Susanna Schwager ist eine bekannte und vielfach ausgezeichnete Schweizer Autorin. Der Weg dahin war aber von vielen Umwegen geprägt.
Chiara Weber
chiara.weber@toggenburgmedien.ch
Susanna Schwager veröffentliche vor kurzem das Buch «Das halbe Leben – junge Frauen erzählen». Es ist der vierte Band ihrer Buchreihe. Vor rund zehn Jahren begann sie die Reihe mit dem Buch «Das volle Leben – Frauen über 80 erzählen». Darauf folgten die Bücher «Das volle Leben – Männer über 80 erzählen» und «Das halbe Leben – junge Männer erzählen». Jetzt ist also der vierte Band erschienen, er enthält Momentaufnahmen aus dem Leben von acht jungen Frauen. Darunter erzählt auch eine Toggenburgerin einen Teil aus ihrem Leben.
Warum schreiben Sie Bücher? Wieso und wann haben Sie mit Schreiben angefangen?
Es war ein langer Weg mit vielen Umwegen. Nach der Rückkehr aus Mexiko, wo ich ein paar Jahre lebte, fing ich damit an, die Erzählungen des Grossvaters aufzuzeichnen. Ich nannte das Buch «Fleisch und Blut», und ein Verlag wollte es, damals ein Wunder. Es wurde ein Bestseller, ein zweites Wunder. Und dann kam eins aus dem andern. Ich hatte mir eigentlich mal geschworen, nie auch noch Bücher zu schreiben. Mit Sprache hatte ich mich aber Zeit meines Lebens befasst.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen diese, doch recht speziellen (im positiven Sinn), Bücher zu schreiben?
Ich liebe Dokfilme. Und Geschichten. Und ich versuchte, als sprachliches Experiment, ein Buch zu schreiben nur mit Originalzitaten von erzählenden Menschen. Also wie man einen Dokfilm macht nur mit Quotes, ohne Kommentar. Es funktionierte, und mein Schreibstil war geboren. Ich nenne es dokumentarische Literatur.
Was war Ihre Motivation? Gab es einen Grund oder Auslöser?
Die Erzählungen des Grossvaters waren so lebendig, dass ich sie möglichst originalgetreu wiedergeben wollte. Ich wollte diese Lebendigkeit möglichst authentisch einfangen. Ein Auslöser war sicher auch meine Neugierde nach den eigenen Wurzeln. Nach den Jahren in Mexiko war ich reif dafür, das eigene Biotop besser kennen zu lernen. Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass ich selber Kinder bekam.
Wie wählen Sie die Menschen aus, über die Sie etwas schreiben wollen? Haben Sie vorher schon eine Vorstellung, über wen Sie gerne etwas hören möchten (also jemand in einem Beruf etc.), oder stolpern Sie über die Persönlichkeiten?
Ich gehe der Nase nach oder eher dem Bauch. Das Buch weist mir den Weg. Man kann mit absolut allen Menschen mit dieser Methode spannende Bücher machen. Weil jedes Leben einmalig ist, oft verrückt und immer eine packende Geschichte. Das Geheimnis ist die Sprache, das Schreiben.
Sind noch weitere Bücher geplant? Wenn ja, wann und was für welche?
Nach vier Romanen und vier Bänden mit Lebensbildern drängt nun noch ein neuntes Buch ans Licht. Es ist die Geschichte einer wilden, grossen und tapferen Frau aus der Ostschweiz. Ich will ihr einen Roman widmen.
Das Interview wurde per E-Mail geführt. Susanna Schwager, «Das halbe Leben – Junge Frauen erzählen», Wörterseh 2017, www.susannaschwager.ch. Die Buchvernissage findet am 27. April um 20 Uhr im Theater Rigiblick in Zürich statt. www.theater-rigiblick.ch.