ORIENTIERUNGSLAUF: Weltklasse am Fuss des Säntis

Simone Niggli sowie Topfavorit Matthias Kyburz gewinnen auf der Schwägalp die Schweizer Meisterschaften über die Mitteldistanz. Die Titelkämpfe fanden unter garstigen Bedingungen statt.

Beat Lanzendorfer
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Das Podest der OL-Schweizer-Meisterschaft, von links: Julia Gross (2.), Florian Schneider (2.), Simone Niggli (1.), Matthias Kyburz (1.), Sabine Hauswirth (3.), Florian Howald (3.). (Bilder: Beat Lanzendorfer)

Das Podest der OL-Schweizer-Meisterschaft, von links: Julia Gross (2.), Florian Schneider (2.), Simone Niggli (1.), Matthias Kyburz (1.), Sabine Hauswirth (3.), Florian Howald (3.). (Bilder: Beat Lanzendorfer)

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@ toggenburgmedien.ch

Vier Dinge braucht ein Orientierungsläufer oder eine Orientierungsläuferin, um optimal in ein Rennen gehen zu können: Kompass, Zeitmessbatch, Karte und Postenbeschreibungsmäppchen. Hinzu kommen die richtige Laufkleidung und entsprechendes Schuhwerk. Was nicht gebraucht wird, ist Regen. Dieser war dann allerdings am Samstag an der Schweizer Meisterschaft sowie am gestrigen nationalen Orientierungslauf praktisch ständiger Begleiter. Am besten mit den Bedingungen zurecht fanden sich Matthias Kyburz und Simone Niggli.

Sie waren in der Kategorie Elite die Schnellsten und krönten ihre Leistung mit dem Schweizer-Meister-Titel. Insgesamt überschritten 1700 Teilnehmende in 43 Alters- und Leistungskategorien die Ziellinie.

Ein anspruchsvolles Laufgebiet

Das Laufgebiet wechselte zwischen schnellen offenen Wiesen und Steinfeldern, wo die Koordination und genaues Kartenlesen gefordert waren. Erschwerend kam die Kälte hinzu, zeigte das Thermometer am Samstagnachmittag auf der Schwägalp doch lediglich sieben Grad an.

Matthias Kyburz, der mehrfache Welt- und Europameister aus dem aargauischen Möhlin, nahm dem zweitplatzierten Florian Schneider (30:42 Minuten), Stettlen, über eineinhalb Minuten ab. Er benötigte für die 5,2 Kilometer, die 220 Höhenmeter aufwiesen, 29 Minuten und 2 Sekunden. Auf Rang 3 folgte Florian Howald (31:44). Der für die OL Regio Wil startende Daniel Hubmann landete mit einem Rückstand von knapp drei Minuten auf Position 6. Bei den Frauen ist Simone Niggli (31:09 Minuten), Münsingen, vier Jahre nach ihrem offiziellen Rücktritt noch immer nationale Spitze. Die beste Orientierungsläuferin aller Zeiten, die zwischen 2001 und 2013 23 Weltmeistertitel eroberte, rettete vier Sekunden gegenüber Julia Gross (31:13 Minuten), Zürich, ins Ziel und zeigte sich nach den 18 angelaufenen Posten, die über 4,3 Kilometer führten und 170 Höhenmeter aufwiesen, überrascht: «Ich war unterwegs nicht zufrieden mit meiner Leistung. Ich machte immer wieder kleine Umwege im Postenraum und verlor so mehrfach wichtige Sekunden.» In einer Zeit von 31:32 Minuten holte sich Sabine Hauswirth, Kirchenthurnen, die Bronzemedaille. Beste Starterin in der Kategorie Elite der OL Regio Wil war die Uzwilerin Barbara Schönenberger, die in 42:35 Minuten das Ziel erreichte.

Ein Jahr den Anlass vorbereitet

Dem zweitägigen Anlass ging eine mehr als einjährige Vorbereitungszeit voraus. Das 16-köpfige Organisationskomitee setzte sich aus der OL Regio Wil und der OLG St. Gallen/Appenzell zusammen, welche die Schweizer Meisterschaften am Samstag und den tags darauffolgenden nationalen Orientierungslauf gemeinsam organisierten. Gut 200 Helfer standen im Einsatz. Gelaufen wurde im übrigen kantonsübergreifend. Am Samstag auf der Grossen Schwägalp (AR), gestern Sonntag war der Lauf auf der Säntisalp (SG) ausgesteckt.

Orientierungslauf hat eine lange Tradition

Orientierungslauf wird in der Ostschweiz durch die vier Vereine OL-Gruppe St. Gallen/Appenzell (gegründet 1956), OL Regio Wil (1988), Thurgorienta (1970) und OL Amriswil (1970) angeboten. Sie sind vereint unter dem Nordostschweizer OL-Verband, dessen Gründung auf das Jahr 1977 zurückgeht. Ein Jahr später folgte der nationale Orientierungslauf-Verband. Aktuell existieren elf regionale Verbände mit rund 8600 Mitgliedern. Nebst der am Samstag durchgeführten Schweizer Meisterschaft über die Mitteldistanz werden noch Titelkämpfe über die Langdistanz, den Sprint sowie in der Staffel durchgeführt. International hatte Skandinavien während Jahrzehnten die Nase vorn. Erstmals für Schweizer Aufsehen sorgten die drei Staffel-Goldmedaillen in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Den eigentlichen OL-Boom hierzulande lösten dann die Weltmeisterschaften 2003 in Rapperswil-Jona aus, an denen die Schweiz fünf von acht möglichen Titeln holte. Mit den Europameisterschaften im Tessin findet im kommenden Jahr erneut ein Grossanlass in der Schweiz statt.

Ranglisten:

www.swiss-orienteering.ch