Rote Zone

Brosmete

Felix Merz
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Die wenigsten zahlen gerne Steuern. Auch wenn am Ende alle profitieren, bleibt es dabei: Steuern schmerzen. Das geht mir nicht anders. Was mich noch mehr zur Weissglut treibt, als Steuern zu bezahlen, sind die Szenen am Flughafen. Vor ein paar Tagen wieder dasselbe Bild. Meine Partnerin und ich kommen aus London und gehen in die rote Zone, dort, wo man sich meldet, wenn man etwas zu verzollen hat. Und wie jedes Mal sind wir weit und breit die Einzigen, die am Schalter stehen. Hinter uns strömen Hunderte Reisende durch die grüne Zone, ein unablässiger Strom von Koffern und Taschen. Echt jetzt? Die haben alle nichts zu verzollen? Wie die letzten Mohikaner stehen wir am Schalter und lassen unsere Belege stempeln. 44 Franken muss ich am Ende bezahlen. «Ach, das macht doch nichts. Da muss man prellen, wo man kann», habe ich auch schon gehört. So ein Schwachsinn.

Mit Leuten, die keine Nachrichten konsumieren, diskutiere ich sowieso nicht mehr über solche Themen. Es gibt einige Länder mitten in Europa, die finanziell am Abgrund stehen, weil unter anderem dem Staat Geld vorenthalten wird. Und es sind oft genau jene, die immer durch die grüne Zone laufen, die über den Staat herziehen, wenn Leistungen gestrichen werden müssen. Ich für meinen Teil bleibe mir treu: Stehe ich am Zoll, sehe ich rot. Versuchen Sie es, es schmerzt weniger, als man denkt.

Felix Merz