rolle eines Bahnhofvorstandes schlüpfen und Lokomotiven selber steuern. Voraussetzung: Sie müssen eine SBB-Leuchtweste tragen, die sie beim Empfang abholen können. Die Weste passt einerseits zum Thema und soll andererseits dazu beitragen, dass die Kinder behutsam mit der Anlage umgehen. «Ein psychologischer Effekt», sagt Oberdorfer. Neben der Anlage können sich Museumsbesucher an einem 3D-Eisenbahnbau-Simulator versuchen. Auch ältere «Bähnler» kommen auf ihre Kosten. Eine Bilderschau zeigt 180 Jahre der Rorschacher Eisenbahngeschichte, zudem gibt es eine Bibliothek mit Eisenbahnliteratur. Die Ausstellung geht über die Stadtgrenzen hinaus: Eine Ecke widmet sich der Schifffahrt auf dem Bodensee, der Flugplatz Altenrhein ist im Modell zu sehen.
«Die Ausstellung ist ein Traum für jeden Eisenbahnfan», sagt Gerd Oberdorfer. Aber auch für alle anderen biete die Ausstellung Interessantes. So dürfte etwa das ausgestellte «Chetteli» des Hafenbahnhofs vielen in Erinnerung geblieben sein. Mit dieser Kette wurde der Bahnübergang am Rorschacher Hafen anno dazumal noch von Hand geschlossen. Ein weiteres Prunkstück ist eine ehemalige Luzerner Bahnhofsuhr, die einst einen Grossbrand überstand.