«Rab-Bar» in Trogen trotzt der Coronakrise - «Das Miteinander hat einen andern Stellenwert bekommen»

Der «Rab» in Trogen wollte im März sein 20-jähriges Bestehen feiern – doch dann kam der Lockdown.

Charlotte Kehl
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Simone Thoma (links) und Thea Fricker in der Rab-Bar in Trogen.

Simone Thoma (links) und Thea Fricker in der Rab-Bar in Trogen.

Bild: Charlotte Kehl

Diesem Jubiläum, das bis zu den Herbstferien hätte dauern sollen, ging eine lange Planungsphase voraus. Ein fünfköpfiges OK-Team hatte seine erste Sitzung am 5. November 2018. «Wir haben in 14 Sitzungen ein tolles Konzept erstellt. Alles ging wunderbar auf, die angefragten Künstlerinnen und Künstler, hauptsächlich aus der Umgebung, haben mit Freude zugesagt», erzählt Thea Fricker aus dem OK. «Wir wollten uns 20 spezielle Abende schenken, und jeder Anlass sollte eine sichtbare Spur im ‹Rab› hinterlassen».

Die «Rab»-Aktivisten haben sogar Merchandiseartikel herstellen lassen – Alltagsgegenstände wie eine Tasche, Wasserkaraffe, Schöggeli mit dem «Rab»-Logo drauf. Michael Müller hat damit einen Shop gestaltet – nun sind die Artikel einfach nach der Wiedereröffnung erhältlich.

Feiern auf Corona-Art

Speziell freuten sich die Barbetreiber auf die siebenteilige Serie der Megafonreden. Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Politik hatten zugesagt, in einer 5- bis 10-minütigen Festrede vier ausgewählte Begriffe mindestens einmal unterzubringen. «Bei jedem richtigen Wort hätten wir auf die Glocke gehauen», bedauert Thea Fricker.

Die erste Rede mit dem Historiker, Politiker, Kabarettisten und Englischlehrer Hans Fässler hat tatsächlich stattgefunden – aber nicht vor Publikum, sondern vor der Kamera und ist auf Youtube zu sehen (www.rab-bar.ch).

Am 31. März, am Tag des Geburtstags, hätte so richtig gefeiert werden sollen. «Wir wollten uns für all unsere Arbeit belohnen», sagt Vereinspräsidentin Simone Thoma, «schliesslich arbeiten wir alle ehrenamtlich.» Aber dann kam der Lockdown. Das bedeutete Stühle hochstellen und den Schlüssel umdrehen. War damit die ganze Arbeit für die Katz? «Erst mal wollten wir trotzdem feiern, miteinander zur gleichen Zeit, mit Gugelhopf, Kerzen, einem guten Glas und vielen Glückwünschen für uns und unseren ‹Rab› – aber halt jeder bei sich zu Hause», erzählt Simone Thoma.

Spannend findet die Sozialarbeiterin und Gemeinderätin, dass die räumliche Distanz mehr Nähe schaffen kann. «Es ist, als ob man die Verbundenheit, die äusserlich fehlt, innerlich doppelt spürt», sinniert sie. Finanzielle Probleme zeichnen sich nicht ab, aber vieles sei noch im Unklaren. «Wir haben zwar Rückstellungen, wenn’s länger dauert, könnte es aber eng werden. Glücklicherweise müssen wir keine Löhne bezahlen und haben bescheidene Fixkosten.»

Die grösste Herausforderung sei, nicht zu wissen, wie lange es dauert. «Viele Konzerte könnten wir in die Wintersaison hinübernehmen» erklärt Thea Fricker. Andere, wie Buffpapier oder Zephyr Combo, fallen wohl ganz aus, wenn die Daten nächstes Jahr nicht mehr passen. Auch die schrittweise Lockerung am Ende der Krise wirft Fragen auf. «Ab wann öffnen wir wieder? Wenn 50 Personen erlaubt sind, oder erst bei 150? Wir sind lieber vorsichtig, man hockt bei uns nahe zusammen», sind sich beide einig.

Von allen Seiten haben die «Raben» Sympathiebekundungen erhalten. Von Kunstschaffenden, denen der «Rab» eine kulturelle Heimat ist, sowie von Freunden und Besuchern. «Durch die Reaktionen merken wir, dass der Freitagabend im ‹Rab› für viele ein fester Bestandteil ihres Sociallifes ist. Nicht nur wir vermissen den Kontakt». Ansonsten kommen die Frauen mit der Situation gut zurecht. «Das Miteinander hat einen andern Stellenwert bekommen. Das Bewusstsein für dessen Wert ist gewachsen», sagt Simone Thoma. Dennoch freuen sich die beiden Frauen auf den Moment, wenn das Jubiläum richtig gefeiert wird.