PREISVERLEIHUNG: Ein Dorf feiert sich selbst

Am Donnerstagabend wurde Schwellbrunn die Auszeichnung «Schönstes Dorf der Schweiz 2017» überreicht. Ein gutes Omen für die nächste Bundesratswahl.

Gianni Amstutz
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Alt Bundesrat und Laudator Hans-Rudolf Merz überreicht das Zertifikat an Gemeindepräsident Hansueli Reutegger. (Bild: Gianni Amstutz)

Alt Bundesrat und Laudator Hans-Rudolf Merz überreicht das Zertifikat an Gemeindepräsident Hansueli Reutegger. (Bild: Gianni Amstutz)

Gianni Amstutz

gianni.amstutz@appenzellerzeitung.ch

Ob im Kinderwagen oder mit dem Gehstock: Vorgestern kam das ganze Dorf auf der Halden zusammen. Niemand wollte sich das entgehen lassen. Schliesslich wird Schwellbrunn nicht jedes Jahr zum schönsten Dorf der Schweiz gewählt. «Schwellbrunn ist ein aussergewöhnlich lebendiges Dorf mit einem aktiven Vereinsleben, kulturellen Angeboten und gelebtem Brauchtum.» Dies sagte der Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» Stefan Regez anlässlich der Preisverleihung. Die Auszeichnung sei deshalb verdient und komme für ihn nicht überraschend. An anderen Orten könne man von solchen Zuständen nur träumen.

Zu verdanken habe Schwellbrunn die Nomination vor allem einem Mann: dem TV-Moderator Nick Hartmann. Dieser habe sich als Jurymitglied für das Appenzeller Dorf stark gemacht. Die Wahl Schwellbrunns sei ein gutes Omen. «Im vergangenen Jahr hat mit Morcote ein Tessiner Dorf die Auszeichnung gewonnen. Am Mittwoch bekam das Tessin wieder einen Bundesrat. Die Chancen stehen also gut, dass die Ostschweiz in einem Jahr wieder in der Schweizer Regierung vertreten sein wird», sagte Regez.

Schwellbrunn hat seine Hausaufgaben gemacht

Die Laudatio hielt alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Rekorde treffe man heutzutage überall an. Im Kronberg etwa habe man es mit dem Bau einer Sitzbank von über einem Kilometer Länge an einem Ort, wo sich niemand hinsetze, ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft. «Schwellbrunn jedoch hat nicht nach Rekorden gesucht, sondern schlichtweg seine Hausaufgaben gemacht.»

Die Wahl zum schönsten Dorf der Schweiz sei umso beachtlicher, als dass es sich bei Schwellbrunn, das auf rund 970 Metern über dem Meer liege, um ein Bergdorf handle. Die Grundversorgung sicherzustellen sei in einer Berggemeinde schwieriger als andernorts. Das rechtfertige auch die finanzielle Unterstützung dieser Gemeinden. «Die Gegenleistung, die uns solche Bergdörfer liefern, ist unbezahlbar», so Merz. Sie kümmerten sich um die Landschaftpflege, Rohstoffgewinnung und seien ein Ort der Erholung. «Ohne Gemeinden wie Schwellbrunn wäre unser Land nur halb so viel wert.» Er wünsche sich, dass die Dorfbevölkerung so bleibe, wie sie sei, und das Dorf weiter pflege. Denn wie im Sport brauche die Bestätigung eines Erfolges oft mehr Einsatz als der Gewinn einer Auszeichnung.

Die Bevölkerung ist Trumpf

«Neben dem typischen Dorfbild und der intakten Landschaft ist unser grösster Trumpf die Bevölkerung, denn der Zusammenhalt im Dorf ist gross», betonte Gemeindepräsident Hansueli Reutegger. Das sei nicht das Ergebnis von irgendwelchen behördlichen Planungen oder Vorgaben, sondern Resultat des verantwortungsvollen Umgangs untereinander. «Darauf dürfen wir stolz sein.» Auch in Zukunft werde man dafür Sorge tragen, dass dies so bleibe, versprach der Gemeindepräsident.