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Am 29. November entscheidet sich, ob das ehemalige Altersheim Ob dem Holz in Rehetobel veräussert werden kann. Die Befürworter versprechen sich davon finanzielle Vorteile für die Gemeinde. Die Gegner bemängeln das fehlende Baurecht.
«Glücksfall für Rehetobel», «Kritik wegen des fehlenden Baurechts»: In der Vorderländer Gemeinde sind die Meinungen zum Verkauf des ehemaligen Altersheims Ob dem Holz an die Gupf AG geteilt. Über diese Vorlage entscheiden die Stimmberechtigten am 29. November. Das Gebäude soll künftig als Vorbereitungsort und Personalhaus für das Gasthaus Gupf genutzt werden. Geplant sind eine Küche, eine Wäscherei und sechs Wohnungen. Das Gourmetrestaurant bietet für das Objekt eine Million Franken und möchte weitere drei Millionen Franken in die Sanierung stecken.
Für den Verkauf spricht sich unter anderem die FDP Rehetobel aus. Dessen Präsident Patrick Langenauer sagt: «Damit können wir einem Betrieb aus einer coronageplagten Branche den Rücken stärken und helfen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.» Abgesehen davon sei der Gupf ein Glücksfall für Rehetobel und belebe die Gemeinde seit Jahren, sagt Langenauer. So eröffnete der Gastronom Migg Eberle erst im Sommer das Hotel-Restaurant Dorfhus.
Die FDP begründet ihre Abstimmungsparole auch mit finanzpolitischen Überlegungen. Den vertraglich vereinbarten Kaufpreis von einer Million Franken bezeichnet Patrick Langenauer als «faires und gutes Angebot». Die Gemeinde erhalte dadurch finanzielle Mittel, die sie in zukunftsträchtige Projekte investieren könne. Mit der angestrebten Lösung kann sie gemäss dem FDP-Präsidenten zudem Kosten senken. Wenn das «Ob dem Holz» nicht mehr in Gemeindebesitz wäre, würde der jährliche Aufwand von über 20 000 Franken für den Unterhalt der Liegenschaft wegfallen. Eine Analyse der Rechtobler Jahresrechnungen der letzten Jahre zeigt: Seit 2015 hat die Gemeinde mehr für ihr leerstehendes Bürgerheim ausgegeben als für das Unterrichtsmaterial der Kindergärtler und Primarschüler zusammen.
Unbestritten ist, dass das «Ob dem Holz» sanierungsbedürftig ist und in naher Zukunft Investitionen in Millionenhöhe notwendig wären. Dies zeigt eine 2018 gemachte Hausanalyse. Mit dem vorliegenden Projekt könne der desolate Zustand des Gebäudes behoben werden, sagt Langenauer. «Die Bauherrschaft hat bewiesen, dass sie in Bezug auf die regionale Bauästhetik ihren Worten Taten folgen lässt.»
Zu reden gibt im laufenden Abstimmungskampf ein anderer Punkt. Das Grundstück soll, auch auf Wunsch der Käuferin, veräussert werden. Dies obschon sich 2015 in einer Konsultativabstimmung eine Mehrheit für die Abgabe im Baurecht ausgesprochen hatte. Das Vorhaben Sportsclinic scheiterte dann allerdings. Für den FDP-Präsidenten ist das fehlende Baurecht kein Nachteil. Die Ausgangslage sei nun eine andere, abgesehen davon hätten sich bei der Ausschreibung für diese Option keine Interessenten gemeldet, sagt Langenauer. Er weist zudem auf das im Kaufvertrag und im Grundbuch verankerte Vorkaufsrecht der Gemeinde hin, sollte die Käuferschaft in den nächsten 25 Jahren die Immobilie wieder abstossen wollen.
Zu den Befürwortern der «Ob dem Holz»-Vorlage gehören nebst der FDP und Kantonsrat Andreas Zuberbühler (PU) auch der Gewerbeverein. Er warnt vor den Folgen einer Ablehnung. In diesem Fall wäre die Zukunft der Liegenschaft wieder ungewiss. Die Gemeinde müsste dann wieder mit erheblichen Unterhalts- und Nebenkosten rechnen, um das Haus vor dem Verfall zu schützen, schreibt der Gewerbeverein.
Auch die Gegner des «Ob dem Holz»-Verkaufs kämpfen in Rehetobel bis zuletzt um die Gunst der Stimmberechtigten. In einem Flyer spricht sich ein Bürgerkomitee dagegen aus, dass die öffentliche Hand aus ökonomischen Gründen Liegenschaften verkauft. Solche Objekte dürften nicht in den Kreislauf der Spekulation geraten, heisst es im Flyer weiter. Auch wird darin betont, dass die Stimmbürger zur Lösung Baurecht bereits zweimal Ja gesagt haben. Damit könnte die Gemeinde langfristig wiederkehrende Einnahmen generieren und mehr Einfluss nehmen als über das Baureglement. (cal)