Brosmete
Es ist Freitagabend und da mein Kühlschrank zwar sauber, aber leer ist, muss es wohl Zeit für den Wocheneinkauf sein. Eine halbe Stunde später betrete ich mit dem Einkaufszettel und dem Vorsatz, nur das, was auf dem Fötzelchen Papier steht, einzukaufen, den Grossisten meines Vertrauens. Mit dem Einkaufswagen umkurve ich flink die verschiedenen Regalreihen. Der Wagen füllt sich immer mehr mit den Artikeln. Fein säuberlich arbeite ich meinen Einkaufszettel ab und verzichte auf Waren, die nicht aufgelistet sind. Zugegeben, das fällt mir nicht immer leicht.
Nach drei Wagenstaus im Zwischengang sowie zwei kurzen Gesprächen zwischen Raviolidosen und Deospray steuere ich den Kassen zu. Von sechs Zahlstellen sind gerade mal drei bedient und es haben sich lange Menschenschlangen gebildet. Vielleicht nützt es ja, wenn ich noch mal eine Runde mit dem Einkaufswagen drehe. Könnte ja sein, dass ich was vergessen habe und dann weniger Leute an den Kassen warten, denke ich. Nachdem ich nochmals durch die Gänge geschlendert bin und sicher drei Produkte mehr als geplant im Wagen liegen, begebe ich mich erneut zu den Zahlstellen. Es stehen immer noch gleich viele Kunden an. Nun denn, ich reihe mich bei der kürzesten Warteschlange ein. Langsam geht es vorwärts. Direkt vor mir ein junger Mann, der lediglich eine Tüte Chips und eine Dose Muntermachergetränk in Händen hält. Vor ihm eine Frau mittleren Alters die den Einkaufswagen bis oben gefüllt hat. Es geht voran, sie ist schon dabei, ihre Produkte aufs Laufband zu legen, freue ich mich.
Der junge Mann vor mir steht etwas gelangweilt da. Während er sich mit seinem Natel beschäftigt, merkt er nicht, dass es vorwärts geht. Ich stubse ihn leicht mit meinem Wagen an, denn hören tut er nichts, da seine Ohren musikalisch verstöpselt sind. Endlich. Er hat seine beiden Sachen auf das Förderband gelegt und ich beginne selbiges auch zu bestücken. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass die Kassiererin aufsteht. Mit einer durchsichtigen Plastiktüte, gefüllt mit acht Biorüebli, läuft sie zügigen Schrittes zur Waage. Wenig später ist die Bio-Tüte mit dem nötigen Preiskleber versehen, es kann weitergehen. Die Kundin ist dabei, ihre Waren in Einkaufstaschen zu verstauen. Der junge Mann vor mir zahlt die 6.75 Franken für seine Chips und das Getränk mit einer Kreditkarte. Beim zweiten Versuch klappt es dann auch mit der bargeldlosen Bezahlung und ich komme endlich an die Reihe. Nach gefühlten hundert Stunden einkaufen und warten verlasse ich das Geschäft und denke bei mir: Ich geh dann mal schnell einkaufen, aber künftig nur noch online, leerer Kühlschrank hin oder her.
Andy Lehmann