Eine ausreichende Vorbereitung, das vernünftige Einschätzen des eigenen Könnens und die richtige Ausrüstung könnten Unfälle in den Bergen manchmal verhindern.
Corinne Hanselmann
Wandern liegt im Trend. Die Schattenseite dieser Tatsache: Gemäss Beratungsstelle für Unfallverhütung verletzen sich jährlich rund 20000 Wanderer. Bei einem Unfall in unwegsamem Gelände empfiehlt sich der direkte Alarm über die Nummer der Rega, 1414, oder über die Rega-App (siehe Kasten). Auch unverletzte Wanderer können sich in einer Notsituation an die Rega wenden, oft können die Einsatzleiter telefonisch helfen oder falls nötig die Bergretter der regionalen Rettungskolonnen oder eine Helikopter-Crew aufbieten.
«Wer die Notrufnummer 1414 der Rega wählt, landet direkt bei der Rega-Einsatzzentrale, die rund um die Uhr besetzt ist», erklärt Harald Schreiber, Mediensprecher der Rega. Häufig sind Menschen, die die Notrufnummer 1414 wählen, aufgelöst oder verzweifelt, wenn sie zum Telefon greifen.
«Dennoch: Die Einsatzleiter müssen einen kühlen Kopf bewahren. Durch präzise Fragen sammeln sie in kurzer Zeit alle nötigen Informationen», sagt Schreiber. So können rasch die nächsten Schritte eingeleitet werden. Dies muss nicht immer der Einsatz eines Rettungshelikopters sein. Es wird stets das Mittel gewählt, welches dem Betroffenen am besten und schnellsten helfen kann.
«Beispielsweise kann es in einer Stadt in einzelnen Fällen sinnvoll sein, statt eines Helikopters ein Ambulanzfahrzeug zu schicken», sagt der Mediensprecher. Die Rega-Einsatzzentrale steht deshalb in engem Kontakt mit der Rettungssanität.
Bei Notfällen im Gebirge der Region Werdenberg und Toggenburg sei es aber sehr wahrscheinlich, dass der Helikopter das am besten geeignete Mittel für die jeweiligen Einsätze ist, sagt Schreiber. Wenn es die Situation erfordert, nimmt die Rega-Crew zusätzlich einen Rettungsspezialisten aus der jeweiligen Region an Bord. Rund 15- bis 20-mal pro Jahr gibt es einen solchen Einsatz, sagt Peter Diener, Chef der Rettungskolonne Wildhaus. Innert 10 bis 15 Minuten könne einer der Rettungsspezialisten «helibereit» sein.
«Es gibt fast nichts Schöneres, als in den Bergen unterwegs zu sein», sagt Peter Diener. «Das soll man auch geniessen – aber mit der entsprechenden Vorbereitung.» Die häufigste Ursache für Unfälle seien Abstürze und Stürze. Heimtückisch können ohne entsprechende Ausrüstung wie Pickel und Steigeisen etwa Passagen über Schnee sein. Zudem müsse man sich stets fragen, ob das zu begehende Gelände auch dem Können des schwächsten Mitglieds der Gruppe entspreche. «Man muss den Mut haben umzukehren, wenn die Verhältnisse nicht stimmen.»
Der erfahrene Rettungschef staunt manchmal, dass nicht mehr passiert. Er beobachtet, dass Wanderer teilweise ungenügend vorbereitet unterwegs sind. «Sie starten beispielsweise zu spät und geraten in ein Gewitter. Dabei kann man sich mit den heutigen Möglichkeiten sehr gut vorbereiten.»
Er nennt Wetterprognosen, Webcams, Hüttenwarte und die Bergbahnen als mögliche Anlaufstellen. Unbedingt zur Ausrüstung gehören gemäss dem Wildhauser gute Schuhe mit Profilsohle, Wetter- und Sonnenschutz, Kartenmaterial auf Papier (kann unter map.geo.admin.ch ausgedruckt werden), Handy, Notfallapotheke, Getränke und Verpflegung.
«Wer alleine unterwegs ist, sollte unbedingt seine Route und seinen angestrebten Zeitplan einer Vertrauensperson bekannt geben», sagt Diener.