Neubau
Kleines Haus dokumentierte grosse Geschichte: In Heiden verschwand das Thea-Graf-Haus

Kürzlich musste das Häuschen an der Nordstrasse in Heiden einer Überbauung weichen. Das Gebäude erinnerte an Thea Graf und damit an die grosse Geschichte des renommierten Hotels Pension Nord.

Peter Eggenberger
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Kürzlich musste das kleine Häuschen an der Nordstrasse in Heiden einer Überbauung weichen.

Kürzlich musste das kleine Häuschen an der Nordstrasse in Heiden einer Überbauung weichen.

Bild: Peter Eggenberger

Das Thea-Graf-Haus neben dem Hotel-Pension Nord in Heiden musste kürzlich einem Neubau weichen. Es sollen zwei Mehrfamilienhäuser mit acht Wohnungen, Tiefgarage und Trafostation des EW Heiden entstehen.

Thea Graf war die Enkelin von Johann Martin Graf. Er hatte 1847 die Liegenschaft Nord gekauft und beherbergte nebst seinem Landwirtschaftsbetrieb auch Gäste. Sein Haus war evangelisch-reformierten Grundsätzen verpflichtet. Ab 1865 stand ein Kurpastor im Dienste der Gäste. Gleichzeitig sorgte Grafs ökologisch geführter Landwirtschaftsbetrieb für Aufsehen, was ihm den Titel «Musterbauer vom Nord» eintrug.

Mit der Gemeindekasse nach Amerika geflüchtet

Ab 1885 führte Sohn Caspar Konrad Graf gemeinsam mit seiner Gattin Maria Schmutziger den Betrieb. Er war Mitglied des Gemeinderats. Als sich der Gemeindeschreiber 1888 mit dem Geld aus der Gemeindekasse nach Amerika absetzte, übernahm Graf dessen Amt.

Im gleichen Jahr wurde Thea Graf geboren. Nach dem Tod des Vaters 1928 lag der Betrieb in den Händen von Witwe Maria und Tochter Thea.

Seit elf Jahren geschlossen

1946 erwarb das Zürcher Ehepaar Stehli die dem Verband christlicher Hotels der Schweiz angehörende Pension Nord, um das Haus zu modernisieren und auszubauen. Mit Andres und Anne Stehli folgte 1975 die zweite Generation, die bis 2012 im Hotel blieb. Die Sanierungs- und Neubaupläne der Nachfolger-Familie Muhr blieben unrealisiert. Noch immer ist die Zukunft des Hauses ungewiss.

Mit dem 1946 erfolgten Nord-Verkauf übersiedelte die ledig gebliebene Thea Graf gemeinsam mit Nord-Köchin Ida Hochuli ins benachbarte kleine Appenzellerhaus. Von hier aus verfolgte sie mit wachem Geist die Nord-Entwicklung. Entsprechend dem christlichen Geist ihrer Vorfahren stellte sie sich langjährig in den Dienst der örtlichen Sonntagsschule. Sie verstarb 1989.