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Die Bezeichnung Veteranen gibt es nicht mehr. Die Altersstufen heissen nun 30+, 40+ oder 50+. Herisau ist der einzige Verein im Appenzellerland, der in allen drei Kategorien Teams für 2023/24 angemeldet hat.
Es ist zwar Abend. Ansonsten erinnert die Szenerie vor ein paar Tagen an Schülerfussball. Die Herisauer Senioren 50+ eröffnen die Saison in Gossau. Das Spielfeld ist kleiner als üblich, die Tore auch (5 m breit, 2 m hoch); ausser dem Torhüter stehen gleichzeitig sechs Feldspieler im Einsatz. Der Schiedsrichter wird vom Platzklub gestellt.
Früher haben die Kategorien für die älteren und alten Spieler Senioren, Veteranen 1 und Veteranen 2 geheissen. 2014 hat der Schweizerische Fussballverband das «Seniorenalter» von 32 auf 30 gesenkt und neue Bezeichnungen eingeführt: Senioren 30+, Senioren 40+ und Senioren 50+ sind nach einer gewissen Verzögerung auch in der Ostschweiz gängige Begriffe.
«Der Name Veteranen hat meine Frau mehr gestört als mich», sagt Peter Waldburger, der mitspielende Trainer der Herisauer 50+. Wobei bei den Senioren dieses Amt üblicherweise mehr administrative als taktisch-technische Arbeit mit sich bringt. Wird im wöchentlichen Training richtig geübt? «Nach dem Aufwärmen spielen wir, das andere wäre zu streng», berichtet Herisaus Peter Rosskopf. Er schiesst in Gossau das einzige Tor der Gäste. Weitere ehemalige Erstteamler des FCH spielen mit. Zum Beispiel Domenico Troccoli, der nach Abgabe des 2.-Liga-Traineramtes sein Spieler-Comeback gibt. Und René Brandenberger; der trägt allerdings das Gossauer Trikot. Nach seinem Treffer ruft er Rosskopf zu: «Was du kannst, kann ich auch.»
Im Teamchat seien 26 Namen vorhanden, darunter einige, die nicht mehr mitspielen, erzählt Waldburger. «Realistisch kommen etwa 16 fürs Spielen infrage.» Einige, die sich das zutrauen, helfen manchmal auf dem grossen Feld bei der 40+ aus. Der Mann zuhinterst ist ebenfalls ein Altbekannter: Karl Zuberbühler feiert im Oktober den 70. Geburtstag. Er macht einen fitten und wachen Eindruck, hechtet, läuft entgegen, faustet.
Gemischte Equipen sind bei den Senioren möglich; Frauen dürften ab dem 28. Lebensjahr in Seniorenteams mitwirken, sind aber selten. «Bei einem Gegner hat einmal eine Frau mitgespielt.» Die Dauer eines Spiels nimmt von Kategorie zu Kategorie ab. Sie beträgt zweimal 40, 35 resp. 30 Minuten. Die Rückpassregel gilt auch bei den 50+, die Offsideregel nicht. Technik und Auge sind in den meisten Fällen noch vorhanden, Tempo und Laufbereitschaft unterschiedlich.
Der Ostschweizerische Fussballverband hat auf die neue Saison hin in einem Schreiben daran erinnert, dass in der Kategorie 50+ das Spielenlassen im Vordergrund stehe. Die Verantwortlichen sollen die Akteure anhalten, fair zu spielen und Grätschen zu unterlassen. Der Umgang in Gossau ist mehrheitlich pfleglich. Ab und zu schüttelt einer den Kopf, wenn ihn ein Gegner im Übereifer zu Fall gebracht hat. Schimpfwörter sind gelegentlich zu hören, auch nach Aktionen in den eigenen Reihen. 4:1 für die Einheimischen heisst es am Ende. «Sie waren besser», bilanziert Karl Zuberbühler.
Herisau ist der einzige Verein im Appenzellerland, der in allen drei Kategorien Teams für 2023/24 angemeldet hat. In der Altersklasse 30+ spielen auch Heiden, Appenzell und die Mittelländer Gruppierung Speicher/Teufen/Bühler. Bei allem Ehrgeiz können die Spieler wohl den geselligen Aspekt und den Spass mehr ausleben als in einer Aktivmannschaft, die oft als «Aushängeschild» eines Vereins bezeichnet wird. So setzt sich Stefan Gysi, der langjährige Torhüter der ersten Mannschaft des FC Herisau und jetzige Trainer der Senioren 30+, gerne als Feldspieler ein, nicht ganz zuhinterst. Und auf der Website des FC Speicher sind im Matchbericht der Senioren Benennungen wie diese zu lesen: Christian «das Kopfballmonster» Brunner, Fäbi «der Schuss» Mazenauer, Lukas «dä Velofahrer» Stadelmann.
Die Frauen des 2.-Ligisten Bühler unterliegen zuhause Romanshorn 0:2. In der 2. Liga der Männer erleidet Herisau im Auswärtsspiel gegen Altstätten ein Debakel im Ausmass von 0:10. Eine Liga tiefer verliert Appenzell bei der zweiten Mannschaft von Gossau 0:5, Teufen beendet die Heimpartie gegen Berg mit einem 3:3. In der 4. Liga setzt sich Urnäsch gegen Appenzell 2 mit 3:1 durch, während Speicher bei Jedinstvo zu einem 1:1 kommt. Heiden wird die Partie bei Widnaus Reserven nachzuholen haben (unbespielbares Terrain am Sonntag). 5.-Ligist Bühler verliert bei Fortuna 2 mit 1:5. (pf)